Bis vor ungefähr drei Wochen habe ich Chevalie vor allem für mich gemacht. Außerdem hatte ich ungefähr fünf regelmäßige Stammleser, die alle aus meinem engen Freundeskreis stammten.
Kaum zu glauben, aber in diesen drei Wochen – seit ich beschlossen habe Chevalie zu einem öffentlichen Blog zu machen und unsere Erfahrungen mit Dir und anderen Interessierten zu teilen – hat sich das schon sehr verändert. Inzwischen haben über 300 Menschen Chevalie besucht…das freut mich natürlich unheimlich! Aber es hat mich auch zum Nachdenken gebracht. Natürlich sollte jeder Artikel auch für sich funktionieren, aber der Einstieg in einen Blog ist immer ziemlich schwierig, wenn man irgendwann dazustößt. Das ist ein bisschen so wie bei einer Serie. Wenn man mittendrin reinzappt, ist man meist ziemlich verloren.
Damit Du Dich auch zurecht findest, wenn Du gerade zum ersten Mal auf Chevalie gestoßen bist, findest Du jetzt den Menüpunkt „Neu hier?„, wo Du alles Wichtige über Chevalie erfährst. Und in diesem Artikel möchte ich Dir erzählen wie alles angefangen hat – „Was bisher geschah“, gewissermaßen. 🙂
Was bisher geschah
Wenn Du wissen möchtest, wie ich meine Pferdeallergie überwunden habe, zum Reiten und wieder davon abgekommen bin, dann lies Dir am besten kurz „Über Chevalie“ durch.
Vor etwa zwei Jahren habe ich dann also nach langer Pause wieder angefangen zu Reiten, weil mir die Pferde so gefehlt haben. Mit 29 ist es wesentlich einfacher geworden, sich auf Dinge zu fokussieren und zu erkennen, was einem wirklich wichtig ist. Das klingt ein bisschen altklug, ich weiß. Aber was ich eigentlich sagen will: Als ich nach 10 Jahren das erste Mal wieder auf einem Pferd saß, wusste ich, dass ich angekommen bin. Ich strahlte über beide Ohren, obwohl ich (dank neuer Reitweise) nix konnte. Ich war einfach glücklich. Ohne Ende. 🙂 Dieses Pferd war ein absoluter Schatz, hatte aber den härtesten Trab, den ich je live erlebt habe. Es war minus 10 Grad und ich gab ständig Hilfen aus der „alten“ Reitweise. Aber ich fühlte mich dennoch unendlich wohl und wäre am liebsten nie wieder abgestiegen. Von da an verbrachte ich so viel Zeit wie möglich auf und um Pferde. Schnell suchte ich mir eine Reitbeteiligung, weil ich mehr wollte. Ich wollte mich um ein Pferd kümmern, nicht nur reiten. Diego war ein Quarter-Appaloosa Mix, fünf Jahre alt und ich habe ihn wirklich geliebt. Auch mit seiner Besitzerin passte es wunderbar. Ich habe also gleich auf Anhieb diesen One-in-a-million-Jackpot der perfekten Reitbeteiligung gefunden und bin unheimlich dankbar dafür.
Gerade weil alles so wunderbar klappte, sowohl Diego als auch ich so große Fortschritte machten und ich ihn so schrecklich gern hatte, begann ich irgendwann immer häufiger über ein eigenes Pferd nachzudenken. Ich will ehrlich sein: Hätte ich Diego kaufen können, ich hätte ihn sofort genommen. Aber er hat eine großartige Besitzerin und ich hoffe inständig, dass die beiden den Rest ihres Lebens gemeinsam verbringen können. 🙂 <3
Ein eigenes Pferd? Ja oder nein?
Lange zweifelte ich, ob ich diesen Schritt zum eigenen Pferd wirklich wagen sollte. Das bedeutet immerhin viel Verantwortung, viel Zeitaufwand, deutliche Einschränkungen und hohe Kosten. Aber schließlich überwand ich den Zweifel. Das war letzendlich gar nicht so schwer, denn es gibt auf dieser Welt absolut nichts wofür ich meine Zeit, mein Geld und mein Engagement so gern aufbringen möchte wie dafür. Die Pferde haben keine Konkurrenz, deshalb stand Ende 2013 die Entscheidung fest. Ich hatte immer diesen Traum gehabt ein Fohlen zu kaufen, mit ihm gemeinsam groß zu werden, an seiner Ausbildung beteiligt zu sein… Und da ich nicht vor hatte mehrere Pferde zu kaufen, entschied ich mich für ein Jungpferd. Viele fanden das ziemlich wagemutig, weil ich eben keine Expertin bin. Aber ich neige nicht dazu mich selbst zu unterschätzen und habe ein tolles Netzwerk aus Menschen, die ich fragen kann.
Warum ein Araber-Berber?
Mehr oder weniger durch Zufall war ich schon vor Monaten auf Berber aufmerksam geworden und hatte mich in die deutsche Züchterszene ein bisschen einrecherchiert. Die Rasse gefiel mir optisch erst in zweiter Linie – bevor ich überhaupt wusste wie ein Berber aussieht, las ich über sie, dass sie robust, menschenbezogen und unerschrocken seien. außerdem bequem zu sitzen, ausdauern und die perfekten Wanderreitpferde. Du kannst Dir sicher vorstellen wie angetan ich war, als ich dann auch noch herausfand, dass sie obendrein wunderschön sind.
Ich machte mich auf die Suche
Wer sich auf die Pferdesuche begibt, der hat meist gewisse Auswahlkriterien wie Reitweise, Ausbildungsttand etc. zu Hilfe. Da ich ein Fohlen suchte war ich mehr als froh die Suche auf Berber und Araber-Berber eingrenzen zu können. Im Dezember 2013 machte ich mich auf die Suche nach meinem Wegbegleiter. Gleichzeitig sah ich mir auch bereits in Frage kommende Ställe an, um sicherzugehen, dass ich mein Pferd so würde unterbringen können, wie ich es mir vorstellte. Zum Glück fand ich den richtigen Stall ziemlich schnell. Ich sah mir auch erwachsene Berber an, aber es stellte sich schnell heraus, dass ich von meinem Traum ein Jungpferd großzuziehen, nicht ablassen wollte. Also besuchte ich verschiedene Züchter, um möglichst viele Berber und Araber-Berber kennenzulernen. Das war wichtig und richtig – aber wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann war das mit Soudi vom allerersten Moment an klar. Als ich ihn gesehen habe, war es wie in so einem superkitschigen Liebesfilm. Es haben nur die Geigen gefehlt. 😉 Trotzdem habe ich danach noch andere Pferde besucht, aber wenn ich heute den Eintrag nach diesem ersten Besuch lese, dann wundert es mich, dass ich mir so lange noch etwas vormachen konnte. Eigentlich stand die Entscheidung längst fest.
Es war Liebe auf den ersten Blick
Massoud ist ein Araber-Berber und kommt vom Königshof. Er hat eine tolle blitzförmige Blesse und wird vermutlich ein Dunkelfuchs wie seine Mutter. Sein Vater hatte ein wahnsinniges Charisma und war einfach wunderschön. Aber das war alles gar nicht der Grund. Soudi hat diese Art. Diese unnachahmlich Art… Er wirkt unheimlich sanft und ruhig und trotzdem frech, lebendig, neugierig und aufgeschlossen. Er liebt Menschen, ist immer mittendrin – und das beste ist: Er hat mir sein Herz geschenkt! 🙂 Ich kann gar nicht in Worte fassen wie sehr es mich das ehrt…
Im Januar habe ich Soudi dann offiziell gekauft und war der aufgeregteste und glücklichste Mensch der Welt. Seinen Halbjahresgeburtstag hat er als „mein“ Pferd gefeiert und im März ist er dann hier oben in den Norden gezogen. Seitdem verbringen wir soviel Zeit wie möglich miteinander, üben die Dinge, die man als Pferdekind schon können muss und Soudi begeistert einfach alle durch sein großartiges Wesen. So fällt auch gar nicht auf, dass er optisch zur Zeit die typischen lustigen Wachstumssprünge macht und deshalb gar nicht sooo harmonisch aussieht… 🙂
Was machen Soudi und ich so den ganzen Tag?
Du fragst Dich vielleicht was ich denn so mit ihm mache, oder? Die meiste Zeit sitze ich tatsächlich auf der Koppel rum. Ich habe Pferdezeitschriften oder -bücher dabei, sitze auf meinem Klappstuhl (den ich regelmäßig gegen Soudi verteidigen muss…) und häufig stellt er sich dann ein paar Meter neben mich und grast dort. Zwischendurch kommt er zu mir, versucht meine Zeitschrift zu essen und lässt sich die Ohren kraulen. Am Wochenende und bei gutem Wetter verbringe ich oft den ganzen Tag bei Soudi und ich könnte mir beim besten Willen keinen besseren Ort vorstellen. Würdest Du mir stattdessen einen Karibikstrand anbieten – ich würde nicht tauschen! 😉 (Das könnte sich im Winter ändern, also versuch es dann gern nochmal… ;-P )
Aber wir üben auch
Aber wir chillen natürlich auch nicht nur. Wir üben auch. Wenn ich mir andere so angucke, dann macht Soudi es mir wirklich leicht. Trotzdem haben wir natürlich so unsere Themen. Ich versuche unser Training immer positiv zu gestalten. Soudi ist ein sehr selbstsicheres, neugieriges und intelligentes Pferd, das schnell gelangweilt ist und mein Engagement fordert. Er ist niemand, der sich mit irgendwas zufrieden gibt, es ungefragt hinnimmt oder einfach gehorcht. Und ich finde das absolut großartig. Wir beide passen perfekt zusammen und ich glaube wir fordern und fördern uns gegenseitig genau im richtigen Maße. Soudi ist für mich die absolut passende Herausforderung – und ich verlange auch ein bisschen was von ihm. Ich muss mir Gedanken machen wie ich ihn motiviere, aber er ist grundsätzlich sehr positiv eingestellt und findet alles erstmal spannend. Das ist absoluter Luxus, einen besseren Partner hätte ich mir wirklich nicht ausmalen können. Wir haben uns unheimlich schnell aufeinander eingestellt – für mich ein Zeichen, dass es zwichen uns einfach wirklich passt. Ich weiß wann er motiviert ist, wann er genug hat und wie seine Stimmung ist. Dass er das von mir weiß, daran habe ich gar keinen Zweifel.
2 comments
Hier sind also die Anfänge 😉 Das erinnert mich sehr an die Anfänge bei mir und meiner Kleinen. Es war auch Liebe auf den ersten Blick. Ich habe auch über die vielen Fragen gegrübelt, die Du dir gestellt hast. Und tatsächlich auch aus dem Grund unsere Webseite im letzten Jahr angefangen, weil ich meine Erfahrungen teilen will. Schön, dass es jetzt noch mehr Pferdefreundliche Seiten gibt.
Ich fühle mich bei Deinem Blog auch jedes Mal an uns erinnert. 🙂 Gerade in dieser Anfangszeit fühlte ich mich so „allein“, weil es so schwer war an Erfahrungen und Antworten zu kommen. Es ist total schön von anderen zu hören/zu lesen, die sich gerade in einem ähnlichen Abenteuer befinden. 🙂