…ist bestimmt nicht die negative Berichterstattung, die im Moment regelmäßig hinterwäldlerische „Trainings“-Techniken anprangert, sondern diese brutalen, überflüssigen und absolut respektlosen Trainingsmethoden selbst.
Gerade habe ich diesen Standpunkt von www.dressur-studien.de gelesen. Der Autor bezieht darin Stellung gegen eine Petition, die im Moment im Internet kursiert. In dieser Petition werden Unterschriften gesammelt gegen die Ausstrahlung eines TV-Beitrags des Norddeutschen Rundfunks. „Die Reportage: Gnadenloser Reitsport“ befasst sich mit Missständen im deutschen Reitsport*. Aber darüber darf anscheinend keiner berichten, wenn es nach den Initiatoren der Online-Petition geht. Warum? Nicht etwa weil es keine Missstände gäbe, sondern „weil Reiter mit solchen Berichten unter Generalverdacht gestellt werden!“ Und „weil es dem Sport schadet!“
Dass diese „Trainings-“ und „Ausbildungsmethoden“ den Pferden schaden, scheint diesen Menschen dagegen egal zu sein. Selbst wenn dieser Bericht sehr einseitig über die Missstände berichten sollte (was noch keiner weiß, weil ihn noch keiner gesehen hat), halte ich ihn weder für schädlich, noch fühle ich mich unter Generalverdacht gestellt. Wer sich davon angesprochen fühlt, der erkennt sich vielleicht selbst in diesen Berichten wieder und sollte die Offenheit besitzen sich in diesem Fall selbst zu hinterfragen. Wer sich hinterfragt und dann ruhigen Gewissens sagen kann, dass er sich nichts vorzuwerfen hat, der braucht sich von negativer Berichterstattung auch nicht angesprochen zu fühlen. Wenn über die Missstände in unserem Sport (und in jedem anderen) nicht berichtet wird, dann ändert sich auch nichts. Und bei unserem Sport müssen wir immer, immer, immer bestrebt sein es besser zu machen – noch mehr als bei jedem anderen Sport. Wir tragen die Verantwortung für andere Lebewesen. Wir dürfen nicht die Augen verschließen und wir dürfen nicht versuchen Veränderungen aufzuhalten oder Berichterstattung zu verhindern, weil sie ein schlechtes Licht auf uns werfen.
* Ausstrahlung: Freitag, 25. April 2014, 21:15 bis 21:45 Uhr [VPS 21:15]
Wiederholung am Samstag, 26.04.2014 um 08:30 Uhr
3 comments
Ich finde diese Reportage (es war doch die mit der Pferdetherapeutin und den ausrangierten Pferden auf ihrem Hof) ziemlich schwierig – weil die Berichterstatter mal wieder keine Ahnung vom Sujet haben. Ich finde sie auch nicht besonders gut gemacht und einseitig obendrein, auch wenn ich die Aussage dahinter nur unterschreiben kann. Aber mit solchen Berichten tut man sich meiner Meinung nach keinen Gefallen – eben weil man sich durch die Einseitigkeit angreifbar macht. Dann lieber fundiert und auf den Punkt. Da fallen mir „Du armes Pferd – geliebt, gequält und gedemütigt“ oder „Millionengeschäfte auf dem Pferderücken“ ein, ZDF-Produktionen, glaube ich. VG!
Liebe Naja,
Du hast sicherlich Recht was den Beitrag angeht. Ich arbeite selbst „in den Medien“ und uninformierte und einseitige Produktionen sind auch für mich ein rotes Tuch. Ich gebe Dir auch total Recht in dem Punkt, dass ein schlechter Beitrag der eigentlichen Sache eher schadet als nützt, weil es angreifbar ist. Mir ging es in diesem Beitrag allerdings um etwas anderes. Ich habe ihn geschrieben bevor diese Reportage überhaupt ausgestrahlt wurde. Keiner hatte sie bis dahin gesehen und trotzdem gab es diese Petition, die die Ausstrahlung verhindern wollte. Und eben nicht weil sie unserer Sache schadet, sondern laut Petition weil sie ein schlechtes Licht auf den Reitsport wirft. Und ganz ehrlich? Wo kommen wir denn da hin?! Schlechte Reportagen sind zwar ärgerlich, aber dass ernsthaft der Versuch unternommen wird sowas prohylaktisch zu zensieren? Geht gar nicht. Ich könnte mich immernoch aufregen übder diese Petition. Und dann auch noch aus den falschen Gründen! 🙁
Aber um meinen Punkt nochmal zusammenzufassen bevor ich mich jetzt wieder drüber aufrege: Ich wollte keineswegs den Beitrag in Schutz nehmen. Aber so eine Petition ist meines Erachtens einfach eine Unverschämtheit und darum ging es mir. 😉 LG!
Da hast du recht – Zensur geht mal gar nicht. Ist zwar schon etwas her, aber das habe ich glaube ich bei meiner Antwort übersehen, dass es im Vorfeld um ein Verhindern ging und weniger um Kritik nach der Ausstrahlung. Vor allem: Wieso muss ich negative Berichterstattung fürchten, wenn im Reitsport doch alles im grünen Bereich ist? Reiten und Medien finde ich ein sehr, sehr schwieriges Thema. Ich habe immer mal wieder versucht Horsemanship bei uns um Blatt (war Redakteurin bei einer Tageszeitung :)) zu etablieren. Aber da interessiert eben überwiegend der Turniersport und die Erfolge 🙁 Mit kritischer Auseinandersetzung ging da nicht so viel.