Was macht eigentlich die Faszination an einem Leben mit Pferden aus? Mir ist meine Antwort auf diese Frage heute erst so richtig klar geworden, als ich in einer Doku ein kleines Segelschiff in tosenden Wellen gesehen habe. Warum gerade bei diesem Anblick, werdet ihr euch sicherlich fragen… Mein Freund Stef ist leidenschaftlicher Segler. Als wir im letzten Jahr gemeinsam auf seinem fast 100 Jahre alten Holzsegelboot in der Dänischen Südsee unterwegs waren (mein erster großer Segeltörn), habe ich auch verstanden warum. Ich will ehrlich sein: Vorher bin ich vor allem in Hamburg auf der Binnenalster im Kreis geschippert und habe mich dabei tierisch gelangweilt. Aber auf dem Meer, mit einem Ziel vor Augen…das war etwas ganz anderes. Die Weite, die Unabhängigkeit, ja sogar die direkte Konfrontation mit den Naturgewalten, die mir durchaus nicht immer geheuer war…das war ein unbeschreibliches Gefühl. Wenn wir jetzt zur Hoppetosse, dem besagten Holzboot, fahren, dann schlägt mein Herz schneller, weil ich etwas mit ihr verbinde. Und dieses Etwas ist: Freiheit. Ich liebe dieses kleine Boot, weil wir eine so schöne, intensive und freie Zeit auf ihr verbracht haben – und weil Stefs Augen so leuchten, wenn wir bei ihr sind.
Ich glaube, Stef weiß nicht, dass ich sie so gerne habe. Für mich ist Segeln etwas anderes als für ihn. Er ist in seinem Element und segelt am liebsten Wochenlang, die Nächte durch und auch gern bei ordentlich Wetter. Für mich war dieser Urlaub wunderschön und ich freue mich schon auf den nächsten. Ich verstehe seine Begeisterung und teile sie oft auch. Aber ich merke schon, dass ich nicht so wie er in meinem Element bin, wenn wir auf dem Wasser sind. Es ist wunderschön, aber ich bin dort nicht zuhause. Wenn wir zu viel wollen oder Sturm und Wellen zu stark werden, dann schlägt das Gefühl von Freiheit bei mir ins genaue Gegenteil um und ich fühle mich im fremden Element gefangen. Ich glaube, er versteht das oft nicht und denkt ich möchte nicht segeln – dabei möchte ich nur anders segeln. Vorsichtiger…so wie man sich in der Fremde eben bewegt… Aber darum geht es hier natürlich nicht.
Die Frage ist: Was ist mein Element? Und das ist mir – ihr ahnt es wahrscheinlich schon – bei dieser Doku heute klar geworden. Mein Element sind die Pferde, das Reiten, die Natur (mit festem Boden unter den Füßen). Das ist mein Zuhause, die Umgebung die mir nichts abverlangt, weil ich mich in ihr sofort wohl und geborgen fühle. Das klingt alles etwas kitschig, ich schätze das lässt sich bei diesem Thema kaum vermeiden. Aber so ist es eben.
Wichtig ist nur, dass man sich die Freiheit, die einem das Zusammensein und die Arbeit mit Pferden schenken, auch erhält. Nur allzu schnell passiert es, dass man zwischen dem Alltagsstress, den Dressurlektionen, den Ausbildungsplänen, Unterricht und Besserwissereien im Stall die Leichtigkeit mit Pferden verliert – und dann schlägt unter Umständen auch im eigenen Element das Gefühl von Freiheit in Befangenheit um.
Ich merke immer wieder, wieviel Einfluss dieser Punkt auf mich selbst hat. Sobald ich das Gefühl bekomme, dass ich etwas aufgrund eines äußeren Drucks tue und nicht mehr freiwillig, wehre ich mich mit Händen und Füßen. Ich habe plötzlich keine Lust mehr – das ist selbst beim Reiten schon passiert – und finde auch Mittel und Wege, um mich von der vermeintlichen Verpflichtung frei zu machen. Kommt der Druck aus meinem Inneren, weil ich etwas erreichen will, dann bin ich hochmotiviert und zu Höchstleistungen fähig. Sicherlich ist das nicht bei jedem so extrem ausgeprägt, aber dennoch sollte jeder darauf achten, sich den Spaß und die Leichtigkeit mit Pferden zu erhalten. Beim Reiten geht es vor allem um Spaß und immer auch um Freiheit – und die sollte man genießen!