Wer Chevalie schon länger verfolgt, der weiß wahrscheinlich schon, dass ich im September als Zuschauer bei einem Kurs von Bent Branderup war. Die vielen klugen Gedanken dieses Tages haben mich sehr inspiriert und so musste ich mir natürlich auch sein Buch besorgen.
Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter
Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter ist nicht das was ich erwartet hatte, aber ein richtig, richtig schönes Buch! Erwartet hatte ich eine weitere Reitlehre, wie es schon so viele gibt. Etwas eloquenter vielleicht. Aber ich habe etwas ganz anderes bekommen. Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter ist ein Buch für kalte Tage vor dem Kamin oder auf dem Sofa. Ein Buch, das unterhält und bildet, ein gleichzeitig sehr persönliches und intellektuelles Buch. Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter nimmt man nicht mit in den Stall, um einem Trainingsplan zu folgen. Vielmehr studiert man es zuhause, taucht ein in die Gedanken alter Rittmeister und die Geschichte von Hilfen und Ausrüstung und lässt die wunderschönen Bilder hoher Lektionen auf sich wirken. Wie auch in seinem Kurs gelingt es Bent Branderup auch im Buch seine klugen Gedanken unterhaltsam und präzise zu vermitteln. Es macht genauso viel Spaß seine Worte zu lesen wie ihm zuzuhören.
Klingt alles ein bisschen zu gut um wahr zu sein?
Mag sein, aber das Buch ist auch wirklich rundum schön geworden. Wie schon angedeutet liefert es allerdings keine Trainingsvorlage. Nach diesem Buch zu trainieren ist unmöglich, aber darauf ist es auch nicht angelegt. Es will eher den reiterlichen Geist als den reiterlichen Körper weiterbilden und das ist eine sehr schöne Abwechslung. Ohne dass es langweilig wird, vertieft sich Branderup in theoretische Betrachtungen der Reitkunst und man folgt ihm dabei gern in die Vergangenheit großer Meister. Für Schüler seiner Lehre mag das Buch eine gute Ergänzung zu regelmäßigem praktischen Unterricht sein, für alle anderen ist es ein sehr lehrreiches und wunderschönes Coffee Table Buch. Die gelungenen Bilder, die inspirierenden Zitate und der Einblick in die Entwicklung der Reitkunst machen es zu einem Buch, dass man entweder systematisch durcharbeiten eher aber in Momenten der Muße genießen kann. Branderup ist ein Schöngeist und so ist auch dieses Buch.
Die DVD Akademische Reitkunst Teil 1 – Bodenarbeit, Anlongieren, Einreiten
Das Buch gibt es im Bundle mit dem ersten Teil der DVD-Reihe zu Bent Branderups Akademischer Reitkunst. Das ist ein wirklich tolles, Angebot, denn die DVD würde alleine schon 27,55 € kosten. In dem verlinkten Set kriegt ihr sie aber geschenkt (das Buch ist ohne DVD auch nicht günstiger). Ich nehme es gleich vorweg: Die DVD hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Bent Branderup ist noch blutjung und auch der Bild- und Tonqualität sieht und hört man an, dass die Technik damals noch auf einem anderen Stand war. Aber man sieht und versteht alles und das ist ja die Hauptsache. Die etwas kitschigen Einspieler mit dem blutjungen Bent Branderup fand ich zuerst etwas befremdlich, aber inzwischen finde ich sie ziemlich niedlich. Das Gute an der Kombination aus Buch und DVD ist, dass mit der DVD auch diejenigen auf ihre Kosten kommen, die es sich etwas praxisorientierter wünschen. Natürlich ersetzt sie keinen Trainer vor Ort, aber Branderup schildert sehr anschaulich am Beispiel seiner Pferde, wie er arbeitet und worauf es ihm besonders ankommt. Er erklärt wirklich detailliert und lässt auch Fehler zu, was mich an der DVD besonders begeistert hat. Denn man lernt so wesentlich mehr als wenn die ganze Zeit alles klappen würde (das tut es im echten Leben ja schließlich auch nicht und dann weiß man wenigstens, wie man wieder korrigieren kann). Es versteht sich von selbst, dass auch die DVD keine Trainingsvorlage sein kann, denn gerade in dieser wichtigen ersten Phase sollte man entweder sehr genau wissen was man tut oder regelmäßig einen Trainer vor Ort bei sich haben. Trotzdem hatte ich bei der DVD so einige Aha-Momente, weil man eben sehr gut sehen kann, wie das Pferd in einer bestimmten Situation laufen sollte.
Die Philosophie und Tonalität
Man muss kein Branderup Schüler sein, um gut zu finden was er vermittelt. Sich mit der Entwicklung der Reitkunst zu beschäftigen kann keinem von uns schaden und Bent Branderups Herangehensweise ist sehr zugänglich ohne flach zu werden. Schon im Buch ist mir aufgefallen, wie sehr er das Wohl des Pferdes in den Vordergrund stellt – auf der DVD wird das aber noch viel deutlicher. Ich habe selten einen Trainer so freundlich und wertschätzend von und mit seinen Pferden sprechen hören. Und das finde ich richtig toll, denn ich kenne genug Leute, die sich nicht einmal im Stall trauen ihrem Pferd so viel Zuneigung zu zeigen. Sich davon in so einem Lehrfilm nicht abhalten zu lassen, dafür gibt’s den Daumen hoch! Ich finde immer, dass man bei seinem Outfit, das ja nunmal sehr präsent ist, immer ein bisschen Arroganz erwartet. Im Buch kommt er rüber wie ein Gelehrter (was er sicherlich auch ist), aber ich hatte dennoch nicht das Gefühl belehrt zu werden.
Fazit
Ich bin ganz ehrlich: Ich würde mich nie ausschließlich nach Bent Branderups Lehre richten, weil das allein mir zu einseitig wäre. Aber sie interessiert mich. Ich glaube man kann sehr, sehr viel von ihm lernen. Sowohl das Buch als auch die DVD habe ich sehr gerne geguckt bzw. gelesen. Und ich halte Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter für ein richtig tolles Weihnachtsgeschenk für alle, die sich für die klassische Reitlehre und die Reitkunst interessieren. Es lohnt auf jeden Fall, sich mit Branderups Gedanken zu beschäftigen und Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter ist wahrscheinlich das schönste Pferdebuch, das ich habe. Zumindest für Mußestunden auf dem Sofa steht in meinem Regal kein schöneres.
Akademische Reitkunst: Eine Reitlehre für anspruchsvolle Freizeitreiter (Mit DVD-Branderup, Bent, Teil 1 : Bodenarbeit, Anlongieren, Einreiten)
Bent Branderup, Cadmos, 39,90 €
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4 comments
Die DVD ist geil. Meine persönlichen Highlights waren seine „Pfui“-Rufe, als das Pferd versucht hat ihn anzufressen und die Ausführungen zu Stimmkommandos. Welches nutzt er, um zu demonstrieren, dass das Wort egal ist? War es „Scheibenkleister?“
Ja, ich glaub es war Scheibenkleister. Ich hab auch selten so gelacht bei ner Pferde-DVD. ;D Aber ich finde, es gelingt ihm echt gut zu vermitteln was er meint, oder? Aber zwischendurch ist er schon ein bisschen putzig mit den Pferden. ^^
Ich finde auch gut, dass er auch zeigt, wie es nicht aussehen soll. Aber wirklich ernst nehmen kann ich ihn als Horseman nach der DVD nicht 🙂
[…] von Chevalie hat dazu eine lesenswerte Buchrezension geschrieben, die dir deine Entscheidung sicher leichter machen […]