Gestern habe ich ja ausführlich darüber geschrieben, warum ich glaube, dass die Suche nach dem richtigen Stall VOR der Suche nach dem richtigen Pferd beginnen sollte. Heute rudere ich ein bisschen zurück. Aber auch nur ein bisschen.
Ich bleibe dabei, dass man sich den richtigen Stall schon ausgeguckt haben sollte, bevor man so richtig auf die Suche nach einem Pferd geht. Zumindest sollte man schon abgeklärt haben, dass es einen Stall in der Nähe gibt, der dem Pferd und einem selbst alles bieten kann was man braucht. Natürlich kann man dann auch noch weiter gucken, ob es vielleicht einen noch besseren Stall gibt. Aber ein Stall in dem man sich wohlfühlt ohne dass Druck und Zeitnot im Spiel sind, sollte schon vorhanden sein.
Eine wichtige Frage muss man allerdings noch vor der Stallsuche klären – und die betrifft wiederum das Pferd selbst. Denn unterschiedliche Pferde können unterschiedliche Bedürfnisse haben. Damit meine ich jetzt nicht, dass ein Sportpferd andere Bedürfnisse hätte als ein Freizeitpferd oder ein Haflinger andere als ein Kaltblut. Das ist nämlich nicht so. Alle Pferde haben dieselben Bedürfnisse, die da hauptsächlich lauten: Sozialkontakte, Bewegung, Fressen. Daraus ergibt sich, dass alle Pferde mit gesundem Pferdeverstand am liebsten immer draußen und mit ihren Kumpels zusammenstehen wollen. Und sollten.
Aber es gibt durchaus Merkmale, die die Anforderungen an den Stall sehr verändern können. Das Alter zum Beispiel. Suche ich eine ausgewachsene Stute oder einen Wallach, dann werde ich wahrscheinlich in jedem Reitstall die richtigen Artgenossen finden. Aber wer ein Jungpferd oder Fohlen sucht, der muss darauf achten, dass auch Altersgenossen zum Toben da sind. Wer einen Hengst halten möchte, weil er sich z.B. in der Zucht engagieren will, der muss nach einem Stall, der integrierte Hengsthaltung anbietet sicher länger suchen. In diesen Fällen gestaltet sich die Stallsuche deutlich schwieriger, aber es wäre fahrlässig diese Mühe nicht auf sich zu nehmen. Ein Jungpferd ohne Altersgenossen wird sich langweilen und vielleicht die anderen Herdenmitglieder nerven. Ein Hengst in Isolation und Einzelhaft wird garantiert unglücklich sein, entwickelt sehr wahrscheinlich Verhaltensstörungen und wird schwierig im Umgang. Wer keinen artgerechten Jungpferde- oder Hengstplatz findet, der sollte sich gegen Hengst oder Jungpferd entscheiden.
Viele Reiter reizt die Idee ihr eigenes Fohlen oder Jungpferd groß zu ziehen und zusammen zu wachsen, weil sich daraus eine sehr intensive Bindung ergibt. Damit das ein harmonisches Miteinander wird müssen aber nicht nur die Haltungsbedingungen, sondern auch die Infrastruktur stimmen. Bin ich selbst in der Lage ein Jungpferd auszubilden? Oder brauche ich Unterstützung? Was wenn ich ein Problem selbst nicht lösen kann – steht zumindest dann ein Trainer zur Verfügung?
Andere Reiter träumen ihr Leben lang von einer bestimmten Rasse und davon, einen Beitrag zur Zucht zu leisten. Und dann ist da dieser umwerfende Hengst. Aber auch da stellt sich die Frage nach Haltungsbedingungen und Infrastruktur. Ein Hengst ist kein Wallach und was tue ich, wenn es zu Problemen kommt?
Die Frage nach Wallach oder Stute ist meistens von Pferd und Person abhängig, hat aber eher wenig Einfluss auf die Anforderungen an den Stall. Natürlich muss man sich auch da immer fragen, ob bei Bedarf ein Trainer greifbar ist, die Wahrscheinlichkeit, dass man unbedingt einen braucht ist bei Jungpferd oder Hengst aber ungleich größer. Ein Trainer sollte dennoch immer verfügbar sein, denn zu Problemen kann es in jeder Pferd-Reiter-Beziehung kommen und für die Weiterentwicklung beider ist regelmäßiger Unterricht ohnehin Gold wert.
Bei den meisten wird relativ klar sein wen sie suchen. Entweder ein junges oder ein erfahrenes Pferd, die meisten werden sich auch für Stuten oder Wallache interessieren.
Wenn man sich für eine bestimmte Rasse interessiert, dann kann die Suche schon etwas anders aussehen, weil es unter Umständen nicht viele „Angebote“ gibt. So ist das bei mir. Ich habe mich tatsächlich in eine bestimmte Rasse verguckt und der „Markt“ der infrage kommenden Pferde ist überschaubar. Das führt dazu, dass ich nach Pferden unterschiedlicher Alters- und Ausbildungsstufen suche und sogar einen Hengst in Erwägung ziehe.
Auf der einen Seite macht das die Suche nach dem richtigen Stall wesentlich komplizierter, weil ich für drei unterschiedliche Anforderungen suche. Auf der anderen Seite ist das für euch natürlich super, weil ich so ausführlich auf die Besonderheiten der Suche eines Stalls für einen ausgewachsenen Wallach, ein Jungpferd oder Fohlen und einen Hengst eingehen werde.
Doch damit fängt in der Regel die Suche an: Mit der Frage „Wen suche ich und was braucht er/sie zum glücklich sein?“.
2 comments
Liebe Chevalle
Danke für deine AnTorten auf viele, vielleicht auch typischen Frage „vor“dem eigenen Pferd.
Als Pferdenarr mit knapp 40j-Mutter einer 10j.Pferdenärrin und noch zwei männliche ohne Pferdeambitionen überlegen ernsthaft über den FamilienZuwachs nach.Aber eben diese,deine Fragen und mehr sind mit den Zweifelneuen vetwandt
Danke
Sorry, ich habe Deinen Kommentar jetzt erst entdeckt. Sehr gerne! 🙂 Ich finde es immer gut, wenn sich jemand ausführliche Gedanken vor so einer schwerwiegenden Entscheidung macht. Am Ende muss man dann ehrlich zu sich sein und entweder einen anderen Weg finden oder den Sprung wagen. Das ist der schwierigste Teil… 😉