Seit Anfang des Jahres läuft ja mein großes Fitnessprogramm. Ich habe beschlossen, dass mehr Ausdauer und Kraft, vor allem aber auch mehr Koordination und Balance her müssen, wenn ich Soudi in ein paar Jahren dann mal reiten möchte (und so schadet das ja auch nichts). Jetzt gehe ich also fast jeden Tag Laufen, mache Krafttraining oder Yoga. Um letzteres soll es heute gehen, denn ich liebe Yoga mehr und mehr und komme allmählich zu der Überzeugung, dass das einfach der perfekte Ausgleichssport für Reiter ist. Ich glaube wirklich, dass es Dein Reiterleben bereichern wird, egal wie fit Du bist. Bei mir ist das auf jeden Fall so. Ich denke sogar ernsthaft darüber nach mal ein paar Tage ein Yoga-Retreat zu machen, weil ich wirklich auf den Geschmack gekommen bin. Keine andere Sportart ist so holistisch und wirkt so positiv auf Körper und Geist.
Weil mir Dein Wohlergehen am Herzen liegt, will ich jetzt natürlich auch Dich davon überzeugen, dass Yoga gut für Dich ist. Darum habe ich jetzt kurz und knackig 10 gute Gründe für Dich, warum Du noch heute mit Yoga anfangen solltest:
1. Yoga trainiert Deinen ganzen Körper
Mit Krafttraining trainierst Du fast immer einzelne Muskelgruppen. Natürlich kannst Du Dir auch im Fitnesstudio ein ganzheitliches Trainingsprogramm zusammenstellen, das Deinen gesamten Körper auf Vordermann bringt. Aber beim Yoga passiert das ganz automatisch, denn Yoga verfolgt immer einen ganzheitlichen Ansatz. Es geht nicht darum, Kraft für einen bestimmten Zweck aufzubauen, sondern Deinen Körper (und Geist) als Ganzes zu stärken.
2. Yoga löst Verspannungen
Du hast Schmerzen im Rücken, in der Hüfte oder Verspannungen in den Armen? Falls das länger anhält, solltest Du das natürlich mit Deinem Arzt abklären. Aber wenn es nur um normale Verspannungen geht, dann ist Yoga Dein bester Freund. Beim Yoga dehnst Du vorsichtig Deinen ganzen Körper, wärmst alle Muskelpartien auf und mobilisiert verspannte Bereiche. Das führt ganz sanft dazu, dass sich Verspannungen lösen. Mal abgesehen davon führt es dauerhaft auch dazu, dass sie weniger auftreten, da Dein Körper stärker und Deine Haltung besser wird.
3. Yoga verbessert Dein Körpergefühl
Weißt Du eigentlich, was Du mit Deinem Körper alles anstellen kannst? Als Kind gehen wir ständig an unsere Grenzen, aber als Erwachsene haben wir sehr eingefahrene Bewegungsmuster. Wir sitzen, liegen, gehen und stehen. Viel mehr machen die meisten von uns doch nicht, wenn wir mal ehrlich sind. Oder wann hast Du das letzte Mal probiert, ob Du einen Kopfstand machen oder mit der Stirn Deine Knie berühren kannst? Beim Yoga machst Du die verrücktesten Drehungen und streckst Deinen ganzen Körper. Du benutzt Muskeln, die sonst eigentlich nie zum Einsatz kommen. Yoga wird Dir auf sanfte Art zeigen, wo Deine körperlichen Grenzen liegen und sie Stück für Stück erweitern. Du lernst Deinen Körper neu kennen und beherrschen. Sehr nützlich auf dem Pferd!
4. Yoga verbessert Deine Körperbeherrschung und Koordination
Dieser Punkt geht natürlich Hand in Hand mit Punkt 3. Wenn Du Deinen Körper und seine Grenzen entdeckst und kennenlernst, dann lernst Du auch gleichzeitig wieder mit ihm umzugehen. Die größten Probleme haben die meisten beim Yoga gar nicht, weil sie nicht genug Kraft hätten o.ä., sondern weil sie ihren Körper nicht mehr wirklich beherrschen. Klingt komisch? Ist aber so. Wir verlernen natürlich nicht vollkommen ihn zu benutzen, aber die Grenzen, in denen wir uns bewegen können, werden immer enger je weniger wir dagegen tun. Wenn Du also – wie ich – einen Bürojob hast, bei dem Du die ganze Zeit sitzt, dann kann es sein, dass Du im Stand Deine Zehen nicht mehr mit den Händen berühren kannst. Oder es kann sein, dass Du bestimmte Positionen nicht halten kannst, weil Dir vielleicht die Kraft fehlt. Mit Yoga wird das alles bald Vergangenheit sein. Yoga wird Dir dabei helfen, die Kontrolle über Deinen Körper zurückzugewinnen! Und für das Reiten bedeutet mehr Körperbeherrschung auch gleich genauere Hilfen und weniger Rumgeschlacker auf dem Pferderücken!
5. Yoga schärft Deinen inneren Fokus
Das Tolle und Einzigartige am Yoga ist, dass es nicht nur Deinen Körper trainiert, sondern auch Deinen Geist. Ich habe ja schonmal erklärt, warum Dein innerer Fokus Deine wichtigste Hilfe ist. Yoga wird diesen inneren Fokus stärken wie kaum eine andere Sportart (außer vielleicht Bogenschießen). Du wirst feststellen, dass Dein innerer Fokus und Deine Fähigkeit, die Bewegungen beim Yoga auszuführen ganz eng verbunden sind (was sich im Übrigen auch auf’s Reiten übertragen lässt). Besonders bei den Balanceübungen merke ich es immer am deutlichsten: Wenn mein innerer Fokus woanders ist, dann falle ich um. Ganz einfach. Wenn ich aber mit meinen Gedanken im hier und jetzt, in der Bewegung bin, dann habe ich überhaupt keine Probleme, die Positionen zu halten. Dadurch muss ich natürlich auch immer wieder meinen inneren Fokus neu justieren und trainiere diese Fähigkeit auch für’s Reiten.
6. Yoga verbessert Deine Haltung und Ausstrahlung
Wenn Du erfahrene Yogis kennenlernst, dann wird Dir eines immer auffallen: Ihre tolle Ausstrahlung. Sie stehen gerade vor Dir und ihre Bewegungen haben immer eine katzenhafte Eleganz. Oft strahlen sie Gesundheit und Stärke aus und Du kannst ihnen ansehen, dass sie sich heute Nacht nicht mit Rückenschmerzen herumgewälzt haben. Es wird Dir immer leichter fallen gerade zu sitzen, zu stehen, zu gehen. Du wirst weniger Verspannungen haben und dementsprechend wirst Du früher oder später anfangen zu strahlen.
7. Yoga verbessert Deine Balance
Reiten ohne Sattel, oder in schwierigem Gelände? Kein Problem wenn Du Yoga machst. Denn Balance ist ein ganz großes Thema beim Yoga. Viele Übungen erfordern gar nicht so viel Kraft, dafür umso mehr Balance und Koordination. Balance ist auch etwas, was schlechter wird, wenn Du es nicht trainierst. Aber die gute Nachricht ist: Du kannst es trainieren und Yoga ist der perfekte Sport dafür.
8. Yoga wirkt ausgleichend
Ok, das tut wohl jede Sportart. Aber dadurch, dass Yoga nicht nur Deinen Körper trainiert, sondern Dir auch dabei hilft Deinen inneren Fokus zu steuern, ist es als Ausgleichssport für Reiter besonders gut geeignet. Du lässt Deine Sorgen und Gedanken hinter Dir (oder Du fällst spätestens bei den Balanceübungen um…).
9. Yoga kannst Du problemlos zuhause machen
Für Yoga brauchst Du nicht viel. Eigentlich nur eine Yogamatte (ein Teppich tut es aber zur Not auch) und Youtube. Es gibt unendlich viele tolle Yogalehrer, die kostenlos ganze Yoga-Sessions auf Youtube anbieten. Damit steht Dir die Welt des Yoga quasi offen. Du kannst es also ganz bequem von zuhause aus machen, was für mich ein seeeeehr wichtiger Erfolgsfaktor ist. Natürlich macht es trotzdem Sinn am Anfang und immer mal wieder ein gutes Yogastudio zu besuchen, und von einem erfahrenen Trainer Deine Bewegungen überprüfen zu lassen und neue Anregungen zu kriegen.
10. Yoga macht Spaß und ist nur für Dich
Es gibt ja Leute, denen macht jeder Sport Spaß. Ich gehöre, ehrlich gesagt, nicht dazu. Wenn ich Krafttraining machen soll, dann sträuben sich mir immernoch die Nackenhaare. Ich weiß, dass das gut für mich ist und viel bringt, aber Spaß macht mir das wirklich nicht. Bei Yoga ist das ganz anders. Klar ist Yoga in Teilen auch Krafttraining und wahnsinnig anstrengend. Aber eben nicht die ganze Zeit. Durch das ganzheitliche Training ist auch die Belastung sehr abwechslungsreich und anregend. Mir macht Yoga einfach unheimlich viel Spaß, weil es gut tut seinen Körper mal wieder richtig zu benutzen und in alle Richtungen zu fordern. Besonders schön finde ich auch, dass es beim Yoga dieses Wettbewerbsgedanken nicht gibt. Du machst das für Dich, und für niemand anderen. Es ist nicht schlimm, wenn Du jetzt noch nicht mit der Stirn an Deine Knie kommst, das wird sich mit der Zeit ändern und jetzt kannst Du erstmal alles soweit machen wie es für Dich möglich ist.
Ich gehe mal davon aus, dass Du jetzt sofort loslegen willst, oder? Dann nutze die Motivation gleich aus und mach Dich an Deine erste Yoga-Session. Ich kann Dir dafür dieses Yogavideo für Reiter empfehlen. Das ist für den Anfang nicht zu schwer und Du wirst schnell merken, dass Yoga der perfekte Sport für Reiter ist.
Wichtig ist nur, dass Du nicht übertreibst. Yoga ist kein Wettbewerb, Du musst nicht alle Bewegungen so weit ausführen wie der Trainer. Mach einfach soviel Du kannst, geh an Deine Grenzen, aber nicht darüber hinaus. Dann wirst Du auch schnell merken, dass sich Deine Grenzen immer weiter verschieben.
Hast Du es probiert? Dann schreib mir unbedingt in den Kommentaren wie es war? Oder machst Du schon Yoga? Dann würde ich mich freuen, wenn Du mir erzählst, ob Du es auch so toll findest!
Du suchst noch mehr Anregungen für tolle Ausgleichssportarten für Reiter? Dann schau mal bei Kultreiter vorbei, dort findest Du die 5 besten Zusatzsportarten für Reiter. Yoga ist natürlich auch dabei. Und dass Sport unheimlich wichtig für uns Reiter ist findet auch Daniela von Fair Riding Corp. Sie hat in diesem Artikel zusammengefasst, wie wir unseren Erfolg beim Reiten durch Fitnesstraining unterstützen können: Fit auf’s Pferd!
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8 comments
[…] Leseipp: Chevalie nennt 10 Gründe, warum Yoga der perfekter Sport für Reiter ist! […]
Liebe Sophie,
danke für diese ausführlich Auflistung! Dieser Beitrag motiviert mich umso mehr, nun auch mit Yoga durch zu starten, vor allem wo ich nun die nächsten Monate im Yogi-Paradies Bali lebe 🙂
Vor allem was das Körpergefühl und die Balance angeht, hilft es uns Reitern echt enorm. Und wie Du schreibst, lässt es sich auch easy von zu Hause aus machen, denn man braucht nur eine gute Yogamatte – das lässt sich wunderbar mit den ganzen Stallbesuchen vereinbaren!
Bin gespannt, wie es sich bei Dir weiterentwickelt! 🙂
Alles Liebe,
Line
Liebe Line,
ich bin ja ein bisschen neidisch, dass Du jetzt gleich im Yogaparadies durchstarten kannst. 😉 Aber ich gönne es Dir! Dafür habe ich jetzt mehr Balance, wenn ich im eiskalten Stall auf einem Bein stehe, um möglichst wenig Angriffsfläche für den Wind zu bieten… ;D
Liebe Grüße,
Sophie
Ich fand die „Und jetzt kreisen wir die goldene Kugel in den Eierstöcken“-Mentalität beim Yoga immer anstrengender als die Übungen. Das war von der Geisteshaltung nix für mich – wobei ich trotzdem die Geschmeidigkeit der Leute bewundere, die es durchgezogen haben. Wenn du also Tipps hast, wie man es durchhält, und vor allem, wie man es schafft seine Gedanken zu fokussieren – her damit! 🙂 VG! Nadja
Naja, es gibt ja solche und solche beim Yoga. Inzwischen bieten das auch viele Fitnessstudios an, bei denen dann das Spirituelle keine so große Rolle spielt und dafür der Fitness-Aspekt sehr stark im Vordergrund steht. Ich bin da ja auch etwas empfindlich, wenn es mir zu esoterisch wird. Aber ich hatte schon echt guten Unterricht, bei dem das total ok für mich war. Davon abgesehen kannst Du Yoga auch gut zuhause machen (am besten nach einer Einführung) und Dir einen Youtube-Lehrer aussuchen, der Dir in den Kram passt. 😉
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Hallo Sophie,
ich mache schon lange Yoga und finde, Du hast die Gründe einfach toll benannt. Sehr motivierend und authentisch. Danke!
Seit kurzer Zeit bin ich dem Bikram Yoga verfallen. Kennst Du das? 90 Minuten bei über 40 Grad mit vielen stehenden Haltungen. Ich finde, die Sequenz ist sogar noch intensiver balance-fördernd als so manch andere Yogarichtung.
Beste Grüße und weiterhin viel Spaß! Beim bloggen, reiten,… und vielleicht ja auch beim schwitzen.
Anna (von http://www.findingustainia.org)