So, jetzt gibt es zwar ein Datum, das ist aber immernoch knapp sechs Wochen hin und ich habe absolut nichts vorzubereiten. Außer Lesen natürlich, aber das kann man ja auch nicht die ganze Zeit tun. Daher widme ich mich mal wieder meinen allgemeineren Pferdethemen. Ich wollte ja noch mehr zu den verschiedenen Ställen schreiben, die ich mir angesehen habe.
Ich habe euch ja schon geschildert wie der ideale Stall für mich aussieht und was für verschiedene Anforderungen sich aus den verschiedenen Pferden ergaben. Ich habe eine Vorauswahl getroffen und mir nur Ställe angeguckt, die laut Beschreibung halbwegs meinen Vorstellungen entsprechen könnten. Zum Glück waren drei der vier Ställe, die ich mir angesehen habe wirklich nicht schlecht, wobei einer dann einfach so nah an meine Idealvorstellung heran kam, dass die Entscheidung schnell getroffen war. Das hätte auch wesentlich langwieriger sein können, schätze ich, aber wahrscheinlich hat meine gute Vorbereitung mir auch einige Enttäuschungen erspart. 🙂
Stall 1 – der junge Stall im Aufbau
Der erste Stall den ich mir ansah war ein relativ neu gegründeter. Ich hatte diesen speziellen Stall schon länger im Auge, weil sie sich – wie ich – für Berber interessieren und bald eine eigene kleine Zucht starten wollen. Ich hatte mich mit ihnen in Verbindung gesetzt, als es noch um den Herrn Hengst ging und nach einiger Überlegung waren sie tatsächlich bereit es mit uns zu versuchen. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich mir erst die Ställe und dann die Pferde angesehen habe…
Nun, der Stall war toll, die Leute waren nett und es gab sogar eine kleine Halle. Der Weg ins Ausreitgelände ist, glaube ich, etwas beschwerlich, aber es gibt zumindest welches. Die Pferde machten einen glücklichen Eindruck und waren sehr an uns Menschen interessiert. Die Offenställe waren noch nicht fertig, die meisten Pferde blieben in Robusthaltung draußen und hatten rund um die Uhr Rauhfutter zur Verfügung. Die Weiden waren nicht besonders groß, aber ausreichend für die Pferde. Am Hof gab es eine Mitarbeiterin, die auf Wunsch auch Pensionspferde mit bewegen kann und als krönenden Abschluss gab es einen Gelände-Reitplatz mit Trailparcours und Naturhindernissen. Ich fühlte mich sofort wohl und Herr Hengst hätte in die Wallachherde integriert werden können. Allerdings steht die Wallachherde quasi direkt neben der Stutenherde und ist nur durch einen relativ schmalen Weidekorridor davon getrennt. Ob das gutgeht? Man weiß es nicht. Aber dann passte es mit dem Herrn Hengst am Ende ja nicht (er hat jetzt übrigens ein ganz tolles neues Zuhause als Wallach gefunden!).
Für ein Jungpferd fand ich den Stall wiederum aus verschiedenen Gründen nicht ideal. Der wichtigste Grund waren fehlende Jungpferde. Es gab einen Zweijährigen in der Herde, aber das nützt auch nicht so viel, wenn ich einen Absetzer habe. Das allein war schon das K.O.-Kriterium. Dann habe ich mir größere Weiden gewünscht, das wär schon ok gewesen, aber unser endgültiger Stall hat da einfach mehr zu bieten. Und dann möchte ich natürlich auch mal Spaziergänge mit dem Kleinen machen und für den Anfang möchte ich da weder an Straßen noch unter Autobahnbrücken üben. Ginge sicher auch wenn man ganz langsam anfängt, aber unberührte Natur drumrum erleichtert das Herangehen doch deutlich.
Stall 2 – der kleine Westernstall mit eigener Ausbilderin
Stall zwei wäre interessant gewesen, wenn ich den jungen Wallach genommen hätte, der gerade im richtigen Alter zum Anreiten war. Denn der Stall hat eine eigene Westerntrainerin, die auch ganz gut zu sein schien. So ganz sicher war ich mir nach dem ersten Ansehen noch nicht, aber das hätte man ja noch genauer erforschen können. Die Ausstattung war gut, allerdings war leider kein Platz im Offenstall frei und ich hätte den jungen Mann in eine Box verfrachten müssen. Weidegang ja, aber nur von 8 bis 16Uhr, das sind 16 Stunden in der Box minus ein bis zwei Stunden „Arbeitszeit“. Ihr ahnt es: Ein K.O.-Kriterium. Ich muss zugeben, dass die Boxen – für Boxen – sehr schön waren. Groß und hell mit Kontaktmöglichkeit zum Nachbarn und alle draußen um die Halle herum. Trotzdem… Für einen Jungspund eh nicht der richtige Platz, da keine anderen Jungspunde mehr da waren.
Stall 3 – das unkonventionelle Pferdeparadies
Der Titel liefert schon einen kleinen Hinweis: Das ist unser Stall und ich werde daher hier erstmal nicht weiter darauf eingehen. Unser kleines Paradies kriegt einen eigenen Beitrag. 🙂
Stall 4 – der konventionelle Pensions- und Reitbetrieb
Diesen Stall sah ich mir an, um zu schauen was passieren würde, wenn es mit dem Herrn Hengst im erstgenannten Stall nicht klappen sollte. Denn hier war Hengsthaltung kein Problem, allerdings nur in Paddockboxen mit täglichem Auslauf in einem etwas größeren Paddock – immerhin mit ein oder zwei Wallachen. Nunja, ich gebe zu: Nach meiner ersten Runde über den Hof – während ich auf den Stallbesitzer wartete – wäre ich am liebsten schnell ins Auto gestiegen und wieder gefahren. Das war diese Art Stall die mich damals dazu gebracht hat ganz aufzuhören. Das Gelände war riesig, die Gesichter abschätzend und die Pferde sahen aus als müssten sie vor allem modisch auf dem neuesten Stand sein. Sorry, wenn ich jetzt mit Vorurteilen um mich werfe, aber ich kann nicht anders beschreiben wie UNWOHL ich mich dort sofort gefühlt habe. Es gab eine Führanlage, in der kleinen Halle wurde so richtig klassischer Reitunterricht abgehalten: Einer reitet vorne weg, die ganze Abteilung hinterher und dass das Kind auf dem Shetty ihn die ganze Zeit im Maul rumzerrt und dabei tritt fällt leider keinem auf. Es gab noch zwei weitere Hallen, in denen frei trainiert wurde. Die Ausstattung war also zugegebenermaßen nicht schlecht – für die Bequemlichkeit der Menschen. Dann die Paddock-Boxen. Einige waren wirklich ganz schön, aber die Mehrheit war so eng und vor allem der Unterstand war so klein, dass ein Pferd sich darin niemals hätte hinlegen können. Und wenn, dann müsste es sich zwangsläufig festliegen. Na toll. Die „Ausläufe“ waren kleine Matschvierecke, in denen ein Pferd vielleicht zwei Galloppsprünge geschafft hätte. Austoben? Keine Chance. Der Preis war echt happig – vor allem als sich dann noch rausstellte dass jeder selbst misten müsse. Naja, da ich vorher ohnehin schon 10 K.O.-Kriterien begegnet war, ließ mich das dann auch kalt. Bloß weg!
Schlimm war das nicht, denn nach Stall 3 war mir eh schon klar, dass ich was Besseres nicht finden konnte und dort hätte ich nur den Herrn Hengst nicht unterbringen können. Nunja, das sollte ja auch eh nicht sein.