Der heutige Post ist ein ganz besonderer, denn es ist ein sehr persönlicher. Es geht um ein Thema über das ich bisher nur mit sehr wenigen Menschen gesprochen habe. Und ich gebe zu, dass mir ein bisschen mulmig dabei ist jetzt hier öffentlich darüber zu schreiben. Ich möchte es aber trotzdem tun, weil ich hoffe, dass ich Dir damit vielleicht ein bisschen Mut machen kann. Und vielleicht kann ich Dich sogar daran hindern dieselben Fehler zu machen, die ich gemacht habe. Und falls Du das schon getan hast: Lass sie uns gemeinsam wieder gut machen!
Manche Probleme stellen sich so richtig quer…
Wer die „Über Chevalie“-Seite schon gelesen hat, der weiß vielleicht schon, dass ich als Kind eine schlimme Pferdeallergie hatte. Tatsächlich bin ich so ziemlich gegen jedes Tier der Welt allergisch. Gegen manche schlimmer, gegen andere weniger schlimm. Da ich Tiere schon immer über alles geliebt habe, lebe ich seit ich denken kann mit latenten Allergie-Erscheinungen. Bei Katzen ist es z.B. nicht so schlimm, dass ich es für ihre Gesellschaft nicht in Kauf nehmen würde. Aber meine Pferdeallergie war so heftig, dass ich nach einer Runde in einer Kutsche um den Block kaum noch atmen konnte. Ich konnte keinen Stall betreten, kein Pferd streicheln und erst recht nicht reiten. Pferde fanden für mich nur in Filmen, Büchern und der Wendy statt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Dennoch zeichnete ich Pferdeporträts, spielte Pferd mit meinen Freundinnen und baute „Pferdeställe“ in unseren Garten. Ich erstellte sogar Listen was ich alles für mein eigenes Pferd brauchen würde und wieviel das kostete. Und ich träumte immer davon später mal „Was mit Tieren“ zu machen. Rückblickend bewundere ich diese Fähigkeit, die Kinder haben, alle Unwegbarkeiten zu ignorieren und die Hoffnung trotzdem nicht aufzugeben. Immerhin konnte ich mich Pferden nicht mal auf drei Meter nähren und war selbst gegen meine eigenen Katzen allergisch. Für meine Eltern muss das sehr schmerzhaft mit anzusehen gewesen sein. Und so erklärt sich wahrscheinlich auch die Verzweiflungstat meiner Mutter, die mich mit 13 zu einem Heilpraktiker schleppte. Dieser Heilpraktiker arbeitete mit Bioresonanztherapie, einer Methode, die mit Magnetfeldern arbeitet (wenn ich das richtig verstanden habe). Nun, ich saß da in diesem Behandlungszimmer, hielt Metallkugeln in den Händen und kam mir so richtig bescheuert vor. Ich weiß noch, dass ich über mich selbst lachen musste. Aber meine Mama bestand darauf, dass ich wieder hinging. Insgesamt habe ich, glaube ich, fünf Sitzungen dort verbracht. Danach ging ich in den Stall, in dem meine beste Freundin seit Jahren ritt – und nichts passierte. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich aus diesem Stall so schnell nicht mehr raus kam… Ich war noch nie so glücklich wie an diesem Tag.
Probleme als „Zeichen“…
Aber darum geht es hier eigentlich gar nicht. Ich bin kein besonders gläubiger Mensch. Ich glaube schon, dass es da irgendwas gibt. Und wenn mein Horoskop gut ausfällt, dann spreche ich dem auch ein Fünkchen Wahrheit zu. Aber eigentlich würde ich nicht sagen, dass ich schicksalsergeben oder besonders religiös wäre. Und trotzdem ist mir vor kurzem bewusst geworden, dass ich eine der wichtigsten Entscheidungen meines bisherigen Lebens getroffen habe, weil ich eine Unwegbarkeit als „göttliches“ Zeichen missverstanden habe. Ich fasse mich kurz: Die Tatsache, dass ich gegen alle Tiere allergisch bin, konnte ich natürlich nicht ewig ignorieren. Irgendwann musste ich mich mit der Realität auseinandersetzen. Ich kam zu dem Schluss, „dass ich wohl nichts mit Tieren machen soll“. Dass meine zahllosen Allergien ein „Zeichen“ seien, dass meine Bestimmung eine andere sei. Das klingt jetzt alles total esoterisch, aber das war es gar nicht. Ich glaube, dass mir das damals vielleicht sogar geholfen hat mit dieser Realität fertig zu werden. Ich wollte Tierpflegerin werden, aber das war tatsächlich ziemlich unmöglich. Allerdings wollte ich auch Biologin werden – und hier wäre ich ja nicht zwingend mit Tieren in direkten Kontakt gekommen. Trotzdem nahm ich davon Abstand – immerhin hatte ich ja ein Zeichen erhalten. Du fragst Dich jetzt vielleicht, warum ich denn nach meiner Heilung nichts mit Pferden machen wollte? Zu dieser Zeit hatte ich den Pferden – oder sagen wir besser: Dem Reitsport – den Rücken gekehrt. So wie ich das Reiten und den Umgang mit Pferden damals kennengelernt hatte, so wollte ich selbst nicht arbeiten. Hätte ich damals schon gewusst, dass es auch anders geht…vielleicht hätte ich das kleine Wunder meiner geheilten Pferdeallergie dann ja auch als Zeichen verstanden.
Eine fragwürdige Einstellung!
Aber ich möchte Dir jetzt gar nicht die Ohren volljammern, dass ich meinen Traum von der Arbeit mit Tieren nicht wahr machen konnte bzw. es einfach nicht getan habe. Worum es mir eigentlich geht, das ist die Einstellung mit der ich diese Entscheidung getroffen habe.
Ich stand vor einem (zugegebenermaßen ziemlich großen) Problem – und ich verstand es als Zeichen, dass das wohl nicht der richtige Weg für mich ist.
Ich bin da echt nicht stolz drauf. Denn das heißt nichts anderes als dass ich den einfachen Weg wählte, den mit dem geringsten Widerstand. Und jetzt stell Dir mal vor wir würden alle immer so entscheiden…
Als mir das neulich bewusst geworden ist, da habe ich mich richtig geschämt. Vor mir selbst, versteht sich. Das ist natürlich nicht das Bild das man gerne von sich haben möchte. Ich zumindest sehe mich lieber als Macher und Kämpfer, als mutig und reflektiert. Und dann sowas!
…oder Probleme als Herausforderung?
Was also sollten wir tun, wenn wir vor einem Problem stehen? Und jetzt kommt der Klassiker: Wir sollten Probleme als Herausforderung betrachten! Klingt wie eine Floskel, aber wie bei so vielen Floskeln gibt es einen sehr wahren und sehr wichtigen Kern. Wenn wir uns durch Probleme herausgefordert fühlen, dann finden wir auch einen Weg sie zu überwinden. Ob ich jetzt Tierpflegerin hätte werden können, das weiß ich nicht. Meine Allergien hätten sich wahrscheinlich nicht in Luft aufgelöst und ob die Wunderheilung immer geklappt hätte? Keine Ahnung. Aber ich hätte es versuchen können. Oder ich hätte Biologie studieren können. Oder schon damals nach anderen Wegen mit Pferden suchen können. Oder ich hätte über Tiere schreiben können… 😉
Soudi und ich werden in Zukunft nicht mehr den einfachsten, sondern den besten Weg nehmen!
Was bedeutet das jetzt für unseren Alltag mit unseren Pferden? Probleme werden uns immer wieder begegnen. Größere oder kleinere, das ist dabei im Prinzip ganz egal. Denn wir sollten wohl allen mit derselben Grundeinstellung begegnen. Wichtig ist, dass wir uns nicht in unser Schicksal ergeben. Ich habe Soudi (und mir) versprochen, dass ich nie wieder einfach den leichtesten Weg wählen werde, sondern unsere Probleme löse, wenn sie uns begegnen. Auch wenn das manchmal harte Arbeit sein kann und es einfacher wäre die Situationen zu vermeiden, in denen die Probleme auftauchen.
4 comments
Ich kenne das gut, was du beschreibst, würde aber nicht so hart mit dir ins Gericht gehen 🙂 Eine so starke Allergie wäre für mich ein guter Grund (und keine Ausflucht) gewisse Dinge zu unterlassen. Ich habe die Erfahrung andersrum machen müssen: Ich habe die Signale meines Körpers ignoriert, weil ich ja unbedingt noch xy erledigen wollte und es dabei übertrieben. Auch keine so gute Idee. Deswegen bin ich persönlich bei körperlichen Kisten vorsichtig. Ganz anders dagegen bei Einschätzungen von außen: Wenn es danach ginge, hätte ich das Reiten als Totalversager spätestens mit 15 sein lassen müssen. Unser Umfeld steckt uns ab und an in Kategorien und will uns da drin halten – nicht immer zu unserem Vorteil. Akzeptiert man das und stellt fest, wie schwierig es ist, da wieder rauszukommen, kann man das wieder leicht als Determiniertheit lesen (ich habe schlechte Noten in Mathe, also habe ich kein Talent. Ein Zeichen, dass ich von Zahlen die Finger lassen sollte. Was aber, wenn einfach mein Lehrer eine Pfeife war?). Weil sich das jetzt so wirr liest, in dem Text hier wird deutlich, was ich meine: http://www.ducttapemarketing.com/blog/2011/04/19/how-to-be-really-really-good-at-everything-you-do/ VG!
Ach, das kann ich ab! 😉 Ich gebe Dir aber völlig recht, dass es gewisse Dinge gibt, die damit einfach nicht möglich sind (Tierpflegerin werden z.B.). Und natürlich sollte man auch auf die Signale seines Körpers hören! Das mache ich auch tatsächlich. Ich brauche viel Raum für mich und Möglichkeiten zum Rückzug. Wenn ich darauf nicht achte, dann sagt mir mein Körper ziemlich schnell, dass das so nicht geht. Und dann pariere ich auch.
Worum es mir aber bei diesem Text ging ist, dass ich aus den falschen Gründen von dem ganzen „Arbeiten mit Tieren“-Thema Abstand genommen habe. Und das kann ich mir durchaus vorwerfen. Ich finde es ok, dass ich nicht an dem Traum Tierpfleger festgehalten habe. Nicht ok ist aber, dass ich z.B. nicht Biologie studiert habe weil ich meinte ein Zeichen erhalten zu haben. Nicht weil ich mir Biologie nicht zugetraut hätte oder weil ich ne bessere Idee hatte, sondern aus einem völlig falschen Grund… Da kann ich schonmal mit mir schimpfen, finde ich! 😉 Einschätzungen von außen wären ein ähnlich schlechter Grund…
Danke übrigens für den Link. Das hat mir jetzt wieder was zum Nachdenken gegeben: Ich geh mal meine Superpower suchen! 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Liebe Sophie,
du gehst aber sehr hart mit dir um und manchmal ist kämpfen auch gar nicht der richtige Weg. Das hat mir mein erstes Pferd sehr gut beigebracht. Erst als ich aufgegeben habe und nicht mehr gekämpft habe, habe ich einen Zugang zu ihm bekommen und er hat aufgehört mich anzugreifen.
Ich habe den umgekehrten Weg in meinem Leben eingeschlagen. Ich habe nicht den leichten und vernünftigen Weg genommen, sondern mich allen Problemen entgegengestellt. Auch meine Gesundheit konnte mich nicht von einem Weg abbringen mit dem Ergebnis, dass ich heute Tage habe an denen kann ich Dank Schmerzen noch nicht mal mehr Treppen laufen. Ich kann viel nicht mehr machen, muss beim Reiten aufpassen und bereue es heute oft, dass ich damals nicht auf die Signale meines Körpers gehört habe. Ich bin auch nicht glücklich geworden mit dem eingeschlagenen Weg. Ich habe viel daraus gelernt und ein hadern mit meinen vergangenen Entscheidungen liegt mir auch nicht, aber ich habe einen hohen Preis für meinen Kampf bezahlt.
Heute bin ich gezwungen die Realität zu akzeptieren und anzunehmen. Manche Dinge kann ich einfach nicht mehr machen. Ich versuche es allerdings als ein annehmen und nicht ein aufgeben zu verstehen. Denn manchmal braucht es viel mehr Stärke etwas anzunehmen wie dagegen zu kämpfen.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
lustig, dass ihr das beide sagt. Aber keine Sorge, das kann ich ab, wenn ich ein bisschen mit mir schimpfe! 😉 Ich gebe Dir allerdings vollkommen recht, dass es nicht die Maxime sein kann immer zu kämpfen. Das schwierige ist, glaube ich, zu erkennen welche Kämpfe sich lohnen und welche die Mühe nicht wert sind. Das ist nochmal ein ganz anderes Thema. Wenn ich einen Kampf nicht aufnehme weil der Preis zu hoch wäre, oder weil ich ihn nicht gewinnen kann oder sich der Aufwand schlicht nicht rechnet, dann sind das für mich absolut legitime Gründe eine Sache auf sich beruhen zu lassen. Da gebe ich Dir total recht. Auch auf seinen Körper zu hören ist dabei wirklich unheimlich wichtig. Das tue ich in den allermeisten Fällen auch und damit bin ich auch immer gut gefahren. Ich hoffe Du hörst zumindest jetzt auf die Signale Deiner Gesundheit! :-/
Warum ich in diesem Fall so „hart“ zu mir bin ist, weil ich aus den falschen Gründen so entschieden habe. Dass ich nicht Tierpflegerin geworden bin: Ok, das wäre wahrscheinlich auch wirklich einfach nicht gegangen. Aber es gab genug andere Wege, die ich trotzdem hätte gehen können (sogar ohne dafür einen großen Kampf zu führen). Aber ich habe meine Allergien als „Zeichen“ verstanden und das ist ein total bescheuerter Grund! 😉 Da kann man auch mal ein bisschen mit sich schimpfen, finde ich.
Wenn ich mit Soudi irgendwann an eine Grenze komme, dann werde ich den Konflikt nicht um jeden Preis ausfechten, wenn uns das unter Umständen mehr schadet als nutzt. Aber wenn sich der Kampf lohnt, dann werde ich ihn auch aufnehmen… Ich hoffe das macht etwas klarer wie ich das meine?!
Liebe Grüße,
Sophie