Unser Haus hier in Dänemark ist direkt am Strand. Wenn wir die Fenster aufmachen, dann hören wir das Meeresrauschen und unser Blick geht direkt in die Dünen. Auf der anderen Seiten sind wir von Wald und Wiesen umgeben. Ich fühl‘ mich hier ganz wohl… ;D Nee, ganz ehrlich: Das ist so ziemlich das Paradies hier. Ich könnte auch gut noch ein paar Wochen mehr hierbleiben. Dazu trägt natürlich auch bei, dass wir hier wirklich nur das machen wozu wir Lust haben.
Bis mittags schlafen, dann erstmal Frühstücken und dann raus. Mit ein bisschen Glück hat man sogar ein bisschen Sonne. Natürlich stelle ich mir bei jedem einsamen Strandspaziergang vor wie schön es wäre mit Pferd hier zu sein, den endlosen Strand entlang zu reiten, ewig im Galopp durchs flache Wasserzu pesen… Die meiste Zeit sieht man keinen Menschen und würde so auch niemanden stören. Dementsprechend begeistert war ich heute auch, als ich tatsächlich eine Reiterin gesehen habe. Sie ritt auf einem Haflinger, allerdings die meiste Zeit seitwärts. Auf den ersten Blick dachte ich, dass sie vielleicht gymnastizierende Übungen macht, aber dann war schnell klar, dass der Hafi Angst vor dem gruseligen Wasser hatte. Verständlich und unter Pferden weit verbreitet. Nachdem seine junge Reiterin also eine Weile versucht hatte, ihn mit dem Schenkel ins Wasser zu drücken sah sie ein, dass das wohl so nichts werden würde. Also stieg sie ab und ich applaudierte innerlich. Wenn ein Pferd Angst hat, dann ist es vom Boden meist wesentlich einfacher es zu beruhigen. Aber ich hatte mich zu früh gefreut, denn was dann kam war keine Beruhigung, sondern ein Kampf. Seine Reiterin versuchte jetzt nämlich nicht etwa ihn zu überreden oder ihm zu zeigen, dass das Wasser ungefährlich ist, sondern ihre Taktik war zu versuchen ihn an den Zügeln ins Wasser zu ziehen. Ganz ehrlich, wie dämlich muss man sein, um zu versuchen einen 500kg Haflinger zu ZIEHEN? Ich kann wahrscheinlich nicht mal ein Shetlandpony mit Gewalt zu irgendwo hinziehen wo es nicht hin will. Und wie grausam muss man sein, um sich mit vollem Gewicht ins Gebiss zu hängen? Natürlich war das ganze Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt und irgendwann führte sie ihn entlang der Wasserkante, nur um es dann nochmal zu probieren.Was der Haflinger jetzt gelernt hat ist, dass das Wasser mit Schmerzen verbunden ist. Ich bezweifle, dass er jemals entspannt hineingehen wird.
Hätte sie ihn stattdessen entlang der Wasserkante geführt, ihn ein bisschen gucken lassen und ihm die Zeit gegeben sich das Ganze mal in Ruhe anzusehen, dann hätte sie vielleicht eine Chance gehabt. Pferde die Angst haben, reagieren mit Gegenwehr auf zu viel Druck. Sie tun das nicht um uns zu Ärgern, sondern weil sie gesunderweise einen starken Selbsterhaltungstrieb haben. Sich dann auf einen Kampf einzulassen ist einfach nur bescheuert. Ein Pferd braucht in so einer Situation Sicherheit und jemanden, der es so führt, dass es ihm glauben kann, dass keine Gefahr droht.