Totilas Comeback. Oder nicht?
Die Dressurwelt ist im Aufruhr: Der Wunderhengst Totilas ist wieder da. Oder doch nicht?
Ich selbst bin ja keine Expertin und würde es mir, ehrlich gesagt, nie herausnehmen so einen Ritt wirklich zu beurteilen. Aber ich bin auch nicht blind und so konnte ich nicht umhin zu bemerken, dass eine Sache bei diesem Ritt vollkommen fehlte: Harmonie. Totilas war einmal das Wunderpferd, „eine Naturgewalt“. Und es war einmal so, dass seine Bewegungen einen in den Bann gezogen haben – selbst wenn die Art wie er geritten wurde nie zimperlich (oder besonders pferdefreundlich) war. Und jetzt also Totilas Comeback. Eine Sternstunde, oder? Nunja, wenn man sich das Video ansieht, dann ist von dem alten Glanz irgendwie nicht mehr viel zu sehen. Jetzt wirken seine Bewegungen abgehackt und angespannt, nichts von dem was er zeigt ist flüssig oder elegant. Es sieht nicht aus als würden die beiden tanzen, eher als würden sie stolpern, Schritt für Schritt.
Was ist los mit Totilas?
Woran es liegt hätte ich selbst vielleicht nicht sagen können, aber das Team von den Dressur Studien hat hierzu eine interessante Analyse veröffentlicht. Das Ergebnis: Dieses Pferd ist total verspannt, hat jeden Takt verloren und gehört pensioniert. Nachdem ich diese Analyse gelesen und mir das Video nochmal angesehen habe, kann ich nur bestätigen was die Dressur Studien da schreiben. So geht kein glückliches Pferd. Und wenn all die Zeit nichts gebracht hat, um ihn wieder an den Sport heranzuführen, dann will oder kann er vielleicht auch einfach nicht mehr und man sollte das respektieren. Totilas Comeback ist keines und ich hoffe sehr, dass das auch der Spitzensport einsieht.
Auch ein solches Pferd hat das Recht auf einen eigenen Willen, auf einen Abgang in Würde und einen Lebensabend, in dem er Pferd sein darf. Das was hier geschieht geschieht unter Zwang, das ist ihm deutlich anzumerken. Dass er sich nicht wohlfühlt unübersehbar. Es wäre schön, wenn hier nicht Geld entscheiden würde, sondern Horsemanship die Richtung weisen würde.
Noch ein kleiner Nachtrag zum Totilas Comeback: Ein Interview mit Klaus Martin Rath, dem Vater des Totilas-Reiters Matthias Rath, mit der FAZ. Ich denke, seine Antwort auf die Frage, ob es sich beim Reiten um eine Machtprobe handle, lässt tief blicken. Es sei nicht möglich ein Pferd zu lieben? So ein Unsinn und ich bedauere jeden, der ernsthaft dieser Meinung ist. Natürlich kann man ein Pferd lieben – und dabei trotzdem die Rollen klar verteilt haben. So spricht und handelt niemand, dem etwas am Partner Pferd liegt. Wer einen derart umstrittenen Trainer engagiert, der mit derart umstrittenen Mitteln arbeitet, weil ein Pferd nicht funktioniert, der ist auf’s Geld aus und nicht auf Partnerschaft. Ein Pferd sollte kein Sportgerät sein. Und jeder der ein Pferd so behandelt sollte sich schämen. 🙁
Wie siehst Du Totilas Comeback? Meinst Du der Wunderhengst ist zurück?