Als Pferdebesitzer einen Menschen zu finden, dem man das anvertraut was einem am liebsten ist, das ist verdammt schwer. Wer ist wirklich vertrauenswürdig und zuverlässig? Wer passt zu mir und meinem Pferd?
Nachdem ich gestern aus Reitbeteiligungssicht darüber geschrieben habe, worauf man achten sollte, wurde ich gebeten das auch einmal für die Pferdebesitzer-Seite zu tun. Et voilá!
Gib nicht auf, sie ist irgendwo dort draußen!
Jeder kennt die Geschichten von Reitbeteiligungen, die einfach nicht am Stall erscheinen, sich nicht um Pferd und Ausrüstung kümmern oder sich auf Anzeigen melden für die sie völlig ungeeignet sind. Das macht die Sache natürlich nicht leichter. Als Pferdebesitzer habe ich noch nie eine Reitbeteiligung für uns suchen müssen – mein Kleiner ist ja auch erst etwas über 1 Jahr. Aber ich kann sehr gut nachvollziehen wie es Dir da geht. Als Reitbeteiligungssuchende habe ich die Odyssee oft von der anderen Seite erlebt und auch genug Horror-Storys von anderen Pferdebesitzern gehört. Und das bei etwas ohnehin so schwierigem und sensiblen. Immerhin suchst Du jemanden, dem Du Deinen besten Freund anvertrauen kannst. Keine leichte Entscheidung. Aber auch wenn Du vielleicht schon länger suchst und kurz vor dem Aufgeben bist: Halte durch! Die Suche lohnt sich, denn wenn Du diese Person erstmal gefunden hast, dann nimmt Dir das eine Menge Arbeit und Verantwortung ab und ihr werdet ganz sicher viel Spaß zusammen haben.
Aber wie findest Du nun die passende Reitbeteiligung für euch?
Es gibt einige Tipps, um Dir die Suche zu erleichtern. Ich habe mir die aktuellen Reitbeteiligungs-Angebote in den Kleinanzeigenmärkten und auf Facebook mal angesehen und überlegt worauf ich mich bewerben würde und warum. Und worauf nicht. Ich sage es gleich vorweg: Ziel der folgenden Tipps ist, die Richtigen dazu zu bringen sich auf eure Anzeige zu melden – leider werden diese Tipps aber nicht verhindern, dass es auch die Falschen tun. Das ist leider ziemlich unmöglich, weil die Falschen ja die Anzeigen gar nicht zu lesen scheinen. Wenn Du aber die folgenden Tipps beachtest, dann wird Dir das hoffentlich das Aussieben der Falschen erleichtern.
Mit diesen 7 Schritten findest Du die perfekte Reitbeteiligung:
1. Überlege Dir genau was Du unbedingt möchtest…
…und was Du auf keinen Fall möchtest. Und dann schreib genau das auf. Nicht mehr und nicht weniger. Wir neigen dazu unsere Wunschvorstellung in unsere Anzeige zu packen. Der Profireiter, der mein Pferd weiter ausbildet, alle Stalldienste übernimmt und auch einen signifikanten finanziellen Beitrag leistet. Ich übertreibe jetzt natürlich. Aber es kann sehr hilfreich sein, wenn Du Dir eine Liste machst was wirklich unerlässlich ist. Gerade die Richtigen lassen sich nämlich oft abschrecken, wenn sie das Gefühl haben, dass sie den Anforderungen auf keinen Fall gerecht werden. Die Richtigen sind nämlich meist mit Selbstreflektion und einer gesunden Einschätzung ihres Könnens ausgestattet. Deshalb: Wenn Du wirklich einen Profireiter suchst, dann schreib es rein. Wenn nicht, dann lass es raus. Möchtest Du, dass die neue Reitbeteiligung Unterricht nimmt? Schreib es rein. Mich würde es z.B. sogar freuen, wenn ich schon aus der Anzeige erfahren würde, dass ein guter Trainer am Stall ist. Suchst Du wirklich nur Volljährige, weil Du schon schlechte Erfahrungen gemacht hast? Oder würdest Du vielleicht auch einer reifen 16Jährigen eine Chance geben? Steck die Grenzen nicht zu eng, denn damit schreckst Du im Zweifel die Richtigen ab (die Falschen werden sie eh nicht abschrecken, da die sie ja wahrscheinlich nicht lesen).
2. Richte Deine Konditionen nach dem Grund Deiner Suche aus
Warum suchst Du eine Reitbeteiligung? Für die meisten sind die Gründe entweder Zeit oder Geld. Wenn Dein Grund Zeit ist, dann schreib das in die Anzeige und mach dort klar, dass Dir die neue Reitbeteiligung die Arbeit erleichtern soll – aber dann mach den finanziellen Anteil entsprechend günstiger. Ist Geld Dein Grund, dann verlange weniger Mitarbeit von Deiner Reitbeteiligung und nimm dafür mehr Geld. Wenn Deine Gründe Zeit und Geld sind, dann überleg Dir genau wieviel Unterstützung (physisch und finanziell) Du wirklich brauchst und verlang nicht mehr als das. Natürlich stellst Du der Reitbeteiligung Dein Pferd zur Verfügung und das ist quasi unbezahlbar. Aber Du bist auf eine Partnerschaft aus und wenn Du einen Pferdepfleger engagieren müsstest, dann müsstest Du für dieselbe „Dienstleistung“ sogar noch was bezahlen. Und Du und Dein Pferd profitieren ja zum Glück auch davon. Bedenke einfach, dass nicht nur bei Dir, sondern auch bei so ziemlich allen anderen auch entweder Zeit oder Geld oder beides das Problem ist.
3. Beschreibe euch ausführlich!
In Punkt 1 habe ich geschrieben, dass Du Dich beschränken solltest. Das gilt aber nur für die Anforderungen. Für jemanden, der auf der Suche nach einer echten Partnerschaft ist, gibt es nichts schlimmeres als Anzeigen, in denen nur die Eckdaten stehen. Ich will ein Gefühl für euch bekommen, am liebsten schon aus der Anzeige selbst. Daher: Beschreibe Dein Pferd, was es ausmacht, warum Du es gern hast und wie es Dich manchmal zur Weißglut bringt. Schreib auch ein bisschen was zu Dir, was Dir beim Reiten und dem Umgang mit dem Pferd wichtig ist. Das ist natürlich ein bisschen Arbeit. Aber es wird auf jeden Fall die Richtigen anziehen. Und Du lebst damit schon vor was Du später auch von Deiner Reitbeteiligung erwartest: Du bist engagiert und nimmst die Sache ernst.
4. Bleib freundlich!
Ich kann verstehen, dass Du frustriert bist. Vielleicht suchst Du schon seit Monaten und es melden sich immer nur total unpassende Leute, die komplett ignorieren was Du mit viel Arbeit und Gedanken in die Anzeige geschrieben hast. Bleib trotzdem freundlich in der Anzeige. Ich sehe es immer mal wieder, dass jemand seinem Unnmut dann in der Anzeige Luft macht und in Großbuchstaben aufführt, wer sich alles nicht melden muss. Das ist verständlich, aber verzichte trotzdem drauf! Ich würde mich jedenfalls nicht bei jemandem melden, der schon in der Anzeige schimpft. Und unsere These ist ja, dass die Falschen das eh nicht lesen – oder nicht beachten.
5. Überlege Dir, wie der Erstkontakt aussehen sollte
Und schreib das in die Anzeige! Wer sich daran schon nicht halten kann, den kannst Du eigentlich gleich aussortieren. Hat der die Anzeige überhaupt gelesen? Hält der sich im Zweifel auch nicht an andere (wichtigere) Anweisungen, wie z.B. die Abschwitzdecke drauf zu tun, wenn Dein Pferd bei der Arbeit geschwitzt hat? Aber wie sollte der Erstkontakt denn am besten aussehen? Vielleicht bist Du ein Telefonmensch, aber ich werde jetzt trotzdem eine klare Empfehlung für eine Kontaktaufnahme per Mail geben. Nachdem Du ein bisschen was über euch erzählt hast, fordere die Interessenten in der Anzeige auch direkt auf sich per Mail bei Dir zu melden. Und zwar mit einer Beschreibung. Du kannst sogar ein paar Fragen vorgeben die Dir besonders wichtig sind (z.B.: Worauf legst Du beim Umgang mit dem Pferd besonderen Wert? Wie lange reitest Du schon? An welchen Tagen kannst du? Warum bewirbst Du Dich gerade auf meine Anzeige?). Ähnlich wie bei Deiner ausführlichen Beschreibung kannst Du an den Zuschriften ziemlich leicht ablesen, wer engagiert ist und die Sache ernst nimmt. Kommt da ein Zweizeiler zurück, würde ich das gar nicht weiter verfolgen. Nimmt sich jemand die Zeit Deine Fragen zu beantworten oder ausführlich zu beschreiben warum er glaubt, dass es passen könnte? Super, sofort einladen! Kleiner Tipp: Der Jackpot ist, wenn jemand vielleicht sogar schon in dieser ersten Mail schreibt was „sein Haken“ ist (z.B. Ich kann nur an bestimmten Tagen, Ich bin noch kein Profireiter – aber ich nehme Unterricht…). Das zeigt Selbstreflektion und die Person hat sich sogar Gedanken gemacht was für euch ein Problem sein könnte! Hast Du jemanden gefunden, dessen Beschreibung nett und passend klingt? Dann ruf ihn an oder lad ihn direkt ein.
6. Mach Dir ein umfassendes Bild beim ersten Kennenlernen
Bedenke, dass Dein „Bewerber“ wahrscheinlich aufgeregt ist und noch dazu schüchtern sein könnte. Sei daher ein bisschen milde und verständnisvoll beim ersten Treffen. Achte vor allem darauf wie die Chemie zwischen der potenziellen Reitbeteiligung und Dir und Deinem Pferd ist. Streichelt sie Dein Pferd, während sie mit Dir spricht? Wirkt Dein Pferd entspannt und neugierig? Findest Du sie sympathisch? Die Chemie ist etwas das man nicht lernen kann, während man reiterliche Unzulänglichkeiten beheben kann (natürlich gibt es auch da eine Grenze!). Lass den Reitbeteiligungs-Bewerber beim ersten Treffen nicht nur Reiten. Holt Dein Pferd zusammen von der Weide oder aus der Box, putzt es, sattelt und trenst es gemeinsam. Und geht erst dann reiten. Guck Dir auch an was Dein Bewerber nach dem Reiten tut. Verstaut er die Ausrüstung ordentlich? Achtet er auf das Wohl des Pferdes? Erwarte nicht, dass die potenzielle Reitbeteiligung schon alles weiß oder perfekt macht. Aber achte darauf, ob sie nachfragt und wie sie auf Hinweise reagiert. Fragt sie nach dem Reiten, ob sie Dein Pferd eindecken soll? Super! Auch wenn Du eigentlich denken würdest, dass das auf der Hand liegt. Reagiert sie auf Hinweise schon jetzt gereizt? Dann lass lieber die Finger davon!
7. Sprecht miteinander!
Du hast sie gefunden? Herzlichen Glückwunsch! Nun geht es darum euch einzuspielen und für eine möglichst laaaaaange Zeit glücklich miteinander zu werden. Setzt euch zusammen und besprecht in Ruhe was ihr voneinander erwartet, worüber Du z.B. informiert werden möchtest und was Deine Reitbeteiligung alles machen kann. Wenn Dich was stört, dann schick keine genervten Nachrichten oder Fotos, sondern sei diplomatisch und weise sie einfach erstmal darauf hin. Denk immer daran wie schwer es war sie zu finden und dass Du wieder suchen musst, wenn ihr euch verkracht. Behandel sie wie einen Partner und kommuniziert offen und ehrlich! Und wenn Du etwas toll findest was sie gemacht hat, wenn Dein Pferd zeigt, dass ihm die zustätzliche Beschäftigung gut tut – dann lobe Deine Reitbeteiligung auch ruhig mal! Nutze jede Gelegenheit dazu! Wir alle wissen doch aus dem Job wie sehr man sich über Anerkennung freut, oder? Positive Verstärkung funktioniert nicht nur bei Pferden!
Jetzt sollte eurem Glück zu Dritt nichts mehr im Wege stehen. Ich wünsche euch alles Gute und viel Spaß als Trio! Aber ich habe noch einen extra Punkt:
8. Sei nett zu anderen Reitbeteiligungen!
Das ist ein Punkt, der nicht direkt etwas mit Dir und Deiner Reitbeteiligung zu tun hat. Aber er ist trotzdem total wichtig: Sei nett zu Reitbeteiligungen anderer Pferde. In vielen Ställen werden Reitbeteiligungen wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Glaubst Du nicht? Dann achte mal drauf! Das ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Willst Du, dass das Deiner Reitbeteiligung auch so geht? Vielleicht fühlt sie sich dann irgendwann nicht mehr wohl im Stall und verlässt euch aus einem so blöden Grund. Das willst Du sicher nicht, oder? Dann geh mit gutem Beispiel voran und sei extra nett zu anderen Reitbeteiligungen (und zu Deiner eigenen natürlich auch…).
*Titelbild by Gareth du Plessis
5 comments
Hallo!
Ein schöner Artikel! Ich bin leider bisher mit meinen Reitbeteiligungen nur auf die Nase gefallen…
Eine Frage hätte ich allerdings noch; könntest Du für mich eine angemessene Kostenbeteiligung einschätzen?
Ich biete der RB ein Pony (21, topfit, Western+Dressur+Springen geritten, Western und Dressursattel vorhanden) und ein Großpferd (11, klassische Grundausbildung, klassischer Sattel vorhanden) und weiteres Equipment. Reiten dürfte sie beide so oft sie mag, allerdings keine Turniere. Stalldienst gibt’s bei uns nicht. Der Stall hat ein schönes Dressurviereck und einen Longierplatz, außerdem gibt’s ein schönes Ausreitgelände.
Die Pferde stehen in Bayern.
Was kann man da realistisch als Kostenbeteiligung ansetzen?
LG Finlon
Hi Finlon,
es freut mich, dass Dir der Artikel gefällt. Und ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Du beim nächsten Mal mehr Glück mit Deiner Reitbeteiligung hast.
Was Du als Kostenbeteiligung ansetzen solltest, das kann ich Dir nur leider nicht so einfach sagen. Du hast schon viele Faktoren aufgezählt, die Du da einbeziehen kannst (Ausstattung des Stalls, Ausbildungsstand der Pferde) etc.. Schau Dir am besten mal an was andere Reitbeteiligungen in Deiner Gegend so verlangen (Bayern ist groß, das kann durchaus nochmal variieren, z.B. von Stadt zu Land). Am besten suchst Du nach Angeboten, die mit Deinem in etwa vergleichbar sind. Meistens zeichnen sich „Marktpreise“ ab, an denen Du Dich orientieren kannst. In meiner Gegend ist das auf jeden Fall so, da kann man bei einem wirklich gut ausgebildeten Pferd mit wenig oder keiner Stallhilfe ungefähr mit 100€ rechnen. Bei einem weniger gut ausgebildeten Pferd oder mehr Stallhilfe entsprechend weniger. Letztendlich ist das aber auch nur ein Anhaltspunkt. Überleg Dir was für Dich wichtig ist, die Beschäftigung der Pferde oder finanzielle Unterstützung, oder beides? Wenn finanzielle Unterstützung dabei ist, dann überleg Dir, wieviel Unterstützung Du wirklich brauchst (nicht wieviel schön wäre… 😉 ). Nur hier nochmal der Hinweis: Wer viel Zeit hat (zwei Pferde so viel man möchte beschäftigen), der hat meistens wenig Geld. Und wer viel Geld hat, der hat meistens nicht so viel Zeit…
Ich hoffe die Gedanken haben Dir jetzt trotzdem ein bisschen geholfen.
Liebe Grüße,
Sophie
Danke für Deine Antwort!
Ich habe schon eine Reitbeteiligung in Aussicht, sie verdient (aus meiner Sicht=Studentin) ganz gut. Wichtiger wäre mir natürlich die gute Versorgung meiner Jungs, aber leider hab ich die Erfahrung gemacht, dass eine RB die nichts kostet, auch nichts wert ist, also nicht geschätzt wird. Da ich kein Einkommen habe brauche ich aber auch jeden Cent…
Erst hatte auch ich so an 100€ gedacht, dann würde sie quasi den Schmied zahlen. Aber ich denke, 60€ würden mir auch genügen. Sie soll keinen Nachteil dadurch haben, dass sie die RB übernimmt.
Das mit dem vergleichen finde ich leider schwierig, da kein Angebot hier aus der Gegend wirklich viel mit meinem gemeinsam hat. Da wird entweder jemand zum betüdeln für einen Rentner gesucht oder es wird ein S-Dressur Pferd angeboten, mit dem man wöchentlich zum Turnier fahren kann. Oder es gibt viel Stallarbeit. Oder… 😉
Nochmal vielen Dank!
LG Finlon
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