Heute will ich Dir zum ersten Mal ein Buch ans Herz legen – und ich nehme gleich vorweg, dass es von meiner Trainerin geschrieben ist. Aber bevor Du jetzt denkst ich kriege gratis Reitunterricht für diese Rezension, möchte ich gleich Deine Zweifel entkräften: Dieses Buch war einer der Hauptgründe warum ich zu Corinna Scholz gekommen bin, ich habe es also gelesen bevor ich sie überhaupt kannte.
Die Autorin
Corinna Scholz hat so ziemlich alles gemacht was man auf und neben dem Pferd so machen kann. Sie war als Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsreiterin unterwegs und arbeitet natürlich auch leidenschaftlich vom Boden aus. Mit ihrem Showteam, dem Team Légèreté, ist sie auf diversen Veranstaltungen mit vielseitigen Schaubildern unterwegs. Außerdem arbeitet sie als Ausbilderin und Trainerin für Pferde und Reiter.
Das hättet ihr soweit auch im Buch nachlesen können, aber da ich die Autorin inzwischen ja etwas kennenlernen konnte, möchte ich euch einen tieferen Einblick nicht vorenthalten.
Fünf „Fakten“ über die Autorin, die nicht im Klappentext stehen:
* Corinna ist extrem experimentierfreudig, was sich auch in der Vielseitigkeit ihres reiterlichen Werdegangs und der Themenvielfalt des Buches widerspiegelt.
* Sie lacht einfach immer, wenn sie mit Pferden zusammen ist. Selbst bei einer Dressurkür in Weltuntergangsregen oder mit einem gebrochenen Zeh.
* Wenn Du sie nach ihren Pferden fragst, dann solltest Du Zeit mitbringen, denn sie hat viele superspannende, rührende, lustige, abenteuerliche Geschichten zu erzählen und spricht unendlich gern über die Pferde, die sie in ihrem Leben begleitet haben. (Wer von uns tut das nicht?)
* Ich glaube der wahre Grund warum sie die Bodenarbeit so toll findet ist, dass sie die Pferde dann besser sehen kann. Denn sie hat sich die Faszination für die Schönheit der Pferde bewahrt und findet es von oben, glaube ich, manchmal richtig schade, dass sie nicht alles sehen kann.
* Daher kommt wahrscheinlich auch ihre Obsession mit Fotos. Die Kamera ist immer dabei, bei jeder Show und bei jedem Training und ich will nicht wissen wieviele Millionen Fotos sie schon in ihrer Sammlung hat.
Ich hoffe, dass Du Dir jetzt ein Bild davon machen konntest wer hinter diesem Buch steckt. Der Grund, warum ich das wichtig finde ist, dass ganz viel von der Autorin in das Buch eingeflossen ist. Es hilft also, wenn Du sie ein bisschen kennst.
Das BLV Handbuch Bodenarbeit
Gleich vorweg: Das BLV Handbuch Bodenarbeit ist ein Überblickswerk. Das ist auch der Grund warum ich bei der Umsetzbarkeit nur drei Sterne vergebe. Wenn ich Dir gleich zusammenfasse welche Themen behandelt werden, dann ist schnell klar, dass das auf 170 Seiten nicht so umfassend behandelt werden kann, dass ich als Anfänger direkt loslegen kann. Über jedes Unterthema in diesem Buch gibt es zig Bücher, die sich ausschließlich mit diesem einzelnen Aspekt beschäftigen. Dennoch ist mit dem BLV Handbuch Bodenarbeit ein Spagat gelungen, der nicht so einfach zu erreichen ist. Denn es ist sowohl für blutige Anfänger als auch für Fortgeschrittene Bodenarbeits-Schüler geeignet. Durch seine Vielseitigkeit und den teils sehr besonderen Angang der Themen bietet es für mich als Anfänger einen guten Überblick über die Möglichkeiten und eine gute Basis für die Bodenarbeit. Wenn Du da schon etwas bewanderter bist, dann garantiere ich Dir, dass Du jede Menge Anregungen und Denkanstöße finden wirst. Sicher wirst Du auf neue Ideen kommen, Vergessenes mal wieder hervorkramen und hier und da vielleicht auch Deine innere Einstellung nachjustieren.
Die Themen
Der Untertitel des BLV Handbuch Bodenarbeit kündigt an, dass es um alles „Von der Grunderziehung bis zur Arbeit am Langen Zügel“ geht. Tatsächlich setzt es aber noch viel früher an. Nicht nur die möglichen Ausrüstungsvariationen werden mit Vor- und Nachteilen besprochen, sondern auch so Grundsätzliches wie der Umgang mit Lob und Strafe und die innere Einstellung (des Menschen). Nach ersten Grundübungen wie dem richtigen Führen und dem Aushalten lernen, geht es los mit der Longenarbeit. Hier wird ein breites Spektrum von den ersten Schritten eines jungen Pferdes bis hin zur Doppellonge abgedeckt. Es folgt die klassische Arbeit an der Hand mit Erläuterungen zur Grundhaltung und Einwirkungsmöglichkeiten bis hin zu Lektionen für Fortgeschrittene. Auch die Arbeit am langen Zügel liefert wieder Ansatzpunkte für erste Schritte bis hin zu höheren Lektionen. Den Abschluss bildet eine Art Bonuskapitel in dem Corinna „Zirzensische Lektionen und mehr“ beschreibt. Hier findest Du jede Menge Ideen für weitere gymnastizierende Übungen – aber auch für jede Menge Spaß mit Deinem Pferd.
Die Philosophie, Tonalität und Unterhaltungswert
Der Spaß an der gemeinsamen Arbeit steht im Vordergrund und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Zwar sollen wir uns in den entscheidenden Momenten schon durchsetzen, das Pferd aber auch mal mitbestimmen lassen und annehmen was es uns vielleicht anbietet. Zuhören ist wichtig, denn nur so können wir unserem Pferd ermöglichen sich bei der Arbeit so richtig zu entfalten und seine ganze Schönheit erstrahlen zu lassen.
Überblickswerke sind ja häufig sehr knapp gehalten und nehmen sich nicht die Zeit für nachdenkliche Momente. Fakten werden aneinander gereiht, um nur möglichst viel Wissen auf dem begrenzten Platz zu verstauen. Das BLV Handbuch Bodenarbeit ist hier erfreulich anders. Es scheint als hätte man relisiert, dass man ohnehin nicht alles in Gänze behandeln kann. Dementsprechend wurde meines Erachtens in den richtigen Momenten darauf verzichtet den Leser mit Fakten und Anleitungen zu überfrachten und man hat sich stattdessen Zeit genommen, um sich der inneren Einstellung oder grundsätzlichen Überlegungen zu widmen. Dies führt dazu, dass ich beim Lesen den einen oder anderen völlig unerwarteten Aha-Effekt hatte. Über manches was hier und da so zwischen die „Daten und Fakten“ gemogelt wurde, habe ich wirklich noch eine Weile nachdenken müssen. Über den inneren Fokus zum Beispiel, der sich prima unterstützen lässt, indem man einfach mal ausspricht was man machen will. Und anders als bei anderen Überblickswerken hatte ich nicht das Gefühl ein Lehrbuch zu lesen, sondern fühlte mich dank des sehr persönlichen und lockeren Schreibstils auch noch prima unterhalten. Bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen sucht man vergebens, denn dafür bietet ein Buch mit diesem Themenspektrum keinen Platz. Trotzdem ist das BLV Handbuch Bodenarbeit sehr umfangreich bebildert. Die Bilder unterstreichen dabei meist den Höhepunkt oder einen wichtigen Aspekt des dazugehörigen Textes und bieten einen wunderbaren Überblick über die Vielseitigkeit und Schönheit von Bodenarbeit.
Fazit
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, wenn Du mit der richtigen Erwartungshaltung herangehst. Du findest hier keine umfassenden Anleitungen, aber einen guten Überblick, viele, viele gute Gedanken und jede Menge Inspiration. Mich hat das BLV Handbuch Bodenarbeit auf jeden Fall neugierig gemacht und ich wollte mehr. Nach und nach werde ich sicher alles mal ausprobieren was da so drinsteht. Und dass ich nach der Lektüre dann gleich Corinnas Schülerin geworden bin spricht ja für sich, oder? Ich wünsche Dir ganz viel Spaß beim Entdecken neuer und alter Lektionen.
BLV Handbuch Bodenarbeit: Von der Grunderziehung bis zur Arbeit am Langen Zügel
Corinna Scholz, 2014, 24,99€
*Titelbild von Corinna Scholz.
5 comments
Liebe Sophie,
danke für die Buchvorstellung. Das liest sich sehr interessant und ist damit auf meine „Möchte-ich-mir-kaufen-und-irgendwann-wenn-ich-mal-Zeit-habe-lesen-Liste“ gewandert.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
super! Ich musste auch an Dich denken als ich das Buch gelesen habe. 🙂 Ich glaube ihr beide würdet daran auch ziemlich viel Freude haben. Die Herangehensweise gefällt Dir, glaube ich, auch. Und man bekommt soooo viele Anregungen. 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Cool, das klingt echt spannend! Ich habe mir direkt auch den Artikel zu deiner ersten Stunde als Schülerin durchgelesen und bin begeistert. Sowas hätte ich bei mir in der Gegend auch total gerne. So ganz alleine fehlt mir manchmal doch der Anreiz etwas neues mit Egon auszuprobieren oder ich habe Angst, dass ich etwas falsch mache.
Hi Sarah,
ja, das geht mir genauso. Deswegen auch nur drei Sterne bei Umsetzbarkeit. Gerade bei der Arbeit an der Hand sehe ich durchaus Konfliktpotenzial wenn man das falsch macht.Das würde ich mich ohne Anleitung auch nicht trauen. Deswegen auch nur drei Sterne bei der Umsetzbarkeit. Alleine würde ich mir das nicht zutrauen nur weil ich das Buch gelesen habe. 😉 Aber bei den Zirzensik-Lektionen sieht das schon wieder etwas anders aus. Da ist es, glaube ich, nicht so tragisch wenn was schief läuft und man kann da ruhig rumexperimentieren. Hier bietet das Buch auch viele Anregungen. Und vielleicht findest Du ja doch jemanden, der sich mit Arbeit an der Hand und Co. auskennt und euch am Anfang ein bisschen unterstützen kann. Spaß macht es auf jeden Fall! Und mit Egon sähe das bestimmt zum Knutschen aus! (Eigentlich will ich vor allem die Fotos sehen!) 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Egon sieht schon zum Knutschen aus, wenn er nur über Trabstangen trabt 😀 Wie er die kleinen Beine hebt.. ach <3 Das halte ich bestimmt nicht aus, wenn er dann noch süßer guckt.