Auch wenn Nicht-Reiter immer meinen, dass wir uns ja nur durch die Gegend tragen lassen: Jeder, der schonmal länger auf dem Pferd gesessen hat weiß, dass Reiten das perfekte Ganzkörpertraining ist. Beim Reiten wird unsere Koordination geschult, unsere Kraft und unsere Ausdauer gefordert und ganz nebenbei jeder Muskel in unserem Körper beansprucht – zumindest fühlt es sich bei mir nach dem Unterricht immer so an.
Reiten ist der beste Sport, soviel steht fest. Aber auch außerhalb des Stalls können wir trainieren: Fitness für Reiter macht uns das Leben erheblich einfacher! Diese 5 Sportarten werden Dich zu einem besseren Reiter machen!
Fitness für Reiter – Platz 5: Laufen
Laufen ist zum Volkssport geworden. Und zwar zurecht! Du kannst es überall tun, es ist gratis (wenn man vom Anschaffungspreis für gute Laufschuhe einmal absieht), Du bist zeitlich flexibel und es tut jede Menge für Deine Gesundheit. Und Du kannst es draußen an der frischen Luft machen – für mich einer der besten Aspekte am Laufen.
Was es für die Reiter-Fitness tut
Wer kennt das nicht: Du arbeitest mit Deinem Pferd, es macht super mit, aber Du kannst irgendwann einfach nicht mehr. Oder ihr seid auf dieser fantastischen Galoppstrecke unterwegs, aber der Genuss wird getrübt, weil Du vor Anstrengung kaum noch Luft bekommst. Laufen ist gut für die Ausdauer, eine der wichtigsten Eigenschaften für das Reiten. Denn wer eigentlich nicht mehr kann, der sitzt auch nicht mehr ordentlich im Sattel, oder kann sich am Boden nicht mehr richtig konzentrieren. Aber Ausdauer ist nicht das einzige, was Dir Laufen bringt: Auch das Lungenvolumen wird erhöht, Du bist also nicht nur ausdauernder, sondern hast auch allgemein mehr Luft. Und natürlich werden Deine Beine stärker. Stramme Waden sind auch für das Reiten ein Vorteil – nicht weil Du großartig Kraft anwenden sollst, sondern weil Du mit mehr Kraft auch mehr (Körper)kontrolle gewinnst. Wenn Du am Ball bleibst, kannst Du außerdem einige Techniken lernen, die Du auch beim Reiten prima anwenden kannst, wie z.B. eine regelmäßige und kontrollierte Atmung oder ausgezeichnetes Taktgefühl. Denn auch beim Laufen gilt: Ein regelmäßiges (taktreines) Tempo hilft enorm. Und obendrauf gibt es ein besseres Körpergefühl, denn wer mit seinem Körper „arbeitet“, der weiß auch besser, wie er ihn einsetzen kann und was er mit ein bisschen Training leisten kann.
Bonus
Wenn Du fit genug bist, das Tempo passt und Dein Pferd zuverlässig an Deiner Seite bleibt, dann kannst Du sogar mit Deinem Pferd laufen gehen.
Fitness für Reiter – Platz 4: Bogenschießen
Bogenschießen? Ja, Bogenschießen! Vielleicht hattest Du diesen Sport gar nicht so richtig auf dem Zettel… Solltest Du aber, denn es ist der perfekte Sport für Reiter.
Was es für die Reiter-Fitness tut
Zügel, Schenkel und Gewicht hin oder her – unsere wichtigste Hilfe ist der innere Fokus, wie ich ja bereits hier beschrieben habe. Viele Probleme beim Reiten entstehen daraus, dass wir uns nicht genug auf den Moment fokussieren. Wir sind entweder in Gedanken noch bei der Arbeit oder schon bei der nächsten Übung und schwupps gibt es Kuddelmuddel im Hier&Jetzt und wir können die nächste Übung auch gleich vergessen.
Bogenschießen trainiert – neben den Arm- und Oberkörpermuskeln, die man auch prima zum Heuballen- oder Sattel-Schleppen gebrauchen kann – vor allem diesen inneren Fokus. Wenn Du den Pfeil abschießt, dann darfst Du nirgendwo anders sein. Treffen wirst Du nur, wenn Du Dich auf diese eine Sache und sonst nichts auf der Welt konzentrierst. Und genauso ist es doch bei der Arbeit mit dem Pferd, oder? Auch beim Bogenschießen spielt wieder (wie beim Reiten auch) die Atmung eine wichtige Rolle. Denn mit ihr kannst Du dich selbst beruhigen und in den Moment bringen. Glaub mir, wenn Du es schaffst die Mitte zu treffen, dann hast Du auch bei der Arbeit mit Deinem Pferd ganz schnell Deine Mitte gefunden!
Bonus
Berittenes Bogenschießen ist verdammt cool!
Fitness für Reiter – Platz 3: Krafttraining
Dem Krafttraining haftete lange ein sehr maskulines Image an, aber zum Glück sind diese Zeiten vorbei. Heute gibt es auch immer mehr Frauen, die Krafttraining – sei es mit dem eigenen Körpergewicht oder mit Gewichten – für sich entdeckt haben! Und das ist auch gut so, denn Krafttraining kann für die Gesundheit und das Reiten eine riesige Bereicherung sein.
Was es für die Reiter-Fitness tut
Eigentlich machen wir Reiter ja schon ständig Krafttraining: Wir schleppen Heuballen durch die Gegend, wuchten schwere Sättel auf riesige Pferde und schieben randvolle Schubkarren durch Sand und Matsch. Aber das alles machen wir natürlich nur so nebenbei und der gesunde Trainingseffekt bleibt oft aus. Beim Krafttraining – egal ob Du zuhause Deine Bodyweight-Übungen machst, im Fitness-Studio Gewichte stemmst oder beim Crossfit intensives Zirkeltraining machst – lernst Du, all die Bewegungen, die wir eh ständig machen, auf gesunde Art zu machen. Wenn Du regelmäßiges Krafttraining machst, wird es Dir höchstwahrscheinlich nie wieder in den Rücken schießen, wenn Du einen schweren Heuballen (oder eine Bierkiste) hochhebst, weil Du weißt wie man richtig Gewicht aufnimmst. Außerdem nehmen stärkere Muskeln die Belastung von Deinen Sehnen und Gelenken und Du bleibst länger gesund. Aber auch für das Reiten selbst hat Krafttraining viele Vorteile. Natürlich nicht weil Du jetzt noch stärker an den Zügeln ziehen kannst, sondern weil Du feiner sein kannst. Wenn Du mehr Kraft hast, dann bist Du nicht so schnell erschöpft und hast mehr Kontrolle über Deinen Körper. Außerdem verhelfen Dir kurze intensive Belastungen und darauf folgende Entspannungsphasen zu einem besseren Gefühl für den Unterschied zwischen An- und Entspannung. Lockeres Reiten wird dadurch viel leichter und Du neigst weniger zum Klemmen.
Bonus
Wenn Du Dich für Crossfit entscheidest, dann bekommst Du auch noch eine tolle Gemeinschaft und ein wahnsinnig positives Gruppengefühl dazu. Hier wird nicht gelästert, sondern angefeuert. Egal wo Du stehst: Die anderen werden Dich dabei unterstützen besser zu sein als beim letzten Mal. Wie Du dabei im Vergleich zu anderen abschneidest, ist dagegen erstmal völlig irrelevant. Davon können wir Reiter uns mal eine dicke Scheibe abschneiden!
Platz 2: Aikido
Vielleicht bist Du jetzt erstmal skeptisch. Ausgerechnet eine Kampfkunst soll zu den besten Sportarten für Reiter gehören? Diese schon. Denn Aikido ist anders als andere Kampfsportarten. Bei Aikido geht es nicht um Angriff und Aggressivität, sondern um die Defensive und Sanftheit. Kampf und Sanftheit? Wie soll das denn zusammenpassen?
Was es für die Reiter-Fitness tut
Hinter den Bewegungen des Aikido steht jede Menge Philosophie, die wunderbar zu unserer Reiterphilosophie passt. Im Aikido geht es um Sanftheit und Durchlässigkeit, es geht darum Energien umzuleiten, seinem Gegenüber aber nicht zu schaden. Im Aikido lernt man also Konfliktbewältigung durch Sanftheit. Eine fantastische Basis für unseren Alltag mit den Pferden. Denn natürlich kommt es in unserem Zusammenleben zu Konflikten, aber Aggressivität ist bei der Arbeit mit Pferden immer fehl am Platze. Unser Ziel ist es, die Energien, die uns vom Pferd (vielleicht in Form von Gegenwehr) entgegengebracht werden, in etwas Positives oder eine Lösung umzuleiten – und zwar in Ruhe und Sanftheit. So in etwa funktioniert auch Aikido. Außerdem spielt die Körpermitte auch im Aikido eine wichtige Rolle und wer Sally Swift
gelesen hat, dem wird dieser Aspekt bekannt vorkommen. Für einen unabhängigen Sitz brauchen wir perfekte Balance (die aus der Körpermitte entsteht) und die Fähigkeit, Bewegungen und Energie umleiten zu können, auch ohne aus dieser Balance zu geraten. Genau das lernt man im Aikido. Nicht zuletzt ist ein wichtiger Teil des Aikido auch die Selbstlosigkeit, also das Zurückstellen des Egos und das Einnehmen der Perspektive unseres Gegenübers. Auch das wird uns bei dem Zusammensein mit unseren Pferden weiterbringen. Du siehst also, es gibt viele Parallelen zwischen Aikido und der Arbeit mit Pferden – daher ist es nicht verwunderlich, dass mich einer meiner Lieblingspferdetrainer darauf aufmerksam gemacht hat: Mark Rashid praktiziert schon seit einigen Jahren die Kampfkunst und verbindet sie mit seiner Arbeit mit Pferden. Seinen Weg dorthin hat er in dem Buch Nature in Horsemanship: Discovering Harmony Through Principles of Aikido zusammengefasst. Leider gibt es das nur auf Englisch, aber wenn es Dich wirklich interessiert, dann lohnt sich die Mühe! Damit Du einen Eindruck von der Kampfkunst bekommst, habe ich Dir einmal ein Video rausgesucht, in dem meiner Meinung nach ganz gut zu erkennen ist wie sanft der Kampf auf den zweiten Blick ist. Es gibt keine direkte Gegenwehr, keinen Gegendruck, sondern die Angriffe werden einfach umgeleitet und die Energie wird mitgenommen, ohne das Gegenüber aber dabei zu verletzen.
gelesen hat, dem wird dieser Aspekt bekannt vorkommen. Für einen unabhängigen Sitz brauchen wir perfekte Balance (die aus der Körpermitte entsteht) und die Fähigkeit, Bewegungen und Energie umleiten zu können, auch ohne aus dieser Balance zu geraten. Genau das lernt man im Aikido. Nicht zuletzt ist ein wichtiger Teil des Aikido auch die Selbstlosigkeit, also das Zurückstellen des Egos und das Einnehmen der Perspektive unseres Gegenübers. Auch das wird uns bei dem Zusammensein mit unseren Pferden weiterbringen. Du siehst also, es gibt viele Parallelen zwischen Aikido und der Arbeit mit Pferden – daher ist es nicht verwunderlich, dass mich einer meiner Lieblingspferdetrainer darauf aufmerksam gemacht hat: Mark Rashid praktiziert schon seit einigen Jahren die Kampfkunst und verbindet sie mit seiner Arbeit mit Pferden. Seinen Weg dorthin hat er in dem Buch Nature in Horsemanship: Discovering Harmony Through Principles of Aikido zusammengefasst. Leider gibt es das nur auf Englisch, aber wenn es Dich wirklich interessiert, dann lohnt sich die Mühe! Damit Du einen Eindruck von der Kampfkunst bekommst, habe ich Dir einmal ein Video rausgesucht, in dem meiner Meinung nach ganz gut zu erkennen ist wie sanft der Kampf auf den zweiten Blick ist. Es gibt keine direkte Gegenwehr, keinen Gegendruck, sondern die Angriffe werden einfach umgeleitet und die Energie wird mitgenommen, ohne das Gegenüber aber dabei zu verletzen.
Bonus
Du wirst nicht nur ein besserer Reiter, sondern kannst Dich im Ernstfall auch selbst verteidigen.
Platz 1: Yoga
Yoga ist und bleibt der beste Sport für Reiter! Es nutzt uns auf so viele Arten und man kann es auch noch nach einigen Einführungsstunden im Yogastudio ziemlich gut zuhause machen und man braucht eigentlich nichts dafür. Eine Yogamatte kann zwar nicht schaden, aber zur Not tut es auch ein Teppich oder der Rasen im Garten. Dadurch ist es so flexibel und günstig wie kaum ein anderer Sport und im Internet gibt es so viele Ressourcen zu dem Thema (auch jede Menge kostenlose Yoga-Sessions), dass das schwierigste daran sein dürfte, sich zu entscheiden.
Was es für die Reiter-Fitness tut
Jede Menge, soviel steht fest. Angefangen bei der Atmung und dem inneren Fokus verbessert es das Körpergefühl, die Körperbeherrschung und kräftigt auf sehr sanfte Art. Eine bessere Haltung, mehr Balance und ein größeres Bewusstsein für Bewegungen und Präsenz sind die Belohnung regelmäßiger Yogaübungen. Gelenkigkeit ist ein weiterer Bonus und besonders sogenannte Hüftöffner, also Übungen bei denen die Hüfte gelockert wird, haben sich als unheimlich wertvoll erwiesen!
Ich empfehle am Anfang einige Male ins Yoga-Studio zu gehen und in Abständen immer mal wieder die Haltungen überprüfen zu lassen. Ansonsten könnt ihr Yoga auch prima im Garten, Wald, im Stall oder im Wohnzimmer praktizieren. Und keine Angst: Du musst nicht gleich das Bein hinter’s Ohr klemmen können. Im Internet gibt es jede Menge tolle Anfänger-Sessions, die noch nicht zu schwierig sind und auf denen Du nach und nach aufbauen kannst. Das Tolle am Yoga ist: Du wirst nach einigen Wochen regelmäßiger Yogapraxis die positiven Effekte merken auch ohne dabei jedesmal großartig ins Schwitzen zu kommen.
Das hier ist meine Lieblings-Yogatrainerin auf Youtube (leider auch auf Englisch) und hier findest Du 9 Übungen für einen besseren Reitersitz.
Bonus
Ein paar Yogaübungen vor dem Reiten bringen einen Sofort-Effekt und Yoga kann man auch wunderbar im Stall machen.
Du willst mehr zum Thema?
Warum Ausgleichssport für Reiter wichtig ist, kannst Du auch hier nachlesen.
Weitere Sportarten, die Dein Reiten verbessern, findest Du bei Kultreiter und Pferdespiegel.
Und wenn Du noch mehr Inspiration zum Thema brauchst, dann schau Dich doch mal bei Fit for Fair Riding um!
Und für den ultimativen Motivationskick empfehle ich Dir Motivation für Dein Leben: Finde deine individuelle Balance, treibe Sport, ernähre dich gesund von Daniela Geiger!
Wie wichtig ist Fitness für Dich? Und mit welchem Sport hälst Du Dich fit?
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2 comments
Tanzen mit Unterricht, ich finde auch das hilft sehr – gezielte Körperspannung, Lockerung der Hüfte, Koordination des Körpers und des Geistes uvm. und Bauchmuskeltraining – bevor ich mit diesem Training begonnen habe, wusste ich nie wie ich meine Bauchspannung aufbauen soll, wie auch, wenn man nicht weiß wo die Bauchmuskeln überhaupt genau sitzen und diese gezielt aktivieren kann 😀 Stärkt obendrein den Rücken (gelernt bei der Heilgymnastik wegen meiner Rückenprobleme)
[…] Inspirationen für andere Zusatzsportarten für Reiter findest Du bei Line von Kultreiter und bei Chevalie Fitness für Reiter. […]