Heute möchte ich Dir ein Buch vorstellen, das mir persönlich sehr viel bedeutet. Du denkst ich übertreibe? Nee, ehrlich! Denn dieses Buch hat mich endlich von dem schrecklichen Hohlkreuzsitz erlöst, den mein früher Reitlehrer mir so mühsam antrainiert hatte. Und allein dafür liebe ich es! Aber es gibt noch mehr Gründe, warum ich Dir Die Freizeitreiter-Akademie von Claus Penquitt ans Herz legen möchte – wobei ich Dir natürlich auch die Schwächen des Buches nicht verschweigen will!
Claus Penquitt und die Freizeitreiter-Akademie
Claus Penquitt ist der Vater von Nathalie Penquitt, die vielleicht der Eine oder Andere kennen wird. Er ist inzwischen auf jeden Fall über 80 und hat sich gerade als Lehrer zur Ruhe gesetzt (was schade ist, ich wünschte ich hätte nochmal einen Kurs bei ihm machen können). Sein hohes Alter lässt bereits ahnen, dass er einer der Pioniere des (anspruchsvollen) Freizeitreitens war und viele der Einflüsse, die ihn geprägt haben, prägen heute die gesamte Freizeitreiter-Szene. Penquitt entwickelte auf der Basis alter Reitmeister sowie barocken, altkalifornischen und iberischen Vorbildern seinen eigenen Reitstil und schrieb vor ca. 20 Jahren Die Freizeitreiter-Akademie.
Die Schwächen vorweg
Wenn Du anfängst das Buch zu lesen, dann wirst Du Dich vielleicht – wie ich – erstmal ein bisschen an den Schreibstil gewöhnen müssen. Claus Penquitt erzählt zunächst davon, wie er dazu kam sich intensiver mit einem anderen, alternativen Weg des Reitens auseinanderzusetzen. Es liest sich als würde er es Dir direkt erzählen, aber nicht gemütlich am Tisch, sondern eher so als würde er auf einem kleinen Podest im Hyde Park stehen und das alles proklamieren. Ich kann es nicht besser beschreiben, aber ich hoffe Du kannst Dir was darunter vorstellen. Hinzu kommt, dass ich zuerst dachte: Wow, reichlich unbescheiden der Mann. Denn er schwärmt regelrecht davon welche Leichtigkeit er mit seinen Pferden erreicht. Inzwischen denke ich aber, dass er nicht von seinen Fähigkeiten, sondern tatsächlich von diesem Zustand der Harmonie so schwärmt und dass es ihm wichtig ist rüber zu bringen wie fantastisch das ist, weil er wirklich etwas verändern möchte. Vielleicht hängt dieser Eindruck auch mit dem Alter des Buches zusammen… Es lohnt sich jedenfalls, darüber hinwegzusehen. Denn wenn man sich ein bisschen eingelesen hat und das Ganze mit Wohlwollen betrachtet, dann bringt es einen irgendwann höchstens noch hier und da zum Schmunzeln und fällt ansonsten gar nicht mehr weiter auf.
Warum Die Freizeitreiter-Akademie (trotzdem) in jedes Bücherregal gehört
Ein ehemaliger Trainer von mir hat mal gesagt: „Penquitt ist mir viel zu technisch.“ Und das stimmt absolut – deswegen finde ich ihn so großartig. Aber was bedeutet das? Claus Penquitt tut in der Freizeitreiter-Akademie etwas, was ich mir immer gewünscht und in keinem Buch gefunden habe: Er erklärt die Lektionen mit allen Hilfen, Schritt für Schritt. (Sollte ich nur nur die falschen Bücher gelesen haben, dann gerne her mit Deinen Tipps!) D.h. wenn es um ein Schulterherein geht, dann findest Du daneben eine Liste, in der Du alle Hilfen findest, die Du korrekterweise (in seiner Reitweise) für diese Lektion gibst. Er sagt Dir, wo Dein Gewicht sein muss, wo Deine Schenkel liegen, wie Du die Hände hälst… Vielleicht klingt das jetzt auch abschreckend? Aber ich finde es großartig, denn das hat mir immer gefehlt. Natürlich heißt das nicht, dass sich im Ernstfall dann nicht doch unter Umständen etwas anderes bewährt. Aber seien wir mal ehrlich: Den eigenen Weg suchen kann man doch nur sinnvoll, wenn man zumindest erstmal die Richtung kennt, oder?
Claus Penquitt führt Dir vor Augen was Du eigentlich erreichen möchtest
Neben den ausführlichen Beschreibungen der Hilfengebung ist „Die Freizeitreiter-Akademie“ auch reich bebildert und mit zahlreichen Skizzen versehen. Besonders die Skizzen geben einem einen guten Eindruck davon, wie es idealerweise aussehen sollte. Die Bilder übertragen das dann auf reelle Verhältnisse. Alles in allem ist das Buch also so aufgebaut, dass Du wirklich gut nachvollziehen kannst was Du eigentlich erreichen willst.
Auch für Fortgeschrittene ist Die Freizeitreiter-Akademie empfehlenswert
Solltest Du tatsächlich schon die korrekte Hilfengebung für jede Lektion aus dem FF beherrschen, dann empfehle ich Dir das Buch trotzdem, denn Penquitt bietet neben den konkreten Lektionsbeschreibungen auch jede Menge Denkimpulse und Ideen für die Arbeit auf dem Platz. Wenn Du in Deinem Können schon sehr weit bist, dann lohnt sich die Lektüre auch deshalb trotzdem, weil Claus Penquitt für viele Lektionen etwas andere Hilfen gibt als Du es vielleicht gewohnt bist. Du musst jetzt zwar nicht gleich alles über den Haufen werfen, aber vielleicht findest Du hier und da eine gute Anregung und einen Weg, um zu noch mehr Harmonie mit Deinem Pferd zu finden.
Die Philosophie
Claus Penquitt liegt die harmonische Beziehung zum Partner Pferd am Herzen und das merkt man auch. Ich glaube, dass die Zeit auf dem Pferderücken für ihn das Schönste ist und ich bin ihm ziemlich dankbar dafür, dass er sich hingesetzt und sich so intensiv mit der Theorie des Reitens auseinander gesetzt hat. Claus Penquitt ist ein Pionier des anspruchsvollen Freizeitreitens und war maßgeblich daran beteiligt einige sehr wertvolle Einflüsse in unsere Szene zu bringen. Er war seiner Zeit weit voraus, wenn man sich seine Beziehung und den Status des Pferdes in seinen Ausführungen ansieht. Und ich hoffe, dass dieser Geist sich weiter verbreitet und das Reiten ohne Kraft (und ohne Gewalt) mit feinsten Hilfen immer mehr das Bild in unseren Ställen verändern wird.
Fazit
Die Freizeitreiter-Akademie von Claus Penquitt möchte ich Dir wirklich ans Herz legen falls Du sie noch nicht kennst. Es stimmt: Sie ist sehr technisch (was ich gerade gut finde) und man muss sich schon ein bisschen in den Schreibstil einlesen (und sich auch darauf einlassen), aber dann kannst Du unheimlich viel von diesem Buch lernen. Mir hat die Lektüre weitergeholfen wie kein zweites Buch, das sage ich ganz ehrlich. Ich würde es nicht als mein Lieblingsbuch bezeichnen, aber es ist mit Abstand das beste Lehrbuch in meinem Regal was die Umsetzbarkeit angeht. Es gibt andere Bücher, die mich mehr zum Nachdenken gebracht oder inspiriert haben. Die unterhaltsamer zu lesen oder lustiger waren. Aber Claus Penquitt gelingt es, mir die Informationen zu geben, die ich für die Umsetzung der Lektionen wirklich brauche. Natürlich gehört noch viel mehr dazu die Lektionen tatsächlich zu reiten und gerade das Gefühl, das ja auch eine entscheidende Rolle spielt, lässt sich nicht in Schritt-für-Schritt-Anleitungen packen. Aber was viele Reitlehrer auch im täglichen Unterricht nicht vor Augen haben ist, dass ihre Schüler oft gar nicht wissen was sie eigentlich genau machen sollen. Ich habe es auf jeden Fall oft erlebt, dass ich total überfordert auf dem Pferderücken saß, weil meine Reitlehrer einfach zu viel Wissen vorausgesetzt haben. Claus Penquitt nimmt sich die Zeit wirklich alles zu erläutern, meiner Meinung nach ohne einen dabei mit zu vielen Informationen zu überfordern. Für alle, die sich guten Unterricht von der Basis an wünschen, ist dieses Buch ein absolutes Must have!
Für mich ist die Freizeitreiter-Akademie das ideale Nachschlagewerk, mit dessen Hilfe ich mir Lektion für Lektion erarbeiten kann.
Claus Penquitt, 39,99€
Kennst Du die Freizeitreiter-Akademie? Ich freue mich sehr über Deine eigenen Erfahrungen mit Claus Penquitt und seiner Reitlehre!
5 comments
Das Buch kommt auf meine Weihnachtswunschliste. Ich hab den Namen Penquitt immer mal wieder gehört, mich aber nie wirklich damit auseinandergesetzt. Dann hab ich gelesen, dass das Buch dir bei deinem Sitz viel geholfen hat – und da der auch eine meiner großen Baustellen ist, dachte ich mir, das muss ich lesen. Jetzt nach deiner Rezension noch viel mehr. VG!
Liebe Nadja,
das freut mich sehr, denn ich finde es wirklich, wirklich gut. Das Kapitel über den Sitz hat bei mir dafür gesorgt, dass es Klick gemacht hat. Dabei ist es gar nicht riesig lang oder so, aber es erklärt eben wirklich wie genau das aussehen sollte (und der Sitz unterscheidet sich auch durchaus von dem vorher von mir gelernten Schulsitz). Das ist die große Stärke dieses Buches: Es erklärt wirklich und setzt nicht alles voraus. Bei mir hat das Buch dazu geführt, dass ich jetzt ziemlich gut ausbalanciert und locker im Sattel sitze (übrigens trotzdem erprobterweise Bombenfest auch bei buckelnden oder scheuenden Pferden). Und ich kriege jetzt auch keine Rückenschmerzen mehr, weil ich nicht mehr total verkrampft und gegen meinen Körper sitze. Wenn das auch bei Dir eine Baustelle ist, dann hoffe ich sehr, dass das bei Dir einen ähnlichen Effekt hat wie bei mir. 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Das hört sich doch gut an! Die Frau hat schon andere Bücher von Claus Penquitt gelesen und sie haben ihr gefallen, sagt mein Kumpel Faxe, der sich sowas merken kann. Im Gegensatz zur Frau, behaupte ich einfach mal 🙂
Liebe Grüße
dein Pfridolin
Ja, das hilft der Frau bestimmt. Auch weil alles ganz genau erklärt wird. Sie muss sich dann zwar auch ein bisschen was merken, aber das wird schon. 😉 Ich weiß jetzt zumindest theoretisch was ich wann machen muss. Damit bin ich schonmal einen Schritt weiter. Ist auf jeden Fall leichter das umzusetzen, wenn man in der Theorie schonmal weiß was man machen muss…
Liebe Grüße,
Sophie
Sitz? Alles klar! Ich MUSS das Buch haben 😉 Nein im Ernst, das ist ja die hohe Kunst und wenn Penquitt diese Kunst so gut beschreibt, dass es bei Dir Klick gemacht hat, werde ich mir das Buch auch mal genauer ansehen. Vielen Dank für Deinen Lesetipp und liebe Grüße, Petra