Empfinden Pferde Freude?
Über diese Frage habe ich neulich mit Nadja von „Pferde verstehen“ diskutiert und seitdem viel darüber nachgedacht. Ich hatte behauptet, dass die Pferde unsere Gefühle und darunter eben auch unsere Freude widerspiegeln und ich deshalb glaube, dass positive Energie in der Ausbildung unserer Pferde immer Platz haben. Negative sollten dagegen vor den Stalltüren zurückbleiben. Aber Nadja gab zu bedenken, dass Pferde viele unserer Emotionen vermutlich nicht kennen, so z.B. Stolz oder Respekt in unserem Sinne. Da würde ich ihr sicherlich sofort zustimmen. Allerdings schrieb sie auch, dass sie sich bei der Freude nicht sicher ist, ob unsere Pferde diese Empfindung kennen. Sie erklärte das mit dem Beispiel, dass eines der Pferde auf ihrer Weide immer angelaufen kommt und dass sie nicht wisse, ob er sich freue oder nur etwas bestimmtes erwartete.
Was bedeutet „Freude“ eigentlich?
Darüber musste ich erstmal nachdenken. Für mich widersprach sich das im ersten Moment gar nicht, also dachte ich darüber nach was „Freude“ denn eigentlich bedeutet. Dabei wurde mir klar, dass dieser Begriff für uns sehr aufgeladen ist. Wenn ich meine beste Freundin sehe, dann freue ich mich. Warum freue ich mich? Wir erwarten von uns Menschen, dass wir uns ohne Hintergedanken, ohne Erwartungen freuen. Das können wir von unseren Pferden vielleicht nicht erwarten. Aber müssen wir das denn? Wenn ich mir Soudi so ansehe, dann kann ich zwei Dinge auf jeden Fall sagen: Er zeigt positive und negative Emotionen. Und er unterscheidet zwischen mir und anderen Menschen.
Freut sich Soudi, wenn er mich sieht?
Wenn ich auf die Weide komme, dann kommt er mir freudig (?) entgegen gelaufen. Freut er sich mich zu sehen? Empfinden Pferde Freude? Ich würde das mit „Ja“ beantworten. Was hinter dieser „Freude“ steckt, das vermag ich allerdings nicht zu sagen. Deshalb kann ich auch nicht sicher sagen, dass dieser Begriff der „Freude“, der für uns mit einer bestimmten Bedeutung aufgeladen ist, auf Soudi zutrifft. Soudi zeigt positive Emotionen, wenn er mich sieht. Tut er das, weil er weiß, dass er von mir gekrault wird, weil er spannende Abwechslung erwartet oder vielleicht Leckerli? Kann sein. Ist es deshalb weniger schön, dass er mir entgegen getrabt kommt? Ich finde nein. 🙂
Soudi hat mich zumindest positiv verknüpft
Soudi macht das auch nicht bei jedem. Es ist offensichtlich, dass ich für ihn eine besondere Stellung habe. Wenn ich da bin, dann bin ich sein Mittelpunkt. Er findet zwar alle Menschen erstmal toll, aber seine Aufmerksamkeit ist schon sehr bei mir. Auch wenn ich mit mehreren komme, dann kommt er erstmal zu mir. Was für mich daher deutlich ist ist, dass er mich offensichtlich positiv verknüpft hat. Sophie=gut. 🙂
Freuen sich Pferde denn anders?
Für mich reicht das aus, um davon zu sprechen, dass Soudi Freude empfindet, dass er sich freut mich zu sehen. Vielleicht ist es nicht dieselbe Freude, die wir Menschen empfinden, das kann schon sein. Allerdings bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob bei uns Menschen nicht auch bestimmte Erwartungen hinter der Freude stehen. Wenn ich meine beste Freundin treffe, dann ist der unterbewusste Grund warum ich mich freue vielleicht auch, dass wir immer viel Spaß miteinander haben und ich mich mit ihr einfach wohlfühle – und das jetzt eben auch erwarte. Macht das die Freude in irgendeiner Form schlechter? Finde ich nicht. Ich glaube wir sind manchmal auch gar nicht so komplex wie wir denken. 😉 Ich habe meine beste Freundin positiv verknüpft, sie hat für mich eine besondere Stellung und wenn sie (und von mir aus auch andere) da sind, dann ist sie mein Mittelpunkt.
8 comments
Der letzte Absatz trifft für mich den Punkt: Wenn wir Menschen uns freuen, was ist das dann eigentlich? Ist es eine bedingungslose Freude, die an nichts geknüpft ist? Oder steckt – wie du schreibst – da nicht auch eine Erwartung dahinter? Auf Spaß mit der besten Freundin, auf das Wissen, verstanden zu werden, auf einen stressfreien, selbstbestimmten Tag? Weiter gedacht, finde ich, dass du Recht hast: Erwartung und Freude gehen zusammen – bei Mensch wie bei Pferd – und sind schwierig zu trennen. VG!
Liebe Nadja,
freut mich, wenn ich Dich überzeugen konnte. 🙂 Eigentlich kommt es ja nur darauf an, dass wir zwischen positiv und negativ unterscheiden. Und am einfachsten ist es für uns sicherlich, wenn wir einfach davon ausgehen, dass unsere Pferde ein bisschen ähnlich fühlen wie wir. Natürlich sollte man sie nun dabei auch nicht vermenschlichen.
Liebe Grüße,
Sophie
Liebe Sophie,
ich persönlich bin der Meinung, dass wir als Menschen nicht in der Lage sind wirklich zu beurteilen wie genau sich Gefühle für Tiere anfühlen. Ebenso glaube ich das übrigens auch unter Menschen. Ob sich meine Freude genauso anfühlt wie die Freude eines anderen Menschen kann ich nicht sagen. Ich kann aber mein Pony beobachten und hier stelle ich eine ganze Palette von Gefühlen fest, die für mich von außen so aussehen wie Gefühle die ich von mir selber kenne. Parcival kommt meistens freudig angelaufen wenn ich komme(nicht immer, wenn es gerade frisches Heu gab, dann ist das Heu wichtiger). Hier würde ich sagen er freut sich, wenn er mich sieht. Ob er sich jetzt freut, weil ich als Person da bin, oder ob er sich jetzt freut, weil er Spaß erwartet, wenn ich komme ist dabei für mich nicht wichtig. Er scheint auf alle Fälle etwas positives mit mir zu verknüpfen.
Ich kann aber auch Stolz bei Parcival erkennen. Wenn er auf seinem Podest steht, dann sieht er für mich definitiv stolz aus. Oder wenn er eine Übung gemeistert hat, die ihm zuvor Angst gemacht hat. Dann sieht er danach zufrieden und stolz aus.
Vielleicht bilde ich mir auch nur ein, dass mein Pony diese Gefühle hat, sicher wissen kann ich es nicht. Aber ich persönlich finde es besser davon auszugehen, dass mein Pony die selben Gefühle haben kann wie ich. Das finde ich für meinen Umgang mit Parcival wichtig. Denn wenn ich ihm irgendwelche Gefühle abspreche, dann kann ich da im Umgang mit ihm einfach drüber weggehen und das halte ich persönlich für gefärlich im Umgang mit Pferden.
Hm, keine Ahnung, ob man meine Gedankengänge jetzt nachvollziehen kann….
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
doch kann man! 🙂 Ich würde das auch alles unterschreiben was Du gesagt hast. Der Punkt ist im Grunde, dass wir die Gefühle gar nicht bis ins Detail verstehen müssen, oder? Solange wir sie ungefähr verstehen reicht das. Und ich gebe Dir total recht wenn Du sagst, dass wir auch die Gefühle unserer Mitmenschen eigentlich nur so ungefähr verstehen. Genau wissen können wir aber nie, ob sich Freude bei Dir und mir gleich anfühlt. Genauso wenig bei Soudi und mir… 🙂
Liebe Grüße,
Sophie
und wieder einen schönen Blog gefunden 😀 *Lesezeichen setz* und viele Grüße von mir und der Ponybande da lass 🙂
Liebe Tanja,
freut mich sehr, dass Dir Chevalie gefällt! 🙂 Herzlich Willkommen!! 🙂
LG, Sophie
Ich bin mir sicher, dass Pferde Freude empfinden. Miranda hat ein sehr reges Gefühlsleben. Sie zeigt Freude, Angst, Neugierde und kann auch richtig wütend werden. Wenn man sein Pferd richtig kennt und es genau beobachtet, kann man viele Gefühle erkennen. Vielleicht zeigen einige Pferd nicht so genau was in ihnen los ist, andere sind extrovertierter. Bei denen ist es leichter die Gefühle zu erkennen. Genau wie bei uns Menschen… 😉
LG Susanne
Liebe Susanne,
das sehe ich genauso. Vielleicht sind das manchmal nicht 1:1 dieselben Gefühle wie bei uns Menschen, aber dass sie welche haben ist für mich auch keine Frage. Ich habe Philosophie studiert und da den Schwerpunkt auf „Tierethik“ gehabt. Dabei bin ich immer wieder auf intelligente Menschen gestoßen, die behauptet haben, dass Tiere nicht Denken oder Fühlen würden. Die Decarte’schen Automaten… Mir ist es völlig schleierhaft wie man das glauben kann. Worüber man diskutieren kann ist, ob das dieselben Gefühle sind wie unsere. Aber darüber kann man auch bei anderen Menschen diskutieren, immerhin kann ich nicht, ob sich Deine Freude so anfühlt wie meine… Aus diesen Überlegungen ist dieser Text auch entstanden. Wenn ich Soudi so beobachte, dann denke ich, dass er viele sehr ähnliche Empfindungen hat wie ich. Und einige ganz andere… Und Du hast total Recht: Die Pferde sind auch ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, genau wie bei uns Menschen. 🙂
Liebe Grüße,
Sophie