Nach der Aufregung der letzten Wochen habe ich gar nicht mehr so viel zu unserem alltäglichen Training geschrieben. Natürlich hatte Soudi die ersten Tage nach dem Umzug auch einfach gar keine Zeit für mich. Ich glaube er fühlt sich pudelwohl und genießt die Gesellschaft und die Abwechslung, die die Herde ihm bietet. Zu zweit haben sich die Jungs ab und zu schon ganz schön gelangweilt, glaube ich. Aber jetzt ist der Herr meist ziemlich beschäftigt…
Trotzdem guckt er immer ganz groß, wenn ich komme und ihn dann rufe und begrüßt mich dann auch immer am Gatter. Dann darf ich ihn kurz kraulen und meist kehrt er dann zur Herde zurück. Natürlich möchte ich dann eigentlich immer noch weiter knuddeln, aber ich muss ihn dann erstmal gehen lassen. Das fällt mir manchmal schwer, wenn ich ehrlich sein soll. Aber Soudi zeigt mir deutlich, dass er Aufdringlichkeit nicht besonders schätzt. Kann ich ja auch verstehen – ich möchte ja auch, dass er meine „Privatsphäre“ respektiert. Da darf ich dann auch nicht ungefragt in seine eindringen. Wenn ich mich daran halte, dann kommt er aber auch immer mal wieder zu mir an, um zu gucken was ich mache. So belohnt er mich dann… 😉
Rumhängen auf der Weide
Ich verbringe oft einfach Zeit auf der Weide und ich glaube, dass das auch sehr gut für unsere Beziehung ist. Ich habe schon den Eindruck, dass er es genießt wenn ich da bin. Zuerst hatte ich Angst, dass ich das mit den ganzen Jungspunden so gar nicht mehr machen kann, weil die natürlich schon immer ziemlich aufdringlich sind, wenn man auf die Weide kommt. Es hat sich aber herausgestellt, dass das recht schnell vorbeigeht. Es sei denn ich bringe was spannendes mit, wie zum Beispiel einen Klappstuhl oder einen Rucksack, dann habe ich ohne weiteres abendfüllenden Unterhaltungswert. Schimmelchen dackelt mir immer von allen am längsten hinterher und steht, wenn ich gehe, empört am Zaun. Keine Ahnung warum, er hat einfach einen Narren an mir gefressen. Ich erzähle ihm jetzt schon immer, dass er gar nicht mein Pferd ist, aber das scheint ihn nicht besonders zu interessieren. Irgendwann muss auch er natürlich wieder grasen.
So verbringe ich wunderschöne laue Sommerabende in aller Stille auf der Weide inmitten der Herde und könnte mir nichts schöneres vorstellen. In diesen Stunden komme ich so richtig zur Ruhe und ich könnte den Herren einfach ewig beim Grasen zuschauen. Meist fahre ich erst zurück wenn es dunkel wird.
Auch im Training geht es voran
Aber wir chillen nicht nur, sondern haben auch ordentlich Fortschritte gemacht. Unsere Trainingsthemen Fliegenspray und Hufe geben können wir, denke ich, abhaken. Ich kann ihn inzwischen frei einsprühen und glaube sogar manchmal, dass er geschnallt hat, dass das Spray die nervigen Viecher vertreibt. Jedenfalls hält er ganz still, auch wenn er es offensichtlich immernoch nicht angenehm findet.
Und Hufegeben? Tjaaaa, er macht das inzwischen wie ein Großer! Als am Wochenende der Schmied da war, da wäre ich fast geplatzt vor Stolz. Er ist so ein Profi! Zwei der vier Hufe hebt er jetzt sogar schon selbst hoch und hält sie mir hin.
Nachdem wir das also so vorbildlich beherrschen, können wir jetzt neue Dinge angehen. Anbinden kannte er schon aus seiner Kindergartenzeit bei den Züchtern, aber wir haben das in der ersten Zeit hier gar nicht gemacht. Jetzt machen wir das aber immer zum Putzen und das klappt auch schon ganz wunderbar. Er hat sich sofort erinnert und steht ganz brav still. Es darf nur nicht zu lange dauern, dann wird er unruhig, aber das ist ja auch normal. So ein kleines Pferdchen hat eben noch keine so lange Aufmerksamkeitsspanne.
Unser neues Trainingsthema
Unser zweites Thema ist Spazierengehen. Nein, jetzt noch nicht stundenlang durch Wald und Flur, aber wir bereiten das ganz langsam vor. Auf der anderen Weide haben wir alles, also auch Putzen und Hufbearbeitung und so, direkt auf der Koppel gemacht. Sonst hätte sich Tajwaar auch zu sehr aufgeregt… Jetzt haben wir aber einen kleinen abgetrennten Bereich, der direkt an die Weide grenzt und da gehen wir jetzt immer hin. Das Üben fängt dann schon an, wenn die Herde am anderen Ende der Weide steht und ich Soudi hole und wir von der Herde weg bis zu unserem kleinen Putzplatz gehen. Es geht weiter, wenn wir das Tor öffnen, er brav warten muss und dann an mir vorbei durchs Tor, wieder warten während ich das wieder schließe… Damit, dass er dann mit mir allein auf dem Putzplatz ist, hat er zum Glück gar kein Problem. Das Weggehen von der Herde ist noch am ehesten schwierig und er bleibt manchmal stehen, aber er lässt sich auch immer mit ein paar freundlichen Worten überreden. Das ist auch nur auf den ersten Metern ein „Problem“, irgendwann kommt er dann ganz brav mit. Und alles andere macht er eh prima. Nach dem Putzen behalte ich ihn jetzt auch immer am Halfter und führe ihn zurück zu den anderen. Das ist natürlich einfach, ich lobe ihn aber trotzdem überschwänglich, weil er so toll mit mir mitgeht. Auf der Weide spazierengehen haben wir vorher auch schon manchmal geübt. Jetzt haben wir die perfekte Übungsumgebung, um demnächst mal eine höhere Schwierigkeitsstufe auszuprobieren. Unsere Weide hat zwei Teile, die durch einen Durchgang verbunden sind. Dieser ist im Moment zu, damit sich der andere Teil der Weide ein bisschen erholen kann. Perfekt zum üben, denn so können wir demnächst mal da durch und getrennt von der Weide eine Runde drehen, ohne dass wir gleich in der Wildnis stehen und er mir ausbüchsen könnte (nicht dass ich glaube dass er das tun würde, aber ist so natürlich schon sicherer). Das werde ich aber jetzt noch nicht ausprobieren, sondern erst wenn er auch ganz flüssig mit mir von der Herde weg zum Putzplatz geht. Und dann auch erstmal nur für ein paar Minuten. Und wenn wir das dann irgendwann ganz entspannt machen, dann können wir mal raus ins echte Leben, aber damit lassen wir uns noch reichlich Zeit. Die haben wir ja zum Glück auch.
Die Monsterschafe
Jetzt will ich aber noch von gestern erzählen, weil es so witzig war. Neben der Pferdeweide gibt es eine Schafweide. Bisher endete diese einige Meter vom Zaun entfernt, aber seit kurzem können die Schafe bis an den Pferdeweidezaun heran. Das nutzen sie auch, weil es da allerhand leckeres Gebüsch zu futtern gibt. Das führt aber nun dazu, dass sich von den Pferden keiner mehr näher als ca. 20 Meter an diesen Zaun herantraute und immer mal wieder jemand versteinert dasteht und die Monsterschafe anglotzt. Dann bricht auch gern eine kleine Stampede los, wenn sich ein Schaf gar bewegt oder einen dieser Monstertöne von sich gibt…
Als ich eigentlich schon gehen wollte, bin ich dann nochmal zum Zaun gegangen, um Schafe zu gucken. Und prompt hatte ich die gesamte Herde hinter mir. Alle versuchten, sich hinter mir zu verstecken, kamen aber mit bis direkt vor den Zaun. Neugierig war man ja schon, aber so Monsterschafe sind halt ganz schön furchteinflößend… Ich musste so lachen! Danach wurde dann aber sogar in der Nähe des Zaunes gegrast. Ob ich wohl jetzt als Bezwingerin der Monsterschafe in die Herdengeschichte eingehe?
Interessantes Detail zu der Story: Soudi war der Einzige, der die Aufregung ganz offensichtlich überhaupt nicht verstand. Ihn interessierten die Schafe kein bisschen, er kam zwar mit, aber nur weil die anderen da waren und stellte sich dann mit dem Rücken zu den Monstern und graste… Naja, aber die anderen haben sich über meine tapfere Pionieraktion wohl gefreut… ;D
Wie und wann hast Du das Spazierengehen angefangen? Und gibt es bei euch auch solche kleinen Monster?
4 comments
Liebe Sohpie,
Soudi scheint es ja wirklich toll getroffen zu haben in der neuen Herde. Schön, dass er sich schon so gut eingelebt hat.
Spazieren gehen, ist für Parcival und mich natürlich auch ein Thema. Die ersten Wochen war Parcival in einem anderen Stall. Dort war es dann aber überhaupt nichts und der Kleine hat sich auch nicht wohl gefühlt. Hier war es überhaupt kein Thema mit Parcival den Hof zu verlassen. Er war sehr auf mich geprägt, da er obwohl es anders abgesprochen war, auch alleine stand. Das ist für so ein junges Pferd natürlich eine Katastrophe. Hier hatten wir keinerlei Schwierigkeiten und konnten schon recht schnell kleinere Runden um den Hof und auch außerhalb drehen. Ich glaube heute, dass er einfach vom Stall weg wollte.
Zum Glück habe ich dann Parcivals jetztiges zu Hause gefunden und dort hat sich dieses Thema dann sehr verändert. Nachdem er sich eingelebt hatte, wollte ich auch wieder mit ihm spazieren gehen. Da es im alten Stall so problemlos ging, habe ich mir da auch nicht viele Gedanken gemacht. Die Spaziergänge im neuen Stall waren aber alle so, dass Parcival extrem lustlos mit viel Stehenbleiben und sehr langsam mit kam. Ich hatte das anfangs als Sturheit gewertet und konnte nicht so recht verstehen, was los war. Ich hab mir allerlei Beschäftigung für unterwegs ausgedacht, weil ich dachte er findet spazieren gehen einfach langeweilig.
Irgendwann habe ich dann mein Pony mal genauer angeschaut und bemerkt, dass er Angst hat. Er ist nicht der Typ Pferd, der bei Angst explodiert, sondern er bleibt dann eher stehen und wird stur. (Böse Zungen behaupten, bei ihm ist Esel mit drin 😉 ). Also haben wir erstmal aufgehört spazieren zu gehen und mir tat es natürlich leid, dass ich ihn überfordert habe.
Ich hab dann angefangen das Training von Parcival in den Hof vor den Stall zu verlagern. Wir haben immer wieder einfach im Hof miteinander gespielt, so lange bis er völlig entspannt dort war und es ihm nichts mehr ausgemacht hat. Es gab anfangs Tage, da wollte er nach ein paar Minuten im Hof wieder zurück. Ich habe das respektiert und es wurde immer besser. Als er wirklich keinen Unterschied mehr gemacht hat zwischen Training im Hof, in der Halle oder am Putzplatz, sind wir irgendwann dann an die Grenze vom Hof vorgegangen. Eigentlich war mein Plan auch, es damit gut sein zu lassen. Aber Parcivals Plan sah ganz anders aus. Er ist einfach aus dem Hof marschiert als würde er das jeden Tag machen. Wir sind dann einmal die Straße ein Stück hoch und wieder runter und das war’s. Ich habe mich natürlich ganz arg gefreut und dieses Mal war mein Pony auch motiviert bei der Sache. Ein paar Tage später war ich mit ihm auf dem Reitplatz und wollte ihn auf die Weide bringen. Am Weidetor hat er sich plötzlich umgedreht und wollte in Richtung Hof gehen. Ich war gespannt, was er wollte und bin mit ihm gegangen. Er ist zielstrebig in den Hof gegangen und von dort aus ins Gelände. Er hatte das ganz alleine entschieden. Das klingt jetzt total verrückt, war aber tatsächlich so.
Seither gehen wir immer wieder kleine Runden spazieren. Noch nicht weit, aber es wird immer besser. Mittlerweile ist er motiviert dabei und läuft fleißig neben mir. Keinerlei Anzeichen mehr von Angst. Selbst Autos oder Traktoren sind kein Thema.
Längere Spaziergänge machen wir noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass auch das noch kommen wird. Und wenn das noch etwas dauert, macht es auch nichts.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
ich finde es immer so toll, dass Du ihn in eure „Entscheidungen“ mit einbeziehst und ihn auch einfach mal entscheiden lässt, dass er jetzt spazierengehen möchte. Das ist sowas, wovon einem ja immer erzählt wird, dass das gar nicht geht. Dass man als Leittier immer die Entscheidungen treffen muss. Aber in der Herde erlebe ich das gar nicht so und Mark Rashid hat auch in einem seiner Bücher einmal darüber geschrieben, dass es total Sinn macht auch mal dem Pferd die Entscheidung zu überlassen und dass das auch kein Problem für eine Pferd-Mensch-Beziehung ist. Das war einer der Punkte, über die ich immernoch viel nachdenke. Und Deine Berichte ermutigen mich total dazu, das auch so zu handhaben, wenn es Sinn macht. 🙂
Ich finde es auch total interessant, dass Parcival in dem ersten Stall gar kein Problem damit hatte mit Dir spazieren zu gehen. Das beobachte ich bei Soudi im Moment auch ein bisschen. Auf der alten Weide ist er mir ja oft sogar frei hinterher gelaufen. Wahrscheinlich, weil er sich da oft auch gelangweilt hat und ich immer irgendwas gemacht habe was Abwechslung bedeutet hat. Jetzt ist er aber in der großen Herde so richtig angekommen und das bedeutet, dass er mich jetzt nicht mehr unbedingt als Entertainer braucht. Manchmal zögert er jetzt, wenn ich ihn darum bitte von der Herde weg und mit mir zum Putzplatz zu gehen. Ich frage ihn dann ganz fröhlich, ob er nicht Lust hat gekrault zu werden und freue mich wie ein Schneekönig, wenn er wieder mit geht. Dann gehen immer seine Öhrchen nach vorne und er kommt ganz motiviert mit. <3 Aber wie gesagt: Dieses Zögern gab es vorher nicht. Ich finde es letztendlich aber auch total schön, dass er in der Herde so gut angekommen ist. Ich werde auch darauf achten, dass ich ganz kleine Schritte mit ihm mache. Jetzt nur der Weg zum Putzplatz, dann auf dem anderen Teil der Weide und dann gehen wir irgendwann auf die Wiese, die vor unserer Weide liegt. Und erst wenn er da ganz entspannt ist, gehen wir mal Richtung Wald oder oder die Straße runter. Ich halte es da genauso wie Du: Wenn es länger dauert, dann macht es auch nichts. 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
Liebe Sophie,
ich habe bisher nicht beobachtet, dass es uns schadet, wenn ich Parcivals Meinung ernst nehme. Eher im Gegenteil. Er hat einen starken Charakter und nimmt es mir sehr übel, wenn ich einfach über ihn weg gehe. Das heißt jetzt nicht, dass er komplette Narrenfreiheit hat und ich alles tue was er möchte, aber ich bin der Meinung wir sind Partner und dann haben beide das gleiche Recht ihre Meinung kund zu tun.
Vielleicht sollte ich das an Beispielen erklären was ich meine. Wenn ich z.B. zu Parcival komme und er mir deutlich signalisiert, dass er heute keine Lust hat etwas mit mir zu unternehmen, dann akzeptiere ich das einfach und schmuse mit ihm, wenn er Lust dazu hat oder verbringe einfach etwas Zeit auf der Weide (kann man ja dann gut nutzen um die Weide abzuäppeln 😉 ). Ich bin im Gegensatz zu den meisten anderen im Stall nicht der Meinung, dass ich ein Recht darauf habe, dass Parcival Lust hat mit mir zu kommen nur weil ich jetzt gerade Zeit und Lust habe, was mit ihm zu unternehmen.
Oder wie mit dem Spazierengehen, wenn er eigene Ideen ins Training einbringt, dann nehme ich diese gerne auf und freue mich über die Eigeninitiative meines Ponys.
Allerdings übernehme ich durchaus auch die Führung in manchen Situationen. So z.B. beim Spazierengehen, wenn ich der Meinung bin, dass es nun weit genug ist. Denn Parcival überschätzt sich hier gerne und bedenkt nicht, dass er alles was er vom Stall weg läuft, auch wieder zurück laufen muss. Hier treffe ich dann die Entscheidung, wann wir zurück gehen. Nett, aber konsequent.
Ich bin nicht der Meinung, dass ich Parcivals Leittier bin. Ich glaube, dass es eine solche Rangfolge zwischen Mensch und Pferd nicht gibt (hier hat Marlitt Wendt sehr schön und wissenschaftlich fundiert erklärt, warum das so nicht der Fall ist). Wir sind Partner und jeder trifft mal die Entscheidung und zwar immer dann, wenn es sinnvoll ist. Ich halte es nicht für sinnvoll zu entscheiden, wann Parcival Lust auf Training hat, denn ich stecke nicht in seinem Leben und weiß nicht, wie er sich gerade fühlt, oder was er gerade anderes hat. Aber ich kann im Gegensatz zu ihm abschätzen, wie weit unser Rückweg ist, also entscheide hier ich. Das funktioniert bei uns Beiden auch wirklich gut.
Ich höre immer wieder die Angst der Anderen, dass das Pferd nicht mehr mitmacht, wenn ich ihm durchgehen lasse, dass wir nicht trainieren, wenn er keine Lust hat. Hier habe ich eine andere Erfahrung gemacht. Nur, weili ch Parcival mal nicht mitnehme, streikt er nicht dauerhaft. Allerdings würde es mir auch zu denken geben, wenn mein Pferd dauerhaft keine Lust auf Training hat und ich durchsetzen muss, dass er mitkommt. Denn dann stimmt doch vielleicht am Training und der gemeinsamen Zeit etwas nicht. Mein Pony ist eigentlich so gut wie immer motiviert und streckt freiwillig den Kopf ins Halfter und möchte am liebsten sofort raus und was unternehmen. Und das glaube ich auch deshalb, weil er weiß, dass er nicht muss.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
ich kann das alles bestätigen was Du sagst. Wenn ich Soudi zu sehr auf die Pelle rücke und ignoriere, wenn er keine Lust hat was mit mir zu machen, dann zeigt er mir ganz deutlich was er davon hält. Dann lässt er mich links liegen und geht einfach weg, wenn er kann. Wenn ich mich aber zurückhalte und ihn entscheiden lasse, ob er sich mit mir beschäftigen will, dann haben wir die schönsten Erlebnisse. Und in den allermeisten Fällen, will er dann auch was mit mir unternehmen und ist total motiviert bei der Sache. Dann ist er sogar manchmal ein richtiger kleiner Streber. 😉 Natürlich gibt es auch Sachen, da muss er durch oder Situationen, in denen ich entscheide, weil ich es einfach besser weiß. Wenn ich da bin, dann putze ich ihn einmal – egal, ob er begeistert davon ist oder nicht. Wenn er gerade keine Lust hat, dann halte ich es kurz, wenn er es genießt, dann machen wir länger. Aber wir machen es auf jeden Fall. Als es neulich so gestürmt hat, waren natürlich alle Pferde ein bisschen aufgeregt und Soudi wollte ungern Hufe geben. Ich habe ihn dann trotzdem immer wieder darum gebeten (ohne Zerren oder Festhalten) und ganz geduldig gewartet, bis er sie mir einmal gegeben hat. Ich habe dann darauf verzichtet sie lange hoch zu halten, es war mir aber wichtig, dass er sie mir auch in einer Stresssituation gibt, falls das im Ernstfall mal nötig wird. So konnten wir auch unter diesen Umständen das Training ganz positiv und ohne Stress abschließen.
Ich gebe Dir auch recht, wenn Du sagst, dass es diese Leittier-Beziehung in einer Pferd-Mensch-Beziehung nicht gibt. Aber wichtig ist, dass wir den Pferden im Zweifelsfall Sicherheit geben können. Das klappt aber nicht, wenn wir sie zu etwas zwingen. Unser Ziel muss da, meiner Meinung nach, sein, dass wir ihnen zeigen, dass das was wir vorhaben gut für sie ist und nicht schlimm. Ich möchte Soudi da auch nicht einfach übergehen und gehe auf seine Meinung so weit es geht ein. Als ich an diesem stürmischen Tag da war, bin ich ein paar Stunden später nochmal zu ihm auf die Weide. Und er war der größte Streber überhaupt: Wir üben ja gerade „Mitgehen“ und er ist mir gefolgt wie ein Hund. Ohne Strick, ohne Zögern. Und ich hatte ihn nicht einmal darum gebeten – und bin ihn dann auch gar nicht mehr losgeworden… 😉
Also ich habe auch nicht das Gefühl, dass Soudi irgendwann nichts mehr mit mir macht, wenn ich ihm seine Meinung lasse!
Liebe Grüße,
Sophie