Nachdem ich Samstag den ganzen Tag auf der Hansepferd verbracht hatte, wollte ich am Sonntag nur eins: Endlich zu Soudi. Ok, ich war am Freitag erst da gewesen, aber davor – wegen unseres Ostertrips – auch eine Woche nicht. Ich brannte also auf einen schönen, sonnigen Tag mit ganz viel Zeit beim Pony.
Nachdem Soudi am Freitag ein bisschen grummelig gewesen war (sollte er etwa beleidigt gewesen sein?), wurde ich am Sonntag freudig begrüßt. Ich rückte mit Klappstuhl, Lesestoff und Putzzeug an und alles wurde erstmal ausführlich inspiziert. Ich vermied es, ihn mir gleich zu schnappen und zu putzen oder zum Hufe geben zu nötigen, sondern überließ ihm erstmal, ob er bei mir sein wollte oder nicht. Und er wollte. Es war wirklich ganz entzückend. Zunächst wurde ich inspiziert, dann die Plastiktüte mit den neuen Wunderbürsten von der Hansepferd. Ich hatte die Glanzkardätsche zwar eigentlich für sein Fell und große Flächen vorgesehen, aber offenbar kann man sich damit auch ganz wunderbar an der Nase kratzen.
Nachdem ich schon eine Weile da war mussten wir dann doch noch üben. Aufhalftern stand auf dem Plan, weil er im Moment immer den Kopf zurückzieht und wenn das nicht geht auch noch rückwärts geht. Ich möchte natürlich nicht mit ihm ringen und habe mir daher überlegt wie ich es schaffe das Schritt für Schritt und entspannt zu üben und am besten noch positiv zu verknüpfen.
Mein erster Schritt war deshalb, dass ich das Aufhalftern mit dem Knotenhalfter geübt habe. Daran kann man ein Pferd nicht festbinden, deshalb kann das ein normales Halfter nicht ersetzen, aber es hat den Vorteil, dass man nicht das Halfter über den ganzen Kopf ziehen muss. Ich greife nun mit dem Arm über seinen Hals und ziehe dann das offene Ende des Knotenhalfters hoch. So kann ich seinen Kopf da halten wo ich ihn brauche und kann ihm ganz entspannt das Nasenstück über die Schnute ziehen. Auch beim Ausziehen konnte ich so verhindern, dass er den Kopf einfach schnell rauszieht und wohlmöglich noch den Rückwärtsgang einlegt. Gesittetes Auf- und Abhalftern mit dem Knotenhalfter klappt inzwischen schon wieder prima. Ich sage übrigens „wieder“, weil das Aufhalftern bei seinen Züchtern auch schonmal ganz prima geklappt hat, aber als Halbwüchsiger kriegt man wohl langsam auch seinen eigenen Kopf und da müssen einige Dinge dann neu sortiert werden. 😉 Nun wollte ich also das Aufhalftern mit dem normalen Halfter üben und probierte es zunächst so. Dasselbe Bild, Kopf hoch und rückwärts. Nun gut. Ich legte wieder das Knotenhalfter an, auf diese Weise konnte ich ihn daran hindern den Rückwärtsgang einzulegen, ohne dass es in Stress oder Ringkampf ausartete. Und das normale Halfter haben wir dann einfach drüber gezogen und schwups gab es ein Leckerchen. Das haben wir dann noch einmal wiederholt und die Lektion dann beendet.
Von Futterlob haben mir viele abgeraten, aber mir konnte bis heute niemand überzeugend erklären, warum ich das nicht benutzen sollte. Natürlich kann das zu unerzogenen und futtergierigen Pferden führen, aber wenn man einige Grundregeln beachtet, dann kann man einfach verhindern. Und dann ist da noch das Gegenargument der Bestechung. Ich sehe Futterlob nicht als Bestechung, aber selbst wenn ich es so sehen würde: Ich würde mein Pferd lieber bestechen als zwingen…!?! Jedenfalls habe ich mit Katzen, Hunden und Pferde erfolgreich mit Futter gearbeitet und habe nach reiflicher Überlegung beschlossen das auch mit Soudi zu tun. Und Soudi ist wirklich wild auf Futter. Man kann so mit einfachen Mitteln ein positives Klima erzeugen und ihm schon jetzt vermitteln, dass es sich lohnt bei meinen komischen Querelen mitzumachen. 😉 Natürlich sollte man nicht in rauen Mengen füttern, aber das versteht sich ja wohl von selbst. 😉
Die erste Lektion, bei der ich angefangen habe Futterlob einzusetzen ist, auf Zuruf zu kommen. Anlass dafür war, dass Soudi entdeckt hat, dass man auch nicht unbedingt kommen muss, sondern auch weglaufen kann. Das hat er gelegentlich mal gemacht, wenn er gemerkt hat, dass ich ihn einsammeln will (es könnte ja sein, dass der Hufschmied kommt…). Dann zwar immer nur ein paar Schritte, aber bevor er das richtig macht, wollte ich das Kommen trainieren. Außerdem wollte ich, dass er das Einfangen positiv verknüpft, also habe ich es mit Futter probiert. Er hat es mir einfach gemacht, weil er meistens eh kommt, wenn ich ihn nicht gerade offensichtlich einfangen möchte. Dann habe ich das „Komm“ etabliert und ihm direkt ein Leckerchen gegeben, während ich mich unbändig und enthusiastisch gefreut habe. Das habe ich die ersten Male nur auf kurzen Distanzen gemacht, oder wenn er eh gerade auf mich zugesteuert ist. Am Sonntag saß ich auf meinem Stuhl und er graste ein paar Meter von mir. Ich dachte mir: Ich versuch’s einfach mal und habe ihn gerufen. Und siehe da: Er ist gekommen! 😀 Und zwar freudig und zügig und eine Schmuseeinheit gab’s gleich dazu. 🙂 Das klappt jetzt nicht immer und in jeder Situation, aber wir üben das auch noch nicht lange und dafür bin ich seeehr zufrieden. 🙂
Da ich am Sonntag mehrere Stunden da war, haben wir sogar noch eine weitere Übung einbauen können: Gesittet Hufe geben. Hufschmiede sind echt doof und Hufe geben auch. Das hat bei Petra und KW zwar auch alles schonmal ziemlich gut geklappt, aber egal. 😉 Wir haben dann also ganz ruhig und mit ganz viel Zeit Hufegeben geübt und nach jedem vorbildlich hochgehaltenen Huf gab’s ein Leckerli. Da war das Ganze schon gar nicht mehr so schlimm.
Ich denke auch darüber nach, ob ich mit Soudi nicht nur positiv verstärken, sondern richtig Clickertraining machen sollte. Ich habe das mit meinem großen Kater schon gemacht und die Lernerfolge waren großartig. Ihm hat das sogar so viel Spaß gemacht, dass er regelmäßig seine Tricks von sich aus anbietet – nicht nur wegen der Leckerlis, sondern weil das auch eine wunderbare Beschäftigung und Abwechslung ist.
Wenn man ein Clickersignal (es kann theoretisch auch ein Wort oder Laut sein, das ist aber schwieriger) etabliert hat, dann kann man auch sowas tolles wie Freies Formen machen. Dabei guckt man einfach was das Pferd von sich aus tolles macht und belohnt das was einem gefällt. (Ganz simpel zusammengefasst) Im nächsten Schritt verknüpft man die Handlung mit einem Aufforderungswort und belohnt dann nur noch, wenn das Pferd es nach diesem Aufforderungswort macht. Soudi hat am Sonntag auch gleich eine wunderbare Nummer gebracht und ich habe wirklich bedauert, dass ich mit dem Clickertraining noch nicht angefangen habe. Er hat eine der Bürsten aus dem Putzkasten genommen, sie mit dem Maul festgehalten und dann angefangen die Weide zu putzen. Großartig! Hoffentlich macht er das nochmal. ;D
Aber nicht nur Soudi hat am Sonntag was gelernt. Ich habe einen seiner Magic Spots entdeckt und ihn in Trance gekrault. J Nach dem schlimmen Hufe geben, wollte ich nicht nur mit Leckerli belohnen, sondern auch noch ein bisschen Kraulen. Und Soudi liiiiiebt es, wenn man ihm in langen Strichen in beide Richtungen über den Mähnenkamm streicht. Das hätte ich stundenlang weitermachen können und zwischendurch hat er mir sogar ganz niedlich den Hals entgegen gereckt. Ziemlich schnell ist er dann in eine Art Trance gefallen, mit halb geschlossenen Äuglein und hängender Unterlippe. Ganz großes Genießergesicht. 🙂 Irgendwann wurde mein Arm lahm und ich habe aufgehört. Er ist dann einfach noch ein paar Minuten mit diesem Genießergesicht stehen geblieben und hat ganz viel gekaut und gegähnt. Ich hoffe, dass ich nun als Superkraulerin abgespeichert bin. 🙂