Wie mein Wochenende begann? Naja, ich war auf dem Platz und wir haben ein bisschen an der Hand piaffiert, Travers und Renvers und den spanischen Schritt geübt… Was man an einem Samstagmorgen halt so macht…
Ok, Spaß beiseite. Ich bin nicht plötzlich unter die Profis gegangen. Aber ich habe eine neue Trainerin und hatte gestern das erste Mal Unterricht bei ihr. Ich werde Dir demnächst auch nochmal ausführlich von ihr erzählen – und davon warum ich glaube, dass ich vielleicht endlich die Richtige für uns gefunden habe. Aber heute soll es erstmal nur um dieses erste Mal Arbeit an der Hand gehen.
Bodenarbeit steht ganz oben auf meinem Trainingsplan!
Meine neue Trainerin kann so ziemlich alles (nach Aussage meiner Stallbesitzerin), hat aber im Moment kein Lehrpferd mit dem sie gut Reitunterricht geben kann. Für mich nicht weiter schlimm, denn ganz, ganz oben auf meinem persönlichen Trainingsplan steht Bodenarbeit in allen Facetten – immerhin kommt das auf Soudi und mich ja viel früher zu als das Reiten. Und ich muss gestehen, dass ich da noch so gut wie nichts gemacht habe (außer Horsemanship Bodenarbeit). Weder wirklich gesundes Longieren noch Dressurarbeit an der Hand. Wo ich geritten bin, da wurde sowas einfach nie angeboten. Es ging immer ums Reiten. Dabei ist Bodenarbeit sowohl als Vorbereitung als auch als Gymnastizierung und Abwechslung so genial!
Das muss ich also unbedingt lernen.
Und jetzt weiß ich auch wo!
Der Stall ist nur ein paar Minuten von Soudis Zuhause entfernt und hat eine total freundliche Atmosphäre (ich erwähne das, weil ich bei meinem letzten Reitschulbesuch vor Schreck fast wieder rückwärts aus der Halle gegangen wäre, weil mich die deprimierende Atmosphäre so sehr an die Reitschule meiner Kindheit erinnerte). Ich wurde mit einem breiten Lächeln entfangen und gleich gefragt worauf ich denn Lust habe, weil davon abhänge welches Pferd wir holen.
Ich wollte Arbeit an der Hand, weil ich – ganz abenteuerlustig – etwas vollkommen Neues ausprobieren wollte. Daraufhin holten wir ihren PRE von der Weide und ich durfte ihn erstmal in Ruhe putzen, damit wir uns ein bisschen anfreunden konnten. Sie hat ihn aus schlechter Haltung gerettet und ich bin wirklich beeindruckt, wie wunderbar freundlich dieses Pferd ist (und das trotz aller Fehler die ich machte).
Schon beim Putzen fragte meine neue Trainerin mich, was ich denn glaube was bei der Arbeit an der Hand das wichtigste sei. Ich tippte auf Körpersprache. Die zweite Frage war dann schon schwierig: Was denn das wichtigste sei, wenn das Pferd mich nicht mehr sehen könne (weil ich im toten Winkel stehe). Nach kurzem Nachdenken fiel mir nichts anderes ein als „Energie“, aber das war auch genau richtig.
Vorgeplänkel? Ach was, in medias res!
Als der Schimmel zumindest wieder ein bisschen weiß war, ging es dann auf den Platz. Ich hatte erwartet, dass wir in der ersten Stunde erstmal nur Grundlagen üben würden. Wie stehe ich richtig zum Pferd, vielleicht auch Führübungen, die richtige Handhaltung bei der Arbeit an der Hand, vielleicht auch Rhythmusübungen. Nur das was dann kam hatte ich nicht erwartet. Ja, natürlich erklärte sie mir die Basics, aber es gab keine Trockenübungen, sondern sie baute den Unterricht einfach so auf, dass ich mir Grundlage für Grundlage mit ihrer Hilfe erarbeiten konnte. Und wenn etwas klappte, dann ging es direkt weiter. Der Unterricht war super fordernd, aber sie merkte auch, wenn ich in Schwierigkeiten geriet und lenkte das Training dann schnell wieder in eine Richtung. Sie führte mich immer wieder mal an meine Grenzen und brachte mich viel weiter als ich es für möglich gehalten hätte. Genau die richtige Mischung aus Herausforderung und Eingehen auf meine Möglichkeiten.
Einfach nur WOW!
Natürlich heißt das nicht, dass ich alles perfekt hingekriegt hätte. Davon war ich ganz weit entfernt. Aber ich habe einige richtig gute „Läufe“ gehabt und habe jede Lektion zumindest für ein paar Schritte hingekriegt. Mehr braucht es ja auch nicht für den Anfang. So habe ich in meiner ersten Stunde Arbeit an der Hand bereits gemacht: Geradeaus laufen (gar nicht so einfach wie man denkt), Schulterherein, Renvers, Traversale, Spanischer Schritt, Piaffe, Galopp an der Hand (und fast auf der Stelle) und Steigen. Ganz ehrlich, ich war so baff und so umgehauen von diesem Gefühl, dass ich ernsthaft mehrfach eine Gänsehaut bekam. Ich kann das gar nicht beschreiben. Diese Stunde war einfach nur WOW! 🙂
Bodenarbeit ist…unfassbar anstrengend!
Und ich meine nicht nur ein bisschen. Mir war schon klar, dass Bodenarbeit jetzt kein Spaziergang wird, aber von dem was mich tatsächlich erwartete, habe ich mir keine Vorstellung gemacht. Es war SO anstrengend. Dann schien auch noch die Sonne und wir waren auf einem recht tiefen Sandplatz… Aber ich war so konzentriert, dass ich erst gemerkt habe wie sehr ich schwitze, als ich aus meinen Haaren auf meinen Arm tropfte… Naja, da muss man wohl durch. Ich war bloß froh, dass ich ja nun schon seit ein paar Wochen regelmäßig Sport mache, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nicht so durchgehalten.
Eine perfekte erste Stunde!
Alles egal, denn es hat so viel Spaß gemacht, dass ich danach völlig high war. Ich habe den ganzen Tag durchgegrinst und kann auch jetzt immernoch nicht fassen was da passiert ist. Ich bin jetzt total gespannt darauf wie es weitergeht, ob es weiter so abwechslungsreich bleibt oder ob wir uns in den nächsten Stunden einigen Übungen detaillierter widmen… Ich weiß gar nicht was ich mir wünsche. Für die erste Stunde war das auf jeden Fall absolut perfekt. Ich hatte so viele Erfolgserlebnisse, habe gleich so viel kennengelernt und vor allem haben auch die schwierigeren Übungen schon jetzt ein bisschen ihren „Schrecken“ verloren. Sie hat mir gleich in dieser ersten Stunde gezeigt, dass diese Dinge mit einem gut ausgebildeten Pferd alle machbar sind. Es ist trotzdem schwer und ich habe noch einen sehr langen Weg vor mir, ehe ich das Soudi irgendwann beibringen kann, aber ich habe es schon für ein paar Schritte hingekriegt und das heißt, dass ich das alles lernen kann. Ich bin echt begeistert. Und obendrein hatte ich auch noch Spaß. Es wurde nicht gebrüllt oder geschimpft, die Stimmung blieb fröhlich, auch wenn ich mich echt doof anstellte. Und ich bekam richtig gute Erklärungen und Korrekturen – und zwar immer im richtigen Moment.
Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Mal Arbeit an der Hand? Und was schätzt Du an Deiner Trainerin/Deinem Trainer besonders? Ich würde mich total über Deine Erfahrungen freuen!
*Foto: Irina Shreiner, Fotos von dieser ersten Unterrichtsstunde folgen auch noch, da meine Trainerin auch immer Fotos macht! Das freut mich natürlich tierisch, aber jetzt habe ich die Bilder leider noch nicht hier.
2 comments
Wow, aber wirklich! Das liest sich so toll, dass ich fast selbst ein bißchen Lust auf Arbeit bekommen habe;)
LG
Dein Pfridolin (der Wert auf geregelte Freizeit legt)
Hihi, das wäre auch echt das richtige für Dich, Pfridolin. Für meinen Trainingspartner war das Ganze, glaube ich, kein bisschen anstrengend (der kann das ja schon alles und ist viel schwierigeres gewöhnt). Aber ich habe mich schön abgerackert. 😉 Da könntest Du die Frau mal so richtig arbeiten lassen! Ich freue mich dann schon auf Deinen Bericht!
Liebe Grüße,
Sophie