Auf diesen Vortrag habe ich mich seit Monaten gefreut. Die Abenteuerreiter sind, seit mir vor Jahren das Buch Der Abenteuerreiter: In 11 Jahren mit Hund und Pferden von Feuerland nach Mexiko von Günter Wamser in die Hände gefallen ist, mein Inbegriff von Fernweh und Abenteuer. Seit über 20 Jahren ist Günter mit Pferden unterwegs, seit 2007 begleitet ihn Sonja Endlweber – aber wer Getriebene erwartet, der wird enttäuscht. Günter und Sonja sind vielleicht rast- aber nicht ruhelos. Obwohl man spüren kann, dass es sie schon während des Vortrags wieder in die Ferne zieht, ruhen sie in sich selbst, wenn sie von ihren Abenteuern berichten. Und Abenteuer sind es – ihre Reise von Patagonien bis nach Alaska ist keine Kreuzfahrt und nicht immer schön, sondern so rauh, unvorhersehbar und voller Überraschungen wie die Länder durch die sie reiten.
An diesem Abend erzählen sie von ihrem Weg durch Kanada und Alaska, von der Wildnis und den unwegbaren Strecken, durch die sie sich kämpfen mussten. Aber auch von der Ruhe und dem Frieden, den unberührte Natur und schnaubende Pferde mit sich bringen. Ich hänge an ihren Lippen und den Bildern, die über die Leinwand ziehen und träume davon irgendwann selbst einmal so nah mit Soudi zusammenzuleben.
Ich höre mir gerne Vorträge von Abenteurern an und staune darüber, was ein Mensch so alles leisten kann. Aber dieser Vortrag ist anders. Hier steht nicht das Abenteuer im Vordergrund, es geht nicht darum sich zu beweisen oder neue Rekorde aufzustellen – Günter und Sonja geht es um den Weg. Und um die Pferde. „Ich bin in dem Moment angekommen, als ich akzeptiert habe, dass das Unterwegs-Sein mein Leben ist.“, sagt Günter und ich verstehe was er meint. Wenn es darauf ankommt, entscheiden sich die beiden für das Wohl der Pferde gegen den neuen Rekord oder für den längeren Weg. Auf den Bildern und aus ihren Worten ist zu spüren, dass die Pferde für sie keine Transportmittel, sondern Partner sind.
Trotzdem kommen die beiden und auch die Pferde mehr als einmal an ihre Grenzen – und überwinden sie.
Sonja sagt von sich selbst sie sei ein „Angsthase“ – der Witz des abends, wenn man sich ansieht wieviele mutige Entscheidungen die ehemalige Unternehmensberaterin in ihrem Leben schon getroffen hat und welche Abenteuer sie mit Günter und auch schon davor durchgestanden hat. Ein Angsthase ist sie sicherlich nicht, eher noch die berühmte Stimme der Vernunft. Für Günter gibt es immer einen Weg. Man merkt, dass er nie gelernt hat umzudrehen, als sie es am Ende der Reise doch einmal tun müssen. Ich bewundere diese Einstellung und auch wie wunderbar die beiden sich ergänzen.
Nach dem Vortrag schießen mir ungefähr eine Millionen Fragen durch den Kopf, die ich den beiden gerne stellen würde, aber ich musste leider eine Auswahl treffen. 😉 Zum Glück haben die beiden inzwischen mehrere Bücher über ihre Reisen veröffentlicht und wir können alles in Ruhe nachlesen. Nach dem Interview stelle ich euch ihre Bücher noch in Ruhe vor. Eins davon könnt ihr auch gewinnen! Aber jetzt legen wir erstmal los.
Sonja Endlweber und Günter Wamser – die Abenteuerreiter – im Interview:
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Bevor ihr aufgebrochen seid, wart ihr selbst nicht gerade Pferde-Profis – warum habt ihr euch dennoch für das Reisen mit Pferden entschieden?
Günter: Während einer mehrjährigen Motorradreise habe ich in Guatemala vom Motorrad aufs Pferd umgesattelt und bin quer durchs Land geritten – und war sofort fasziniert von dieser langsamen und intensiven Art des Reisens. Im Gegensatz zum Motorrad oder Fahrrad sind Pferde keine Transportmittel. Sie sind Weggefährten und Freunde. Sie ermöglichen uns, in Gebiete vorzudringen, wo man mit Fahrzeugen nicht hinkommt. Wir tragen die Verantwortung für die Tiere. Wir müssen dafür sorgen, dass sie jeden Abend Futter und Wasser haben. Daher musste ich immer wieder auf die Menschen zugehen, sie ansprechen, ob sie mir helfen, ob ich bei ihnen Futter kaufen kann, damit habe ich den ersten Schritt getan, und das hat mir die Türen zu den Einheimischen geöffnet.
Wie habt ihr euch selbst und die Pferde nach einer Reisepause auf die nächste Etappe vorbereitet? Wie sah euer Training aus?
Sonja: Nach einer Reisepause müssen wir natürlich alle wieder Kondition trainieren, wir müssen unsere Route planen, Karten studieren, die Logistik organisieren. Vor allem aber geht es darum, wieder das „alte Team“ zu werden, die täglichen Routinen wieder zu entdecken, sich in dem Alltag des Unterwegsseins wieder zurecht zu finden. All das geht in der Regel sehr schnell, schon nach wenigen Tagen unterwegs weiß jeder, ob Tier oder Mensch, was er zu tun hat.
Was bedeutet „Luxus“ für euch?
Sonja: Ein schöner Lagerplatz mit gutem Futter, einem kleinen Bach mit frischem Trinkwasser, Sonnenschein und keine Moskitos.
Welche war die gefährlichste Situation auf eurer Reise?
Günter: Die größten Gefahren lauern immer dort, wo man in die Nähe von Straßenverkehr kommt. Nicht wilde Tiere oder Naturgewalten, sondern rücksichtslose Fahrer stellen die größte Gefahr dar. In Costa Rica zum Beispiel, mussten wir entlang einer schmalen Straße reiten. Dort fuhr ein LKW so knapp an uns vorbei, dass der Dreck des Lasters auf den Packboxen hängen blieb.
Warum tut ihr das was ihr tut? Was treibt euch voran und hilft euch durch wochenlangen Regen und Kälte?
Sonja: Wir tun das, was wir tun nur aus einem einzigen Grund: weil wir es wollen. Die Motivation kommt von innen, es geht nicht darum etwas zu beweisen, irgendwo anzukommen, einen Rekord aufzustellen. Keiner von uns beiden macht etwas dem anderen zu liebe, auch das würde nicht funktionieren. So zu leben, wie wir es tun, macht uns glücklich und zufrieden. Dabei ist nicht jeder Tag Sonnenschein, es gibt, wie auch in jedem anderen Lebensmodell, Höhen und Tiefen. Aber was zählt ist das Gefühl, dass es stimmig ist, dass dieses Leben zu mir passt, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Welche 5 Fähigkeiten sind für einen Abenteurer zu Pferd die wichtigsten?
Günter: gesunder Menschenverstand und Respekt den Tieren gegenüber
Sonja: wenn ich Günter als Beispiel nehme, dann gehört dazu noch sehr viel Optimismus, eine gesunde Portion Naivität, und eine hohe Problemlösungskompetenz
Auf welche 5 Ausrüstungsgegenstände würdet ihr auf keinen Fall verzichten?
Beide: Feuerzeug oder Streichhölzer – das mit dem Stöckchen reiben wäre auf die Dauer sehr mühsam 😉
gutes Kartenmaterial auf Papier – ich mag mich nicht auf Elektronik verlassen
ein warmer Schlafsack – in Kanada sinken selbst im Sommer die Temperaturen nachts unter Null
Taschenmesser
ein gutes Buch
Was macht für euch ein gutes Wanderreitpferd aus? Worauf achtet ihr bei der Pferdewahl?
Beide: Jedes gesunde Pferd kann auch ein gutes Wanderreitpferd sein. Keine hochgezüchtete Rasse, sondern ein Pferd, das genügsam, ausdauernd, trittsicher und anspruchslos in der Futterwahl ist. Wichtig ist, dass es ein Pferd ist, dem man vertraut, und dessen Vertrauen man gewinnen kann.
Wie finanziert ihr eure Reisen? (damals und heute)
Günter: Am Beginn der Reise habe ich einfach gedacht, ich fange mal an, und dann wird sich alles andere unterwegs ergeben. Man braucht natürlich Geld, aber das ist nur ein Problem von hundert oder tausend anderen. Über die Jahre hat es sich so entwickelt, dass ich jetzt Vorträge halte, wir haben mittlerweile auch fünf Bücher geschrieben, und damit kommen wir gut durch. Ich habe keine Sponsoren. Aber das ist ja auch mein Traum, und da kann ich nicht erwarten, dass mir den jemand anderes finanziert.
Wisst ihr schon, wie euer nächstes Abenteuer aussieht?
Günter: unser nächstes Projekt lässt sich mit den Worten „Sail & Ride“ zusammenfassen. In Australien gibt es einen historischen Trail, den würde ich gerne reiten.
Sonja: Allerdings muss er mich erst davon überzeugen! Denn Günter möchte nicht einfach nach Australien fliegen, er möchte nach Australien segeln. Ein altes Segelboot haben wir bereits gekauft, jetzt müssen wir nur noch segeln lernen.
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Da wir ja auch segeln und Stefan ein altes Holzboot hat, bin ich ein ziemlich großer Fan dieses neuen Plans und hoffe sehr, dass Günter Sonja überzeugen kann! Aber erstmal habe ich jetzt reichlich Lesestoff vor mir. Ich freue mich besonders auf „Die Magie des Weges“, das ich schon zuhause liegen habe. Aber so richtig angetan hat es mir der wunderwunderschöne Bildband „Abenteuer-Reiter – mit Pferden von Feuerland bis Alaska“. Der liegt bei mir neben dem Sofa und wann immer ich Fernweh habe, blättere ich durch das 320 Seiten starke Buch und hab dann natürlich erst recht Fernweh.
Und hier findet ihr alle Bücher der Abenteuerreiter:
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Was war euer größtes Abenteuer mit eurem Pferd? Das muss natürlich nicht die Überquerung eines Kontinents sein…die Durchquerung einer gefährlichen Pfütze reicht zur Not auch. 😉 Von welchem Abenteuer träumt ihr noch mit eurem Pferd?
*Bilder: http://www.abenteuerreiter.de
2 comments
Hallo Sophie,
du meine Güte, jetzt hast Du mir mit diesem Artikel auch Fernweh bereitet 🙂 Ich kannte die Bücher der Abenteuerreiter noch nicht, doch ich habe das Gefühl, dass sich das sehr bald ändert 😉 Ich wäre schon glücklich, mal mehr als einen Tagesritt mit Pferden draußen sein zu können, doch das geht ohne eigenes nicht ganz so einfach. Doch so hat frau noch Ziele 🙂
Danke für Deine Buchinspiration und für die entlockte Sehnsucht 🙂
LG, Bianca
Hallo Bianca,
sorry, dass ich jetzt erst antworte! Ich habe Deinen Kommentar jetzt erst entdeckt. Ja, ich wäre nach dem Vortrag auch am liebsten sofort losgeritten. Ich träume übrigens auch noch davon mehrere Tage oder mal richtig lange unterwegs zu sein. Bisher habe ich nur Tagesritte gemacht und war dann abends wieder „daheim“. Wenn Du auf der Suche nach einem tollen Reiterhof mit toller Landschaft und großartigen Pferden bist, der auch Mehrtagesritte anbietet, dann kannst Du Dir ja mal meinen Artikel über Il Cornacchino in der Toskana durchlesen. http://chevalie.de/reiter-traumurlaub-italien-il-cornacchino/
Kann ich nur empfehlen! 🙂