Letztes Wochenende war ich ja bei Richard Hinrichs, vielleicht hast Du das bei Facebook schon gelesen? Falls nicht: Ich war letztes Wochenende bei Richard Hinrichs! So, da jetzt alle Bescheid wissen, kann es ja losgehen. Samstagmorgen ging es früh in Hamburg los, immerhin mussten wir ja noch bis nach Hannover zum Institut für klassische Reitkunst. Als wir dort ankamen, war ich zunächst überrascht wie gemütlich und persönlich die Anlage war. Der Kaffee blubberte schon in der kleinen Küche, die wenigen Pferde schnaubten in großen, hellen Paddockboxen und Richard Hinrichs begrüßte ihm bekannte Gäste mit Handschlag und ein paar netten Worten. Es war eine Atmosphäre, als wären wir alle zu ihm nach Hause eingeladen und irgendwie war es ja auch so. Ich habe mir später erzählen lassen, dass Richard Hinrichs oft bis spät in die Nacht (nach seinem Tagesjob) mit seinen Pferden arbeitet. Und wer ihn erlebt, der ahnt, dass die kleine, ebenfalls sehr gemütliche Reithalle wohl sein Zuhause ist.
Wir nahmen am Ende der Halle auf Strohballen oder Bänken Platz und erwarteten neugierig was da kommen würde. Wie schon bei Bent Branderup erschien ich relativ ahnungslos im Institut. Ich war der Empfehlung meiner Reitlehrerin gefolgt und hatte mich für das Seminar „Wege zum Lösen und Versammeln – unter Einbeziehung von Tradition und Fortschritt“ angemeldet. Zu meiner großen Überraschung stieg der Maestro gleich selbst auf’s Pferd. Irgendwie war ich es von anderen Kursen immer gewöhnt, dass die Ausbilder nur am Rand sitzen und erklären. Aber Richard Hinrichs arbeitete mehrfach selbst mit den Pferden, erklärte aber auch anhand der Arbeit von Helfern was wir wissen mussten.
Eine gesunde Mischung aus Tradition und Fortschritt
Es stellte sich heraus, dass der Seminarname wirklich Programm war. Richard Hinrichs zitierte alte Meister, aber ging auch auf den modernen Reitsport ein. Wer schon eine Weile mitliest, der weiß, dass ich eine ziemlich stark ausgeprägte Abneigung gegen Absolutismus und Schubladendenken habe. Richard Hinrichs teilt diese Meinung anscheinend, denn er betonte immer wieder, dass es wichtig sei auch andere Methoden in Erwägung zu ziehen und sich nicht auf einen Weg zu versteifen, der für das Pferd vielleicht gar nicht der richtige ist.
Manche Kollegen meinen, ich hätte meine Seele verkauft, wenn ich hier auch leichttrabe. Ich denke aber wir sollten uns dem Fortschritt nicht verschließen. Richard Hinrichs
Keine Standardlösung für jedes Pferd
Eine Sache ist mir aber besonders aufgefallen und davon war ich tief beeindruckt: Die Pferde, die Richard Hinrichs‘ uns an diesem Tag vorstellte, waren alle sehr unterschiedlich – sowohl vom Exterieur als auch vom Temperament – und er ging auf jedes dieser Pferde ganz anders zu. Das habe ich so, in solchem Umfang, noch nicht erlebt. Er scheint ein umwerfend gutes Gespür dafür zu haben, was das Pferd braucht, um die Aufgabe gut umsetzen zu können. Und er hört auch auf dieses Gefühl. Das im Zusammenhang mit dem Nicht-festgelegt-sein auf eine Methode, ermöglicht es ihm, auf jedes Pferd wirklich individuell einzugehen. Er hat keine Standardlösungen parat, sondern versinkt zu Beginn der Arbeit in eine Art Konversation mit dem Pferd, aus der sich ganz natürlich und automatisch ein ganz anderer Umgang ergibt. Und dabei lässt Richard Hinrichs auch die Psyche des Pferdes nicht außer Acht.
Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, wenn ich ein Pferd lösen will: Ich muss ihm Sicherheit geben. Richard Hinrichs
Während er mit sehr selbstsicheren Pferden durchaus mit etwas mehr Druck arbeitete (und uns dabei erklärte, wie er auch hier Schritt für Schritt zu feinen Hilfen und mehr Aufmerksamkeit beim Pferd kommen würde), reichten bei den weiter ausgebildeten und sensibleren Charakteren nur die Gedanken.
Der Ausbilder kommt am weitesten, der eine möglichst große Palette an Methoden kennt und abrufbar hat und nicht auf eine Ausbildungsmethode festgelegt ist. Richard Hinrichs
Koordination vor Kraft
Aber auch wenn Richard Hinrichs für jedes Pferd einen sehr individuellen Ausbildungsweg verfolgt, gibt es natürlich einige Grundsätze, die er verfolgt. Einer davon war das Prinzip Koordination vor Kraft. Er verwies dabei auf Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft, die bestätigten, dass man zunächst seine Koordination schulen sollte, ehe man sich mit Krafttraining beschäftigt. Er geht sogar noch weiter:
Wenn ich die Koordination trainiere, dann muss ich mich um das Krafttraining gar nicht kümmern. Richard Hinrichs
Denn wenn wir ein gut ausbalanciertes Pferd mit Geschick und einem guten Körpergefühl haben, dann trainiert es seine Kraft auch auf der Weide. Wenn Pferde sich nicht koordinieren können, trainiert es aber die falschen Muskelgruppen und…
…dann nützt auch die ganze Kraft nichts. Daher kommt der Spruch „Er kann vor lauter Kraft nicht mehr laufen“. Richard Hinrichs
Ausprobieren, kreativ sein und selber Denken
Richard Hinrichs erzählte häufiger, dass er Dinge einfach ausprobiert und angepasst habe, bis sie dem Pferd weiterhalfen. Hier hätten ihm keine Standardlösungen geholfen und es habe sich gelohnt selber ein bisschen rumzutüfteln. Man müsse also aufpassen, dass man, wenn man die vorherrschende Lehre kennt, trotzdem kreativ bleibt und darauf achtet, was bei dem speziellen Pferd am besten funktioniert.
Auf manche Gedanken kommt man nur, wenn man sie sich selber macht. Richard Hinrichs
Das Pferd steht im Mittelpunkt
Immer wieder schimmert durch, dass der Reiter sich hier nach dem Pferd richtet und nicht umgekehrt. Das heißt nicht, dass er alles durchgehen lässt oder nichts verlangen würde – ganz im Gegenteil. Aber er achtet dabei auf die Gefühle des Pferdes, auf seine Motivation und lässt dabei das Pferd auch mal mitreden.
Schauen Sie mal in sein Gesicht! Der ist richtig stolz auf seine Leistung. Richard Hinrichs
Was wichtig ist, damit unser Pferd weiter motiviert mitarbeitet. Er achtete auch darauf seinen Pferden wirklich zu helfen. Bei Taktschwierigkeiten gab er mit Stimme den richtigen Takt vor und er sprach auch generell viel mit seinen Pferden. Dabei lobte er nicht nur, sondern sagte auch oft konkret was er jetzt wollte.
Die Stimme ist der Sporn des Geistes. Pluvinel
Uns erklärte er dafür, was seiner Meinung nach die Aufgabe des Reiters als Lehrer seines Pferdes ist: Nämlich die Stärken zu fördern und die Schwächen auszugleichen.
Fazit des Tages mit Richard Hinrichs
Die kleine Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich habe jede Menge schöne Bilder mitgenommen (leider nur im Kopf, denn fotografieren war nicht erlaubt, sorry!) und auch einige konkrete Ideen für die Ausbildung aufgeschnappt. Vor allem aber habe ich Mut gefasst kreativ zu sein und selbst auszuprobieren was für uns am besten funktioniert. Eine kleine Erinnerung daran, dass ich mir genau das vorgenommen habe, hat gut getan. Vor allem von so einem begabten Pferdetrainer, der so individuelle Lösungen für alle seine Schützlinge findet (und sich die Mühe macht zu suchen!). Einziger Wehmutstropfen war für mich an diesem Tag seine Position zum Thema Hilfszügel. Aber auch wenn ich seine Ansicht, dass Ausbinder manchen Pferden Sicherheit geben und deshalb durchaus angewendet werden können, nicht teile: Ich traue ihm zu, dass er sie nur vorübergehend mit Bedacht als Hilfsmittel anwendet und so trübt diese kleine Meinungsverschiedenheit auch nicht die Freude an diesem Tag. Man darf fähigen Menschen auch mal andere Meinungen lassen. 😉
Und weil ich – wie bei Bent Branderup – nicht alle tollen Zitate unterbringen konnte, Dir die aber auch nicht vorenthalten möchte, folgt jetzt wieder die Zitatesammlung:
Es ist beim Reiten wie beim Segeln: Wer die Richtung bestimmen will, muss erstmal Fahrt aufnehmen. Richard Hinrichs
Die, die uns am nächsten stehen, stehen uns auch am schnellsten im Weg. Richard Hinrichs
So nach dem Motto: Gut, dass ich Dich da unten habe. Da bleibst Du jetzt, wer weiß wann ich Dich da wieder hinkriege! Richard Hinrichs
Eine Übung wie der spanische Schritt empfiehlt sich nicht bei dominanten Pferden, die zu wenig Kultur haben. Richard Hinrichs
Man kann sein Pferd immer mal wieder daran erinnern, dass es vier Beine hat. Richard Hinrichs
Viele Pferde verstehen viel mehr als man denkt. Und viele Menschen verstehen viel weniger als man denkt. Richard Hinrichs
Klappt die Piaffe nicht so richtig, wird der Gesichtsausdruck ganz wichtig. Richard Hinrichs
Gut machst Du das! So ist es schön! Richard Hinrichs
Er fragt an „Wollen wir nicht mal was anderes machen?“ und dann kann ich das annehmen, oder ich mache einfach was anderes. Richard Hinrichs
Das ist ein Pferd, das mit sich und der Welt im Reinen ist, das sich jetzt nicht von sich aus überfordert. Richard Hinrichs
Es ist besser ich überrasche das Pferd als das Pferd überrascht mich. Richard Hinrichs
Ich muss dem Pferd Sicherheit bieten, aber ich darf nicht so berechenbar sein, dass ich langweilig werde. Richard Hinrichs
Sternstunden in der Reiterei sind ja häufig nur Sekundenbruchteile. Richard Hinrichs
9 comments
Hallo Sophie, danke für den Kursbericht. Besonders schön finde ich den Segel/Reitvergleich. Scheint ein einfühlsamer und sensibler Pferdemann zu sein, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Ich mag, dass er nicht stur eine Methode verfolgt, sondern auf die Pferde hört. Liebe Grüße, Petra
Hi Petra,
genau das hat mir auch am besten gefallen. Dass er nicht auf eine Methode versteift ist und dass er das Pferd sehr individuell wahrnimmt. Den Segel/Reitvergleich fand ich auch ziemlich super. So einfach und so wahr… Ich wusste vorher, ehrlich gesagt auch nicht viel mehr über ihn, aber in der klassischen Reiterei ist er recht bekannt. Ich glaube aber, dass er sich auch eher im Hintergrund hält und nicht so ein talentierter (oder leidenschaftlicher) Selbstdarsteller ist. Er hat das zwar echt super gemacht, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass er am liebsten einfach nur Reiten und mit Pferden arbeiten würde. 🙂 Daher ist er eher kein Kandidat, der über die Grenzen seiner „Szene“ hinweg große Bekanntheit erlangt. 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Liebe Sophie,
das ist ein sehr spannender Bericht. Danke dafür.
Ich persönlich finde, dass es wichtig ist auf das Pferd zu hören und nicht auf eine bestimmte Methode. Und dass man ruhig mal kreative Ideen haben kann, wenn sich ein Problem stellt. So z.B. haben Parcival und ich beim Putzen neue Wege gefunden da er hier überhaupt nicht still stehen wollte. Nun kann er mir über ein Initiatorsignal sagen wann er soweit ist und seither steht er beim Putzen ziemlich gut.
Allerdings bin ich persönlich auch der Meinung, dass es manchmal wichtig ist sich auf eine Richtung festzulegen was grundsätzliche Überlegungen angehen.
Ich persönlich habe z.B. entschieden mit Parcival den Weg der positiven Bestärkung zu gehen und lehne für Parcival und mich deshalb die negative Bestärkung ab. Hier ist es meiner Meinung nach auch nicht sinnvoll zu mischen, denn ein Signal was mit positiver Bestärkung beigebracht wurde, wird durch negative Bestärkung nur vergiftet und die Motivation sinkt. Habe ich persönlich auch schon erlebt bei dem Thema Hufe geben mit Parcival.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
cool, über das Initiatorsignal habe ich neulich auch irgendwo einen Artikel gelesen und fand das sehr spannend. In das Thema muss ich nochmal intensiver einsteigen, das scheint mir eine tolle Methode für schwierige Übungen zu sein. Hast Du da zufällig eine Leseempfehlung für mich? 🙂
Und was kreative und individuelle Ausbildung angeht, da gebe ich Dir (und Hinrichs) natürlich absolut recht. Aber ich muss sagen, dass ich das so ausgeprägt und offensichtlich noch bei keinem Ausbilder erleben durfte. Das fand ich schon ziemlich klasse. Ich glaube, es ist auch gar nicht so einfach so offen zu bleiben, wenn eine Methode schon 100 Mal funktioniert hat. Das fand ich beeindruckend.
Auch was eine grundsätzliche Linie angeht, bin ich einverstanden. Und Hinrichs hat sicherlich auch eine sehr klare Linie in seiner Ausbildung. Das darf eben nur nicht heißen, dass man unflexibel wird. Was positive und negative Verstärkung angeht… Da sehe ich es nur ein ganz kleines bisschen anders. Ich stecke aber auch wissenschaftlich gesehen nicht so tief in der Materie, deshalb bitte drüber hinwegsehen, wenn ich hier eine falsche Definition verwende. Ich würde auch auf keinen Fall beides bei derselben Übung anwenden. Allerdings glaube ich, dass es bei unterschiedlichen Übungen auch unterschiedliche Ansätze geben kann. Wenn ich zum Beispiel möchte, dass mein Pferd Abstand zu mir hält, dann finde ich negative Verstärkung (von mir wegschickender Druck) das einleuchtendere Mittel. Ich weiß auch gar nicht genau, wie ich das positiv bestärken sollte, ehrlich gesagt. Was meinst Du?
Das gefragt, möchte ich allerdings betonen – obwohl Du das ja auch weißt – dass ich, wenn möglich und sinnvoll positive Bestärkung immer vorziehen würde. 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Liebe Sophie,
das stimmt, es fällt schwer offen und kreativ zu sein, wenn sich ein Weg einfach schon bewährt hat. Ich selber habe das Glück mit drei sehr unterschiedlichen Pferden zu arbeiten. Parcival ist ein kleiner Draufgänger. Der Kerl kennt so gut wie keine Angst und ist immer neugierig und offen dabei. Er ist allerdings auch ein ziemlicher Grobmotoriker und neigt dazu nur dann Dinge zu tun, wenn es sich für ihn irgendwie lohnt. Meine Reitbeteiligung ist das genaue Gegenteil. Er ist eher ängstlich und zurückhaltend. Wo Parcival nach vorne prescht, will er erst Mal Abstand halten. Fremde Dinge anschauen geht nur mit viel Geduld und freiem Willen. Er ist dafür deutlich köperbewusster und kein solcher „Trampel“ wie Parcival. Pferd Nummer drei ist ein richtiger Kindskopf. Er ist zwar ein Jahr älter als Parcival, aber noch sehr viel mehr Baby wie dieser. Er nimmt alles und damit meine ich wirklich alles in sein Maul. Sei es Führstrick, Jacke, Hosenbein, Finger oder was auch immer sonst in seine Nähe kommt. Sogar die Stromlitze hat er schon probiert… Ansonsten ist er aber eher gemütlich und strengt sich nicht gerne an. Es ist immer wieder faszinierend wie unterschiedlich ich vorgehen muss, wenn alle drei die selbe Übung lernen sollen. Ich sehe das als großen Glücksfall an, denn was bei Parcival funktioniert ist für meine Reitbeteiligung meist viel zu viel und für das Riesenbaby so noch gar nicht machbar. So bleibe ich hoffentlich flexibel im Denken und in meinen Ansätzen.
Um Parcival das Thema Abstand beizubringen, habe ich auch versucht einen Weg der positiven Bestärkung zu finden. Ich habe mich einfach neben ihn gestellt und gewartet, bis er sich irgendwann mal von mir abgewendet hat. Hier hat mir anfangs ein Kopf wegdrehen gereicht. Das habe ich sofort belohnt. Das haben wir einige Male gemacht und irgendwann hat er verstanden, dass ich möchte, dass er sich wegdreht. Ich habe dann ein Signal eingeführt und irgendwann bei diesem nur noch dann gelobt, wenn er nicht nur den Kopf weggedreht hat, sondern etwas weggegangen ist. Und so kann ich ihn mittlerweile völlig ohne Druck wegschicken, wenn er mir zu arg auf die Pelle rückt. Außerdem habe ich immer darauf geachtet, dass ich ihn beim Führen und auch sonst nur dann gelobt habe, wenn er in einem ordentlichen Abstand zu mir war. Das hat er eigentlich recht schnell beriffen. Ich achte allerdings im Gegenzug auch darauf selber respektvollen Abstand zu ihm zu halten d.h. ich berühre ihn nur, wenn er mir das erlaubt. Das sieht bei uns so aus, dass ich ihn mit seinem Namen anspreche. Schaut er mich dann an, fasse ich ihn auch an. Tut er das nicht, lass ich ihn in Ruhe.
Das Initiatorsignal ist toll. Bei mir war es der erste Versuch, weil ich vorher irgendwie immer nicht so ganz begriffen hatte wie das funktionieren soll bzw. wie mein Pferd das begreifen soll. Hier muss ich allerdings sagen war mein Pony deutlich schlauer als ich. Er hat es nämlich gleich begriffen. Ich habe meine Infos von Wege zum Pferd. Parcival und ich sind einfach so vorgegangen, dass ich ihm meine Hand hingehalten habe und gewartet habe bis er diese mit seinem Maul berührt. Das habe ich 2-3 mal geclickt. Dann habe ich die Bürste in die Hand genommen, meine Hand hingehalten er ging mit seiner Nase gegen ich habe ihm die Bürste gezeigt und geclickt. So sind wir dann langsam bis zum Putzen vorgegangen. Parcival hat schnell verstanden, dass ich nur dann putze, wenn er seine Nase an meiner Hand hatte. Hier hieß es eigentlich nur diszipliniert sein für mich und nicht der Versuchung zu erliegen noch ganz kurz und ganz schnell irgendwo drüber bürsten weil ich grade was sehe… Wichtig war glaube ich auch, dass ich für das Berühren der Hand kein Signal eingeführt habe und dieses alleine auch nicht oft belohnt habe. So ist das auch keine Übung für ihn geworden. Denn ich glaube dann funktioniert das mit der Freiwilligkeit nicht mehr.
Ups, jetzt hab ich aber wieder viel geschrieben…
Liebe Grüße
Miriam
Ich habe Hinrichs einmal auf einem Seminar in Marbach erlebt – da ging es um „klassisches Reiten“, und er war eher blass. Kann aber auch daran gelegen haben, dass er keinen Konflikt mit den FN-Reitern suchte. Aus einem seiner Bücher ist mir eine Anregung besonders im Gedächtnis geblieben: Wenn das Pferd im Galopp ausfällt, dann arbeite es hart im Trab, und lass es in Frieden, sobald es galoppiert. Das fand ich eine smarte Strategie, die ich bei Bedarf anwende. Ich finde ihn auf jeden Fall lesenswert und eine Bereicherung für die Pferdeszene. VG!
Dass er eher blass war, das kann ich mir vorstellen. Ich glaube, dass es ihm vor allem um die Arbeit mit den Pferden geht und er nicht so der große Selbstdarsteller ist. Das macht ihn vielleicht weniger schillernd als einen Bent Branderup und Co.. Trotzdem kann man viel von ihm lernen. Und anderen Meinungen und Reitweisen gegenüber hat er, glaube ich, eine sehr liberale Einstellung. Das hat er auch in unserem Seminar immer wieder betont. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich vielleicht schon so seine Gedanken macht, aber keine Lust auf Konflikte hat. Und das kann ich wiederum sehr gut verstehen. Natürlich könnte man das auch kritisieren und andere handhaben das ja durchaus anders. Aber die persönliche Entscheidung, sich auf seine eigene Arbeit zu konzentrieren und Konflikten lieber auszuweichen, finde ich legitim und verständlich. Wenn wir mal ehrlich sind, dann nutzen die Diskussionen ja in 98% der Fälle auch nichts. Manchmal regt ein gutes Beispiel viel mehr zum Denken an. 🙂 Und wenn er nicht der Typ ist, um mit solchen Konflikten umzugehen, dann kann das durchaus die bessere Entscheidung sein. Ich glaube andere sind für den „offenen Konflikt“ da besser geeignet – und die nehmen da auch kein Blatt vor den Mund. Aber ich teile auf jeden Fall Deine Einstellung, dass Hinrichs auf seine ganz eigene Art eine Bereicherung für die Pferdeszene ist. 🙂
Toller Artikel, vielen Dank dafür! Herr Hinrichs ist ein großartiger, pferdefreundlicher Ausbilder, bei dem manche Reiter manchmal nicht ganz soviel zu Lachen haben. Die Frau war nämlich schon mal bei einem Lehrgang zugucken und würde sich deshalb nie auf einem Pferderücken vor ihm zeigen, obwohl sie ihn vergöttert 🙂
LG
Dein Pfridolin
Vielen Dank für den tollen Bericht! Das motiviert mich, ihn mal näher kennenzulernen, ich hab nämlich genau Mühe mit all den Ausbildnern, die finden, ihre Methode sei die allein selig machende.
Und die Zitate sind suuuper:-))