Ich weiß nicht wie das bei Dir ist, aber ich bin einer dieser Menschen, die viel träumen und (bisher) wenig davon wirklich taten. Ich träumte bestimmt 5 Jahre davon wieder zu reiten, ehe ich tatsächlich wieder auf ein Pferd stieg. Ich träume davon ein Buch zu schreiben, das es bisher nie über die ersten 20 Seiten geschafft hat. Ich träume von diesem wundervollen Hof, auf dem ich eines Tages mit Freunden wohnen werde. Ich träume davon mit Tieren zu arbeiten – und machte stattdessen irgendwas mit Medien. Ich träumte davon Biologie zu studieren und Feldforscherin zu werden und studierte stattdessen das Fach der Denker und Träumer: Philosophie (und Geschichte).
Ich bin halt sojemand. Dachte ich immer. Und dann kaufte ich ein junges Pferd, mit dem ich mein Leben verbringen und 1001 Abenteuer erleben möchte und begann diesen Blog, damit ich zumindest nebenbei „Was mit Tieren“ machen kann. So, und jetzt kommst Du. ;D
Willkommen im Jahr des Mutes!
In diesem Artikel soll es um Mut gehen. Mut den Sprung zu wagen, auch wenn er aus Deiner Perspektive gerade riesig aussieht. Wir haben sogar eine Art „Jahr des Mutes“ ausgerufen, denn ich bin gerade nicht die Einzige, die große Sprünge macht. Eigentlich hat mein Freund Stefan mich zu diesem Post inspiriert. Ich würde sagen, dass Stefan eher ein Vernunftmensch ist und auf Sicherheit bedacht. So wie ich auch. Ich erzähle Dir das vorher, weil Du es mir gleich wahrscheinlich nicht mehr glauben wirst.
Stefan arbeitete zehn Jahre bei einem großen deutschen Verlagshaus. Er hatte dort verschiedene Jobs, kannte das Haus wie seine Westentasche und hat auch allerhand spannende Projekte mitbekommen. Aber in den letzten zwei bis drei Jahren hatte sich etwas verändert. Er brachte zwar weiterhin vollen Einsatz, aber er war nicht mehr so mit Freude dabei wie früher. Es war als würde er auf der Stelle treten.
Es ist jetzt ungefähr vier Monate her, dass er mir am Frühstückstisch gegenübersaß und plötzlich meinte: „Ich glaube ich kündige und gehe dann erstmal ein paar Monate segeln.“
Es traf mich völlig überraschend, weil ich ihm – wenn ich ganz ehrlich sein soll – nicht zugetraut hatte einfach sowas Verrücktes zu tun. Ich hatte gehofft, dass er kündigen würde, aber erwartet, dass er sich etwas neues suchen und dann erst den Absprung wagen würde. Als er dann aber diesen Satz sagte, hätte ich platzen können vor Freude. Das war die beste Idee, die er haben konnte. Von so einem Segeltrip, ein paar Monate ohne Zeitdruck oder Verpflichtungen im Nacken, hatte er schon seit Ewigkeiten geträumt. Und das war die Gelegenheit, um es wirklich zu tun.
Was soll ich sagen…seit knapp 3 Wochen ist er tatsächlich unterwegs und ich bin gerade für zwei Wochen bei ihm zu Besuch. 🙂 Die Zeit davor war wahnsinnig stressig und ich wette, dass er jetzt erst so richtig auf dem Wasser ankommt. Aber er hat ja Zeit. Danach will Stefan auch gleich den nächsten Sprung wagen. Er will ein eigenes Projekt starten und die Selbstständigkeit ausprobieren.
Stefan hat mich damit wirklich inspiriert und ich habe viel über unser „Jahr des Mutes“ nachgedacht. Die Voraussetzungen für die Verwirklichung unserer Träume standen tatsächlich gut. Aber seien wir ehrlich: Das war nicht der Grund, warum wir das jetzt getan haben. Der Grund war einzig und allein, dass wir uns getraut haben. Stefan hätte auch schon vor Jahren gehen können und auch ich habe nicht erst seit gestern ein halbwegs geregeltes Leben und ein Einkommen, mit dem man ein Pferd finanzieren kann. Und auch jetzt hätten wir tausend Gründe finden können (und haben wir auch), die dagegen sprachen (und weit weniger dafür). Die entscheidende Frage dabei ist aber: Welches sind die wichtigeren Gründe? Für uns stellte sich ziemlich schnell raus, dass wir zwar tausend Argumente dagegen hatten – aber ein paar ziemlich unwiderlegbare Totschlagargumente dafür.. ;D
Hier kommen Deine
5 Gründe warum jetzt die Zeit ist, um Deine (Reiter)Träume wahr zu machen
1. Später kannst Du es vielleicht nicht mehr!
Natürlich sprechen jetzt tausend Gründe dagegen, wie schon gesagt. Aber bei den allermeisten dürfte ein Grund nicht zutreffen: Dass man es nicht kann. Wenn Du das hier lesen kannst, dann bist Du wahrscheinlich lebendig und bei Bewusstsein, bist nicht im Gefängnis oder in einer Gletscherhöhle gefangen. Die Welt ist noch nicht untergegangen und Du kannst Dir noch Internet leisten. Es kann sein, dass Du wirklich große Hindernisse überwinden musst, um Deinen Traum wahr werden zu lassen, aber wenn Du es jetzt nicht tust, dann kannst Du es irgendwann vielleicht wirklich nicht mehr. Ich will jetzt nicht die „Carpe diem“ Keule auspacken, aber es ist einfach so, dass uns jederzeit irgendwas passieren kann. Wir können von einem Auto überfahren werden oder bei einem Skiunfall ins Koma fallen. Das ist ein beängstigender Gedanke, aber leider Realität. Dann haben wir vielleicht unser ganzes Leben lang auf etwas gewartet und werden nun nie mehr Gelegenheit dazu haben. Warum sollten wir so ein Risiko eingehen?
2. Die perfekte Gelegenheit kommt nie!
Oder zumindest verdammt selten. Ok, man kennt diese Geschichten von Freunden, deren Firma Einsparungen machen musste und ihren Mitarbeitern eine horrende Abfindung anbot, wenn sie freiwillig gingen. Das passiert und kann eine ziemlich perfekte Gelegenheit dazu sein seine (Reiter)Träume wahr zu machen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Dir das irgendwann passiert ist nicht besonders groß, oder? Und dann tritt ja auch wieder Punkt 1 in Kraft… Die Wirklichkeit sieht für die meisten so aus, dass es immer tausend gute (und vernünftige) Gründe geben wird, um seinen Träumen nicht zu folgen. Und der Mensch ist ein nach Sicherheit strebendes Wesen, es liegt also in unserer Natur, dass uns die Gründe dagegen viel schneller und in viel größerer Menge einfallen werden als die dafür. Du musst aber für Dich entscheiden welches die schwerwiegenderen Gründe sind. Die Menge der Argumente ist dagegen ziemlich egal. Und wenn Du darüber nachdenkst: Sei Dir der Tatsache bewusst, dass der Augenblick, in dem nichts dagegen spricht Dein Leben umzukrempeln, nie kommen wird.
3. Dein Glück ist das höchste Ziel das Du für Dich erreichen kannst!
Das ist jetzt eine Behauptung und ich diskutiere da gern drüber, wenn Du ein besseres Ziel hast. Aber ich wüsste ehrlich nicht was das sein könnte. Weltfrieden vielleicht, aber ich meinte jetzt realistische Ziele. Ein bisschen Egoismus ist hier durchaus erlaubt…(warum? Siehe 4.)
4. Du machst die Welt zu einem besseren Ort!
Ein glücklicher Mensch ist ansteckend. Vielleicht hast Du es auch schonmal erlebt, dass Dich jemand mit seiner guten Laune einfach angesteckt hat? Das kannst Du auch, aber nur wenn Du glücklich bist. Wenn Du mit Dir im Reinen und zufrieden mit Deinem Leben bist, dann hast Du plötzlich Superkräfte. Ehrlich! Du bist dann nicht mehr so viel mit Dir selbst und Deinem Leben und „Was wäre wenn“ beschäftigt und kannst Dich stattdessen auf Deine Gegenwart konzentrieren. Mit der ganzen frei gewordenen Energie und Zeit kannst Du richtig sinnvolle Dinge anfangen, die vielleicht auch anderen Menschen (und Tieren) helfen. Oder Du inspirierst durch Dein Vorbild andere dazu sich ebenfalls ihre Träume zu erfüllen. Mindestens wirst Du aber mit einem Lächeln herumlaufen und kein Lächeln ist ansteckender als eines, das aus einem erfüllten Traum entstanden ist.
5. Danach hast Du Zeit für ganz neue Träume!
Es gibt Träume, die kann man irgendwann abhaken, weil man damit fertig ist. Stefans Auszeit zum Beispiel. Andere Träume dauern vielleicht länger an, wie mein Traum vom eigenen Pferd. Aber für beide Fälle gilt: Du hast Zeit für Neues, wenn Du sie wahr gemacht hast. Ich habe mir meinen Traum vom eigenen Pferd erfüllt und kann jetzt von tausend neuen Abenteuern träumen, die Soudi und ich zusammen erleben können: Mein Traum vom eigenen Pferd erfüllt sich fortwährend und ich träume derweil von unserem ersten Wanderritt, unserer großen gemeinsamen Auszeit, unserem ersten gemeinsamen Distanzrennen, einer kleinen Zirkusshow, die wir mal für unsere Freunde aufführen werden. Ich träume von den Spaziergängen, die wir gemeinsam machen werden, von Reisen, die wir unternehmen. Und Stefan wird vielleicht nach seiner Rückkehr von einer neuen Route träumen, die er schon immer mal segeln wollte. Es gibt tausend Möglichkeiten und sie alle stehen Dir offen (besonders, wenn Du Dir einen ganz großen erfüllen konntest, dann hast Du in Deinem Traumland Platz für einen neuen großen oder ganz viele kleine… ;D )
So, das war mir wichtig. Ich hoffe, dass ich Dir ein bisschen Mut machen konnt, in meinem persönlichen Jahr des Mutes. Ich habe nie gesagt, dass es einfach sein wird Deinen Traum wahr zu machen. Es kann schwierig und bisweilen sogar schmerzhaft sein, weil man auf die Schnauze fällt oder Vertrautes loslassen muss. Das will ich Dir hier auch nicht verschweigen. Aber glaub mir: Es lohnt sich und Du wirst wieder aufstehen. Selbst wenn man an einem Traum scheitert, dann ist es ein unglaublich stärkendes und erhebendes Gefühl, wenn man dann wieder aufsteht und es wenigstens versucht hat. Viel besser als wenn man es gar nicht erst probiert! 🙂
14 comments
Hallo Sophie,
das ist ein ganz großartiger Post, finde ich (und nicht nur, weil ich mich darin wiederfinde). Bei mir standen vor gut einem halben Jahr ganz ähnliche Entscheidungen an – raus aus dem festen Job ins Ungewisse, aber irgendwie mit dem Gefühl, seinem Herz und nicht dem Verstand zu folgen. Jetzt mal tun zu können, woran man glaubt und was einem wichtig ist. Und wie du schreibst – selbst wenn ich auf die Nase falle und es schief geht (was ich als tendenziell eher pessimistische Natur auch gern mal vor Augen habe), dann habe ich es zumindest versucht! Man liest ja häufig Zitate à la „Was Sie am Sterbebett bereuen werden“ und da ist gern die Rede von den Dingen, die man nicht gewagt oder getan hat und weniger von Fehlern, die man unterwegs begangen hat. Ich denke, dass wir (und ich glaube es gibt Statistiken aus der Wirtschaft, nach denen es bei deutschen Mitarbeitern besonders ausgeprägt ist) ein ziemlich verkorkstes Verhältnis zu Fehlern haben – aber die passieren eben. Punkt. Nur versuchen wir krampfhaft sie zu vermeiden, bloß die richtigen Entscheidungen zu treffen – und stagnieren vor lauter Angst in Umständen, die uns nicht glücklich machen. Sarah von „verwandert“ hat ein Gedicht dazu geschrieben, das es total auf den Punkt bringt: http://bedouinwriter.com/ich-bin-jung-ich-habe-die-wahl/ VG!
Liebe Nadja,
ich freue mich sehr, dass Dir der Post gefällt. Ist ja nicht im engsten Sinne pferdig, aber für mich eben auch doch wieder. 🙂 Das mit dem Sterbebett stimmt. Es gibt doch auch dieses Sprichwort “ Auf dem Sterbebett bereuen wir was wir nicht gemacht haben und nicht was wir gemacht haben…“ oder so ähnlich. Und das ist so wahr! Sarahs Gedicht habe ich auch schon gelesen. Sie hat die Gefühle vor dem Sprung wirklich sehr schön auf den Punkt gebracht. Das hat mich auch lange total gequält. Und jetzt hat sich dieses Gefühl aber verändert und ich erkenne viel mehr das „Hey, ich kann alles machen!“ als die „Qual der Wahl“. Und ich muss sagen: Das fühlt sich super an. 🙂 Am Ende geht es uns ja auch so gut, dass wir gar nicht so tief fallen, selbst wenn wir fallen… das muss man sich immer bewusst machen, finde ich. Und wie großartig es wird wenn es klappt. 🙂
Liebe Sophie,
das ist ein schooner Post.
Ich selber habe auch allen Mut gebraucht um Parcival zu kaufen. Die finanzielle Belastung und die Verantwortung für ein Pferd zu übernehmen… Da habe ich lange gezögert und Angst gehabt. Denn mein erstes eigenes Pferd war chronisch krank und ich war oft am Rande meiner finanziellen Möglichkeiten, aber auch meiner Kräfte. Daran habe ich mich dann auch erinnert. Dann auch noch ein Shetlandpony wo jeder mir abgeraten hat, weil ich das Pony ja nie reiten können werde. Als ich dann auch noch mit Parcival geliebäugelt habe, der ein Mini ist, waren noch mehr Stimmen dagegenen und ich habe oft gehört, ich könnte mir ja gleich auch einen Hund anschaffen.
Da ich sowieso ein eher ängstlicher Mensch bin, hatte ich eine riesen Angst vor dieser Entscheidung, aber ich wollte mir auch meinen Kindheitstraum erfüllen. Also habe ich all meinen Mut zusammen genommen und Parcival zu mir genommen. Und was soll ich sagen… ich hab es bisher noch nicht eine Sekunde bereut. Selbst momentan wo er krank ist und wirklich viel Arbeit macht, würde ich ihn nicht mehr hergeben wollen und trotz Umzugsstress bekommen wir das alles hin. Der Kleine macht mir soviel Freude und vermittelt mir soviel Zuversicht, dass ich mich jederzeit wieder für ihn entscheiden würde.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
freut mich sehr, dass Dir der Post gefaellt! 🙂 Ich kann total gut nachfuehlen was Du beschreibst. Die Verantwortung und die finanzielle und zeitliche Herausforderung haben mir auch wirklich Angst gemacht – und ich hatte nicht solche Vorerfahrungen mit einem frueheren Pferd. Die Skepsis von aussen kann auch ein wirklich verunsichernder Faktor sein. Bei mir haben im Stall alle den Kopf geschuettelt, weil ich vorher noch kein eigenes Pferd hatte und mir nun trotzdem ein Jungpferd zutraue. Aber ich habe immer von dem einen Pferd getraeumt und wollte mir nicht mehrere Pferde in meinem Leben kaufen (ich hoffe sehr, dass Soudi steinalt wird und der Plan so aufgeht). Ich wollte mir eben einmal im Leben ein Pferd kaufen und einmal erleben wie ein Pferd gross wird und wir zusammenwachsen. Daher war es eine „jetzt oder nie“-Entscheidung und zum Glueck habe ich mich von den Unkenrufen nicht beirren lassen. Mir geht es wie Dir: Ich habe es nie bereut und bin mir auch ziemlich sicher, dass ich es auch in Zukunft nie bereuen werde. 🙂 Von mir auf jeden Fall von Herzen: Herzlichen Glueckwunsch, dass Du den Mut hattest Dir mit Parcival Deinen Kindheitstraum zu erfuellen. 🙂 Ich glaube, eine Entscheidung, die einen so gluecklich macht, die kann nicht falsch sein. 🙂
Liebe Gruesse,
Sophie
P.S.: Ich wuerde Parcival ja so gern mal sehen! 😉
Liebe Sophie,
ich habe dir eine Mail mit Bildern von dem Kleinen geschickt :).
Liebe Grüße
Miriam
Hallo Sophie,
mein Traum habe ich vor 3 Jahren wahr werden lassen. Ich habe 2 Pferde vor dem Schlachter gerettet und für sie einen Gnadenbrotplatz geschaffen. Damals bin ich sozusagen ins kalte Wasser gesprungen, weil ich von Pferdehaltung überhaupt keine Ahnung hatte. Daraus wurde das kleine private Tierschutzprojekt „Wir helfen Miranda“. Am 24.06.2014 feierten wir 3-jähriges Jubiläum – 3 Jahre geschenkte Lebenszeit, für zwei zum Tode verurteilte wunderbare Pferdewesen.
LG Susanne
Hallo Susanne,
wirklich ein tolles „Projekt“ das Du da hast. Hut ab für Deinen Mut, besonders wenn Du Dich vorher gar nicht auskanntest! Ich finde es ganz toll, wenn jemand solchen „ausrangierten“ Tieren eine Chance auf ein schönes Leben gibt! Ganz liebe Grüße an die besagten Pferdewesen. Und herzlich Willkommen auf meinem Blog! 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Hallo Sophie,Ich bin gerade dabei mich von hinten nach vorne durch deinen Blog zu lesen. Und ich muss dir sagen: es macht riesigen Spaß! Alle deine Beiträge haben mir bisher super gefallen. Doch bei diesem hier muss ich jetzt mal was schreiben, weil er mir so aus der Seele spricht.Auch ich habe mich dieses Jahr getraut und mir einen Traum erfüllt: ich habe endlich wieder ein eigenes Pferd!Eigentlich sprach so vieles dagegen und trotzdem habe ich es, mit Unterstützung von meinem Freund gewagt.Es war die richtige Entscheidung und ich möchte meine Dara keinen Tag mehr missen.LG Elli
Hallo Chevalie,
du hast einen sehr tollen Beitrag verfasst! Er liest sich wunderschön und ermutigt einen.
Ich stehe gerade eben vor so einer Situation und ich bin wahrscheinlich der unsicherste Mensch den es gibt. Wie du schon sagst, diese ganzen Aussagen von außen die machen einen kaputt und nagen immer stärker an einem. Ich möchte mir auch den Traum vom Pferd erfüllen, jahrelang habe ich mich um zwei Pferde gekümmert mit allem drum und dran – Selbstversorger.
Jetzt bin ich auf ein Gestüt in meiner Nähe gestoßen und da ist ein kleines Stutfohlen geboren, ich sage dir wenn ich es hätte malen können mein Traumpferd, dann hätt ich es genauso gemalt! Hin und weg – nur ich habe soviel Angst einen Fehler zu machen. Durch die ganzen Aussagen von außen wird man wirklich regelrecht abgeschreckt sich seinen Traum zu erfüllen und ich hadere Tag für Tag an mir … Ein schreckliches Gefühl wenn man soviel Angst hat vor dem Vorhaben sich seinen persönlichen Traum zu erfüllen.
Hast du noch einen Tipp für mich ?
Würde mich sehr über eine Nachricht freuen!
Liebe Grüße Anna-Magdalena
Liebe Anna-Magdalena,
ich glaube, wenn es Dich so beschäftigt, dann hast Du die Entscheidung eigentlich schon getroffen. Das ist Dein Traum und dann taucht da zufällig quasi nebenan Dein Traumpferd auf? 😉 Ich glaube manchmal soll es einfach so sein. 🙂 Aber ich kann Deine Angst sehr gut verstehen. Mir ging es ja auch nicht anders. Ich hatte Angst vor meiner eigenen Entscheidung. Aber ich kann Dir nur sagen, dass das die mutigste und die beste Entscheidung war, die ich in meinem Leben getroffen habe. Klar gibt es mal schwierige Phasen oder Situationen, in denen ich nicht weiter weiß…aber dann hole ich mir Hilfe oder Rat, atme tief durch und am nächsten Tag sieht alles schon wieder ganz anders aus. Und all die anderen Tage genieße ich jede Minute mit diesem wundervollen Pferd. Und wenn Du als Selbstversorger schon so lange Pferde versorgt hast, dann brauchst Du Dir ganz bestimmt keine Sorgen zu machen. 🙂 Wir sind nun natürlich noch nicht beim Reiten angelangt und es kann natürlich sein, dass wir dann noch Schwierigkeiten bekommen, aber auf eine Art ist es viel einfacher ein Jungpferd großzuziehen, finde ich. Ich bekomme immer wieder mit wieviele Schwierigkeiten andere aufgrund von Fehlern mit ihren Pferden haben, die Vorbesitzer gemacht haben. Und oft weiß man nicht genau woher etwas kommt, was es schwierig macht damit zu arbeiten.
Einen großartigen Tipp kann ich Dir nicht geben. Du musst die Entscheidung am Ende selbst treffen und ins kalte Wasser springen. Entscheide Dich für das was Dich glücklich macht. <3
Liebe Grüße,
Sophie
Ich finde den Blog sehr ansprechend. Ich hatte früher eine Stute, eine Lippizzanerstute. Ich war 12, sie 4, und zusammen haben wir viel gelernt. Erste Plätze auf Turnieren (kleine Turniere), und ich war dankbar. Im Reitstall aber war alles nach richtig und falsch und Turnier-Ziel ausgelegt. Als ich 16 war wurde ich krank und verkaufte sie, hatte aber immer noch Kontakt, und ich durfte sie für ein Jahr, als die liebe 20 war, nochmal haben, da der Besitzer in jenem Jahr wenig Zeit hatte. Nun bin ich fünfzig. Ich hatte schon lange abgeschlossen und war meiner Mutter dankbar, dass ich damals ein Pferd haben durfte. Fertig. Schöne Teenieerinnerung. Dann traf ich eine aus dem Dorf mit Pferd am Führstrick, und sie erzählte, dass die Besitzerin noch eine Reitbeteiligung sucht. Einmal wieder Stallduft geschnuppert, und ich war voll drin. 2 mal die Woche? NUR?….Ich machte mich auf die Suche nach kleinen Jobs, ich rechnete, ich fragte im Stall, was die günstigste Unterstellung kostet, ich schaute im Internet nach Pferden – hatte ein geringes Budget. Dann fuhr ich hin, um mir das Pferd anzusehen, das ich gesehen hatte, und das mich sehr angesprochen hatte. Ich war überzeugt, letztlich die innere Stimme zu hören:netter Gedanke, aber is´ nich´ mehr mein Weg. Aber überall gingen die Türen auf. Die Jobs, das Pferd, das Ja meines Mannes, Bestätigung durch Freunde….Und die Gewissheit: mit 60 fange ich nicht mehr an. Jetzt oder nie. 4 mal war ich bei dem Pferd. Ich wartete auf das Gefühl: Neee, doch nicht. Aber es blieb bei einem Ja. Und nun habe ich einen 4 J. alten. Ich bin aus der Übung. Ja. Ich weiß vieles nicht mehr. Ich frage viel, und manche meinen wohl, – ach, was weiß ich. Inzwischen ist es mir egal. Ich bin völlig glücklich, der Job klappt, das Pferd ist super, eher ruhig, trotz „Blut“. Passend für mich. Viele Kommentare musste ich erst mal zur Seite schieben. Nicht weil sie falsch waren, sondern weil ich mich wieder neu finden musste und muss. Reite nur im Gelände….Reite noch nicht…..Mach erst mal 6 Monate Bodenarbeit….hol einen Sattler….Nimm einen Fellsattel…..Ich hörte kaum mehr meine innere Stimme. Bis ich meinen anfänglichen Weg fand. Nun bin ich bereit für eine Reitlehrerin, die ich gar nicht eingeplant hatte und nur „zufällig“ – wie von Gott geführt – kennenlernte und ein saugutes Gefühl hatte. Eine sehr konsequente Stallkollegin sagte: lass ihn nie an dir rumschnuppern oder zuppeln. Aber ich brachte es nicht fertig, ihn einen Klaps zu geben. Daraus habe ich gelernt ihm einfach beides beizubringen: Bussi und schau-weg. ———— Jeder Tag im Stall, jedes Ausmisten, striegeln, Zaumzeug in der Hand halten, jedes Spielen oder reiten oder zuschauen, wie er auf der Weide ist, ist für mich wie Delphintherapie – ein totales Geschenk. Was, wenn er krank wird, so richtig teuer krank….Keine Ahnung. Ich genieße die Zeit mit ihm, habe aber auch die Gelassenheit durch die innere Gewissheit, dass er nach seiner Erdenzeit auf ewigen Weiten und Wiesen befreit galoppieren kann.
Liebe Ruth,
es freut mich, dass Du Dich getraut hast und dass Dir Dein Pferd so gut tut. Ich kann das total nachvollziehen, für mich ist die Zeit bei den Pferden auch wie Urlaub. 🙂 Und was die Ratschläge angeht, lerne ich auch einfach mehr und mehr nicht hinzuhören, sondern meine eigene Stimme zu befragen. Dass die Ratschläge oft so unterschiedlich sind, zeigt für mich auch eigentlich schon, dass es „den einen Weg“ einfach nicht gibt. Dazu spielen zu viele Faktoren hinein und es muss am Ende eben doch jeder seinen eigenen Weg finden.
Genießt eure Zeit!
Liebe Grüße,
Sophie
Liebe Sophie,
ich bin erst gestern auf deinen Blog gestoßen und habe begonnen, deinen Weg mitzuverfolgen. Ich finde es großartig, dass du deinen Traum wahr gemacht hast und ein so tolles Pferdchen bekommen hast. Bin gespannt, was in den nächsten Jahren (von denen ich ja noch lesen muss) noch alles geschieht und auch wie es nach heute mit euch weiter geht.
Dieser Post hier hat mich so stark angesprochen, dass ich einfach reagieren muss. Du bist zwar ein bisschen jünger als ich (ich bin 38), aber dennoch sind deine Wünsche und Träume meinen ziemlich ähnlich. Ich habe auch schon einiges erreicht: ich habe zwei wundervolle Kinder und einen tollen Mann, arbeite in einem echten Traumjob, habe Biologie studiert (Verhalten von Hunden und Wölfen, meine Diplomarbeit habe ich über Pferde in der Verhaltenstherapie geschrieben), mittlerweile zwei Bücher veröffentlicht (ja, auch das war immer ein Wunsch) und habe vor einer Woche wieder mit dem Reiten angefangen. Meine große Tochter ist schon seit ein paar Jahren dabei, jetzt haben wir endlich einen geeigneten Stall gefunden und ich bin überglücklich, dass ich nun auch die Möglichkeit zum Reiten bekommen habe.
Zwei große Wünsche sind in meinem Leben jedoch noch offen. Ich möchte ein Pferd haben und einen Hund. Irgendwann werde ich mir diese Wünsche auch noch erfüllen, aber im Moment spricht ein wichtiger Grund gegen beides: Zeit. Vielleicht kannst du es nachvollziehen, mit einem Vollzeitjob, zwei Kindern (3 und 9 Jahre), einem Haus und einem Hobby (Romane schreiben), bleibt nicht mehr viel Zeit in der Woche für etwas anderes. Also halte ich mich einfach an dem Gedanken fest, dass irgendwann in den nächsten drei Jahren ein Hund bei uns einziehen wird (wenn meine kleine Tochter etwas größer ist) und vielleicht in vier, fünf Jahren noch ein Pferd dazu kommt. Da hoffe ich stark auf meine Tochter. Wenn sie das Pferd bekommt und sich in der Hauptsache darum kümmert, ist die Zeit vielleicht gar nicht mehr das größte Problem. Aber im Moment ist sie dafür noch ein bisschen jung und unerfahren, finde ich.
Mich hat jetzt allerdings ein Absatz nachdenklich gestimmt. Du sagst, man solle seine Wünsche lieber eher als später erfüllen, weil man später vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu hat. Was denkst du, sind meine Bedenken falsch? Soll ich lieber nicht warten?
Noch etwas anderes hält mich von der Erfüllung all meiner Wünsche ab: ich habe Angst, dass das Leben ohne Ziele und Wünsche irgendwie sinnlos wird. Auch hier konnte mich dein Gedanke, dass nach Erfüllung der Träume neue Träume warten, ein bisschen beruhigen.
Ich möchte dir deshalb danken, für diesen Post und dafür, dass du uns an deinem Leben mit deinem Pferd teilhaben lässt.
DANKE
Liebe Grüße,
Sandra
Hallo Sandra, bitte entschuldige, dass ich jetzt erst antworte. Ich war lange inaktiv und gehe gerade all die Kommentare durch, die mir entgangen sind. Alles was Du schreibst klingt ganz wundervoll und ich wüsste wirklich gerne, wie es weitergegangen ist. Du hast Dir wirklich ein wunderschönes Leben aufgebaut. Natürlich kann ich Dir die Frage, die Du gestellt hast, nicht beantworten und es gibt immer Rahmenbedingungen, die einfach passen müssen. Oft ist es aber vor allem Angst, die uns zurückhält und das musst Du selbst für Dich herausfinden. Es ist in Ordnung andere Prioritäten zu haben. Aber ich würde mich nicht von Angst von meinen Träumen abhalten lassen. Ich glaube, dass wir immer neue Träume und Wünsche haben werden, wenn sich einer erfüllt. Zumindest ging mir das bisher immer so. Der Plan mit Deiner Tochter und dem Pferd klingt für mich auf jeden Fall sehr gut.
Ich habe zwei Katzen, zwei Hunde und ein Pferd. Davon habe ich auch eine Ewigkeit geträumt. Jetzt habe ich andere Träume, die noch irgendwann in Erfüllung gehen dürfen. Aber ich habe auch meine Prioritäten angepasst. Das Leben so wie Du es oben beschreibst wäre dann vielleicht so wirklich nicht mehr realisierbar, wenn Du Deine Wünsche schneller erfüllen würdest. Ich habe für die Erfüllung meiner Träume auch auf vieles andere verzichtet – ich habe es nicht bereut, aber ich finde es wichtig sich über seine Prioritäten klar zu sein. 🙂