Ziele.
Sie begleiten uns durch unser ganzes Leben. Sie sorgen dafür, dass wir vorankommen, dass wir Dinge erreichen und besser werden. Sie spornen uns an, motivieren uns und sind zugleich die Belohnung für unsere Mühen. Ziele sind etwas Wunderbares. Doch Ziele können auch gefährlich sein. Nämlich dann, wenn wir die falschen verfolgen. Wenn sie uns wie Irrlichter in Sackgassen führen und uns vom Weg abkommen lassen. Ziele können frustrierend sein, wenn wir sie zu hoch gesteckt haben. Dann können sie uns unter Druck setzen und dafür sorgen, dass wir Dinge tun, die wir nie tun wollten. Wenn wir uns die falschen Ziele setzen, dann können unsere Bemühungen von Anfang an zum Scheitern verurteilt sein.
Ziele sind ein unheimlich mächtiges Instrument in unseren Köpfen. Sie bestimmen unser Arbeitsleben, unsere Beziehungen, unsere Entscheidungen. Und ja, sie bestimmen auch den Umgang mit unseren Pferden.
Brauche ich überhaupt Ziele?
Manchmal, wenn ich mit andern unterhalte, dann erzählen sie mir, dass sie ja keine Ziele mit ihrem Pferd haben. Sie würden ja nur im Gelände spazierenreiten wollen. Das klingt erstmal sehr entspannt. Aber es klingt auch nach Stillstand. Sein Leben lang immer dieselbe Runde im Gelände drehen? Es gibt zu viele Dinge, die dabei auf der Strecke bleiben. Mit Gymnastizierung und Abwechslung nenne ich da nur die gravierendsten. Wer keine Ziele hat, der wird unweigerlich irgendwann auf der Stelle treten und für die meisten ist dieser Zustand auf Dauer doch frustrierend. Wer würde auch schon auf diesen wunderbaren Moment verzichten wollen, wenn ein lange angestrebtes Ziel mit seinem Partner Pferd endlich erreicht wird?
Die verschiedenen Arten von Zielen
Persönliche Ziele
Im Umgang mit dem Pferd ruhiger werden. Endlich sportlicher werden. Sich nicht von dem Geläster der Stallnachbarn einschüchtern lassen. Mehr im Hier und Jetzt sein. Das alles sind persönliche Ziele, bei denen einem keiner so richtig helfen kann. Du bist dafür selbst verantwortlich und wenn Du sie nicht umsetzt, dann macht das auch kein anderer für Dich. Diese Ziele sind unheimlich wichtig, denn oft stehen wir uns vor allem selbst im Weg. Oft erreicht man, wenn man an persönlichen Zielen arbeitet, andere Ziele ganz nebenbei. Willst Du zum Beispiel ein souveräneres Team mit Deinem Pferd werden, dann wird es Dir in 99% der Fälle helfen, wenn Du an Deinen eigenen Ängsten arbeitest.
Team-Ziele
Dein Pferd und Du, ihr seid ein Team. Und ihr habt auch gemeinsame Ziele. Zumindest wenn es gut läuft. Natürlich bist Du diejenige, die diese Ziele definiert, aber Du wirst sie nicht alleine umsetzen können. Du musst Deinen Partner ins Boot holen, damit ihr gemeinsam vorankommen könnt. Wenn Dir das gelingt und die Ziele nicht nur für Dich, sondern auch für Dein Pferd die richtigen sind, dann wird es Dich gern unterstützen und ihr erreicht gemeinsam euer Ziel.
Quantitative Ziele
Du nimmst Dir fest vor in Zukunft zwei mal in der Woche gymnastizierende Arbeit an der Hand zu machen, drei mal Joggen zu gehen und mindestens einmal im Monat Unterricht zu nehmen. Inhaltlich können quantitative Ziele alles mögliche sein, hauptsache es ist irgendwie messbar. Diese Ziele sind vor allem dann sehr nützlich, wenn Du zum Beispiel eine neue gute Gewohnheit etablieren willst. Je konkreter Du wirst, desto besser. “Drei mal in der Woche 30 Minuten Joggen” wird Dich eher bei der Stange halten als “Regelmäßig Sport machen”. Quantitative Ziele sind das perfekte Tool, um euer Training zu systematisieren.
Qualitative Ziele
Bei qualitativen Zielen ist die Menge egal. Du möchtest erreichen, dass Dein Pferd locker und in entspannter Selbsthaltung an der Longe läuft. Du willst endlich Deine Fitness verbessern oder Deinem Pferd das Kompliment beibringen. Die Qualitativen Ziele sind besonders wichtig, weil Sie oft “Größeres” betreffen. Für sie musst Du ein bisschen arbeiten, aber wenn Du sie erreicht hast, dann sind sie umso lohnender. Weil Du einen Weg dahin brauchst, macht es oft Sinn qualitative Ziele mit quantitativen Zielen zu verknüpfen und sie so erreichbarer zu machen. So unterteilst Du Dein großes Ziel in kleine Zwischenschritte und bleibst motiviert bei der Sache.
Wie finde ich die richtigen Ziele?
1. Finde heraus was Du wirklich willst.
Es gibt Ziele, die sind ganz einfach zu finden. Wenn Du z.B. auf Youtube ein Video von einem Zirkustrick siehst und den mit Deinem Pferd erarbeiten willst, dann ist das in den meisten Fällen keine große Sache. Die großen Ziele zu finden, das ist allerdings etwas ganz anderes. Wenn Du Dich auf die Suche nach Deinen großen, übergeordneten Zielen machst, dann mach Dich auf einen Selbstfindungstrip gefasst. Denn um zu wissen was Du wirklich aus tiefstem Herzen erreichen willst, musst Du ziemlich genau in Dich hineinhorchen. Diese übergeordneten Ziele sind immer qualitative Ziele. Das was Du Dir aus tiefstem Herzen wünschst ist nicht 3 mal die Woche Laufen zu gehen – Du möchtest fit werden. Es kann sich dabei sowohl um Deine persönlichen Ziele handeln als auch um Team-Ziele. Wahrscheinlich hilft Dir das aber noch nicht allzu viel weiter, auf dem Weg zu Deinen großen Zielen.
Deshalb machen wir jetzt eine kleine Übung: Setz Dich in Ruhe hin und schnapp Dir einen Zettel und einen Stift. Schreib auf was Dir zu Deinem Pferd einfällt. Schreib einfach drauflos, denke nicht darüber nach sondern lass einfach alles ungefiltert auf’s Papier. Nimm Dir dafür 10 Minuten Zeit. Schaue Dir anschließend an, was Du aufgeschrieben hast. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus Assoziationen, Wünschen, Problemen… Welche Punkte davon sind Dir besonders wichtig? Welche gehören zusammen? Vielleicht kristallisieren sich jetzt schon einige Themen heraus, an denen Du arbeiten möchtest. Möchtest du ein freundschaftlicheres Verhältnis mit Deinem Pferd? Mehr Harmonie? Möchtest Du sportliche Erfolge erzielen oder den Sattelzwang besiegen? Möchtest Du vielleicht mit der Ausbildung beginnen oder mehr Abwechslung in die Ausbildung bringen?
Werde in diesem ersten Schritt noch nicht zu konkret was Deine Ziele angeht. Es geht hier zunächst darum zu erkennen was Dir eigentlich wirklich am Herzen liegt. Was ist für Dich im Moment das wichtigste mit Deinem Pferd? Und denk nicht Du müsstest jetzt “Mehr Harmonie mit meinem Pferd” sagen – es kann durchaus sein, dass ihr schon eine sehr harmonische Partnerschaft habt uns jetzt auf sportlicher Ebene weiterkommen wollt.
2. Überlege Dir, welche Etappenziele Dich auf den richtigen Weg bringen
Es ist wichtig, dass Du Dir zunächst überlegst was Dir als “Großes Ganzes” am Herzen liegt. Denn dieses Wissen ist Dein Kompass. Solltest Du vom Weg abkommen, dann wirst Du Dich an Deine übergeordneten Ziele erinnern und hoffentlich schnell Deine Abwege bemerken. Wenn Du es aber dabei belassen würdest, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Du Deine großen Ziele nie erreichen wirst. Denn wenn wir unsere Ziele vage halten, dann sind sie weniger verpflichtend. Sie türmen sich vor uns so hoch auf, dass wir unterbewusst ein bisschen resignieren und vor allem gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Also fangen wir gar nicht erst richtig an unsere großen Ziele anzugehen. Sicherlich auch ein bisschen aus Angst vor dem Scheitern. Als nächstes solltest Du Dir daher überlegen, welche Etappenziele Dich beim Erreichen Deiner großen Ziele unterstützen können. Jetzt darfst Du konkret werden. Und zwar so konkret wie möglich. Du willst fitter werden? Welche Sportart kann Dir dabei helfen und was ist für Dich ein (erreichbares) Zeichen für Deinen Erfolg? Du möchtest mehr Ausdauer und wirst deshalb anfangen zu laufen? Alles klar, wie weit wirst Du bis Ende des Jahres laufen können (und in welcher Zeit läufst Du Strecke XY)? Hier helfen Dir vor allem quantitative Ziele, damit Du Deinen Erfolg zwischendurch messen kannst. Das ist wichtig für Deine Motivation!
3. Erstelle Dir einen Masterplan
Du weißt also jetzt was Deine übergeordneten Ziele sind und hast sozusagen Deinen Kompass geeicht. Außerdem hast Du Dir überlegt bei welchen Stationen Du Dir auf Deiner Reise zu Deinen großen Zielen eine Belohnung abholen kannst. Jetzt wird es so richtig konkret. Auch diese Etappenziele erfordern Motivation und immer auch etwas Disziplin. Und dabei hilft Planung. Ich bin eigentlich kein Planungstyp, aber um mich selbst auf ein Ziel festzunageln gibt es nichts besseres als Pläne. Du willst bis Ende des Jahres 10 Kilometer laufen? Super, dann solltest Du Dir überlegen wie oft Du dafür in der Woche trainieren willst und wann Du dafür Zeit findest. Plane Deine Lauftermine fest ein. Kleiner Tipp: Trage sie als Serientermine in Deinen Kalender ein. So kannst Du es nicht vergessen, wirst immer daran erinnert und kannst Dich darauf freuen.
Jetzt solltest Du auf dem besten Weg zu Deinen Zielen sein. Aber es gibt noch einige Tipps, die ich Dir mit auf den Weg geben möchte.
Die wichtigsten Tipps um Ziele zu setzen, die Du auch erreichst:
Behalte Deinen Kompass im Auge!
Es spricht absolut nichts dagegen auch mal Dinge zu tun, die nicht auf Deine großen Ziele einzahlen. Aber behalte Deinen Weg im Auge. Wir Menschen neigen dazu gerade den Dingen, die uns am wichtigsten sind auszuweichen, weil wir Angst haben zu scheitern. Lass Dich also nicht vom Weg abbringen und erinnere Dich immer wieder daran was für Dich eigentlich wirklich zählt.
Überprüfe Deine Ziele regelmäßig.
Manche Dinge ändern sich nie. Aber andere eben doch. Wenn Du heute sagst, dass sportlicher Erfolg Dir gerade besonders wichtig ist, muss das in einem Jahr nicht unbedingt immernoch so sein. Es gibt viele Gründe warum sich Ziele ändern können und es ist keine Schande dann neu zu überlegen und dem nachzugehen was jetzt wichtiger geworden ist.
Lass Dir von niemandem reinreden.
Du allein weißt was für Dich und Dein Pferd am wichtigsten ist. Trotzdem wird es Dir immer wieder passieren, dass Dir jemand reinreden will. Aber Du musst doch dieses oder jenes… Nein. Musst Du nicht. Ehrgeiz hat viele Gesichter und wie die aussehen, das hängt eben stark von Deinen Zielen ab. Wenn Du ein besserer Reiter werden willst, dann musst Du natürlich viel in den Sattel. Aber wenn Dein Ziel ist, mehr Harmonie herzustellen und Dein Pferd besser zu verstehen, dann arbeitest Du vielleicht monatelang fast nur vom Boden aus. Beides ist total ok. Und nur Du kennst Deinen Masterplan.
Steck Deine Etappenziele nicht zu hoch
Bei Deinen großen Zielen sind Dir keine Grenzen gesetzt. Du darfst hoch zielen und solltest Dich da weder von Bescheidenheit noch von Selbstzweifeln bremsen lassen. Große Ziele erreichst Du nicht auf einmal, sondern in kleinen Schritten über Etappenziele. Und damit Du auch irgendwann bei Deinem großen Ziel ankommst und nicht unterwegs verloren gehst, ist es ganz wichtig, dass Du die Etappenziele realistisch hälst. Hier solltest Du Dich nicht mit zu hohen Anforderungen überfordern. Setz lieber mehr kleinere Etappenziele als wenige große. Nichts motiviert mehr als wenn Du Deine kleinen Ziele erreichst. Wenn Du Dich an denen schon abstrampelst ist es dagegen unwahrscheinlich, dass Du es je bis zu Deinem großen Ziel schaffen wirst.
Erzähle jemandem von Deinen Zielen
Wenn noch jemand darüber Bescheid weiß, was Du vorhast, dann sorgt das für Verbindlichkeit. Bitte eine gute Freundin oder Deinen Partner, Dich in Deiner Zielerreichung zu unterstützen. Wenn Du magst, kannst Du ihnen ja regelmäßig von Deinen Fortschritten erzählen oder sie bitten, Dich aktiv danach zu fragen.
Und das wichtigste: Setz Dich nicht unter Druck.
Denn das ist Gift für Dich und Dein Pferd. Gerade bei Zielen, die Du für Dich und Deinen Partner hast, ist oftmals der Weg das Ziel. Natürlich wird es atemberaubend sein, wenn ihr die erste Piaffe an der Hand hinbekommt oder das erste M Springen gewinnt. Aber vergiss darüber nicht auch die kleinen Momente zu schätzen. Genieß auch die Tage, die euch nicht weiter bringen. Habt Spaß zusammen (übrigens eines meiner wichtigsten übergeordneten Ziele)und blödelt auch einfach nur mal rum. Ihr habt zum Glück Zeit, also macht euch die Zweisamkeit nicht durch unnötigen Druck kaputt!
Ich habe Dir ja in meinem Neujahrsartikel von meinen Zielen berichtet. Welche großen Ziele verfolgst Du mit (oder für) Dein Pferd?
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3 comments
Hach, genau das brauch ich jetzt 😀 Danke dafür :*
Allerliebste Grüße an den kleinen Pferdemann 😀
Hi Tanja,
das freut mich, dass der Artikel für Dich gerade richtig kommt! 🙂 Deine Grüße richte ich gerne aus. Grüß Du auch Deine Rasselbande! 🙂
[…] von chevalie.de schreibt in ihrem Artikel über die Kunst sich Ziele zu setzen, die man auch erreichen kann. Seien wir mal ehrlich: […]