Ich werde immer wieder gefragt, wie ich denn eigentlich auf den Berber bzw. Araber-Berber gekommen bin. Deshalb möchte ich die Geschichte hier auch einmal erzählen.
Was möchte ich mit meinem Pferd mal machen?
Ich bin schon immer gern draußen unterwegs gewesen, habe von langen Ausritten geträumt, während ich in meiner früheren Reitschule Runde um Runde in der Halle drehte. Mit dem Pferd in der Natur sein, den Wind in den Haaren, die Sonne auf der Haut spüren und dem Rauschen der Blätter lauschen, während ich eins mit dem Pferd werde und alles jenseits dieses Augenblicks vergesse – das war für mich immer das Schönste und Wunderbarste am Reiten.
Irgendwann entdeckte ich dann das Wanderreiten. Also nicht dass ich das dann gemacht hätte (bzw. hätte machen können), sondern ich entdeckte, dass es das überhaupt gibt. Seitdem bin ich Feuer und Flamme. Wie es halt so meine Art ist, begann ich, alles darüber zu lesen und alle Informationen aufzusaugen. Schnell war klar: Das will ich irgendwann mal machen. Mein Traum vom eigenen Pferd, von einem Pferd, das ich in- und auswendig kenne, hing immer eng mit diesem Traum vom Wanderreiten zusammen. Dieses vollkommene Vertrauen in fremdem Gelände, Tag und Nacht mit meinem Pferd verbringen…das ist die Art von Abenteuer, für die ich gemacht bin. 😉
Welches Pferd passt am besten zu meinem Traum?
Aus diesem Gedanken heraus begann ich, mich damit zu beschäftigen welche Voraussetzungen das „ideale Wanderreitpferd“ mitbringen sollte. Es sollte robust sein, unerschrocken und menschenbezogen. Alles Eigenschaften, die mir ohnehin wichtig sind. Aber welche Pferde oder Ponys eignen sich denn dann besonders? (Natürlich kommt es am Ende immer auf das Individuum an, aber es gibt ja schon Parallelen, die bei vielen Rassen immer wieder beobachtet werden können.) Die eine perfekte Pferderasse gibt es natürlich nicht und je nachdem wo man nachsieht, werden auch immer wieder unterschiedliche genannt. Die meisten kannte ich auch mehr oder weniger.
Was ist eigentlich ein Berber? Und was zeichnet einen Araber-Berber aus?
Aber eine Rasse, die mir so gar nichts sagte, wurde ziemlich häufig genannt: Berber. Mein Interesse war geweckt. Ich hatte keine Ahnung was Berber ausmachte oder wie sie aussahen. Daher suchte ich nach Informationen. Irgendwie schaffte ich es, zuerst mehr über ihre Eigenschaften zu recherchieren bevor ich mir Fotos ansah. Und nach der Charakterbeschreibung war ich schonmal schwer begeistert. Als ich dann noch die ersten Fotos sah, war es um mich geschehen. Ich wurde in einem Berber/Araber-Berber-Forum aktiv, horchte Besitzer und Züchter aus und fing an die Nachzucht- und Verkaufspferde-Seite des deutschen Berber- und Araber-Berber-Zuchtverbandes (VFZB) zu beobachten.
Nichts geht über ein persönliches Kennenlernen!
Aber natürlich machte ich es mir auch nicht ganz so leicht. Auf dem Papier klang das alles super und hübsche Pferde waren es unbestritten auch. Aber ich war noch nie einem Berber live begegnet und auf dieser Basis konnte ich ja keine so weitreichende Entscheidung treffen. Also musste ich welche kennenlernen. Im August 2013 veranstaltete der VFZB sein jährliches Berbertreffen. Und obwohl es gute drei Stunden entfernt stattfand, beschloss ich hinzufahren. Schon vor dem Treffen hatte ich mich in dem Berberforum vorgestellt und beschrieben was ich so vorhabe. Und daraufhin hatte sich Massouds Züchterin bei mir gemeldet und mir von ihm erzählt und gesagt, dass Soudi perfekt zu dem passt was ich beschrieben hatte. Trotzdem sprang ich nicht sofort an. Eigentlich hatte ich beschlossen erst in diesem Jahr so richtig mit der Suche anzufangen und ging davon aus, dass ich eher in der 2014er Nachzucht suchen würde. Trotzdem traf ich mich natürlich auch mit Soudis Züchterin auf dem Berbertreffen und sie war mir sofort sympathisch. Aber nicht nur sie. Dass ich bei dem Treffen war, war eine großartige Entscheidung, denn so konnte ich gleich viele unterschiedliche Vertreter dieser Rassen kennenlernen (sowohl Pferde als auch Menschen). Und ich war begeistert. Selbst in dieser Stresssituation blieben alle Pferde ruhig und handelbar. Und auch bei den Menschen fühlte ich mich ziemlich wohl.
Nach diesem Treffen wusste ich, dass ich richtig lag und es ein Berber bzw. ein Araber-Berber werden sollte. Araber-Berber sind eine eigene Rasse, keine Mischung. Sie werden ebenfalls sehr systemathisch gezüchtet mit dem Ziel, ein etwas leichteres, schnelleres und ausdauerndes Pferd mit dem gelassenen Charakter des Berbers zu züchten. Die meisten Züchter aus dieser „Szene“ züchten beide Rassen, weshalb ich mir auch ganz automatisch Vertreter beider Rassen ansah. Wenige Monate nach dem Berbertreffen beschloss ich, dass ich doch bereits mit der Suche beginnen wollte. Ich suchte mir also einige Züchter raus und lernte viele, viele tolle Pferde kennen. Aber als ich zu Soudi kam und ihn zum ersten Mal sah, da war es um micht geschehen. Ich gebe zu, dass ich seinen Blitz auf der Stirn auch ziemlich cool fand, aber vor allem hat mich damals begeistert wie neugierig, freundlich und aufmerksam er uns entgegenkam. Er verkörperte das, was mich bei der Beschreibung dieser Rasse begeistert hatte.
Am Wochenende ist wieder das Berbertreffen!
Wenn Du Dich ebenfalls für die Rassen Berber und Araber-Berber interessierst, dann hast Du am Wochenende wieder die Gelegenheit ganz viele von ihnen an einem Ort zu treffen. Am 16. und 17.08.2014 findet wieder das jährliche Berbertreffen statt:
16.08.2014- 17.08.2014
VFZB Berbertreffen mit
internationalem Championat
Gebroth Gestüt Ellerbachtal
http://www.gestuet-ellerbachtal.de
Details zum Programm findest Du hier: Programmheft Berbertreffen.
Leider kann ich in diesem Jahr nicht dabei sein. Das ist leider von Hamburg mal wieder zu weit und ich habe mein Seelenpferdchen ja nun auch schon gefunden. Aber wenn Du noch auf der Suche bist, dann kann ich Dir wirklich nur empfehlen hinzufahren! Dort findest Du auch die meisten Züchter auf einem Haufen und hast Gelegenheit sie Löcher in den Bauch zu fragen!
2 comments
Liebe Sophie,
den Traum vom Wanderreiten hatte ich auch und habe ihn auch umgesetzt. Mein erstes eigenes Pferd war ein riesiger Hannoveranerwallach. Überhaupt nicht für Wanderritte geeignet und deshalb musste der Traum warten. Als mein Pferd dann irgendwann gestorben ist, hatte ich eine Reitbeteiligung auf einem Criollo. Dieses Pferd war absolut zuverlässig, trittsicher (das ist enorm wichtig bei Wanderritten), unkompliziert was Trink- und Schlafplätze angeht (auch das ist wichtig, es gibt Pferde die trinken unterwegs nichts, was sie für lange Ritte unbrauchbar macht), mit anderen Pferden super verträglich (mit einem Stinkstiefel zu anderen Pferden wirst du in deinen Unterkünften nicht glücklich) und insgesamt sehr robust. Mit diesem Pferd konnte ich mir meinen Traum erfüllen. Wir haben einige Ritte gemacht und es war wunderschön. Diese Verbundenheit mit einem Pferd, hatte ich vorher noch nie so erlebt. Leider ist das Pferd dann verstorben und ich muss sagen mit ihm ist auch meine Lust auf Wanderritte gestorben. Ich bin körperlich etwas gehandicapt, weswegen ich nicht auf jedem Pferd reiten kann und gerade für so lange Ritte benötigt man doch nochmal eine ganz andere Zuverlässigkeit. Das finde ich für mich so nicht wieder. Es war etwas ganz Besonders zwischen uns.
Nun habe ich ein Mini-Shetlandpony. Das ist die Rasse für die schon immer mein Herz geschlagen hat. Wie wahrscheinlich viele von uns habe ich auf einem Shetlandpony das Reiten gelernt. Das Pony war wie viele dieser Rasse schlecht ausgebildet, aber es hatte einen super Charakter, der mich von Anfang an fasziniert hat. Diese Ponys haben einen starken Charakter, Max hat sich nichts gefallen lassen. Wenn wir Kinder was gemacht haben, was ihm nicht gepasst hat, hat er sich einfach hingelegt und ist nicht weiter. Von da an wollte ich immer ein Shetlandpony. Nun kann man diese Ponys als Erwachsener leider nicht reiten und aus diesem Grund ist dieser Wunsch dann immer wieder in den Hintergrund getreten. Mittlerweile liegt mein Fokus aber nicht mehr auf dem Reiten und ich habe mir diesen Traum erfüllt. Parcival ist ein typischer Vertreter dieser Rasse. Er ist freundlich, menschen gegenüber aufgeschlossen, aber auch unabhängig, er weiß was er will und was nicht, er ist intelligent und fordert jemanden neben sich, der eine klare Linie hat. Er ist unerschrocken und neugierig und leistungsbereit, wenn es sich für ihn lohnt. Ein typisches Shetlandpony eben. (Die Minivariante sind Originalshetlandponys, die einfach nicht größer als 87cm werden).
Nun habe ich einen neuen Traum. Mit Parcival irgendwann Kutsche fahren und entweder wandernd oder mit der Kutsche wieder lange Touren machen.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
ich hatte gehofft, dass Du hierzu was schreibst! 🙂
Deine Erfahrungen mit dem Wanderreiten klingen genauso wie ich es mir vorstelle. Ich glaube auch, dass einen sowas schon nochmal ganz anders zueinander bringt. Allerdings kann man das, glaube ich, genauso durch Spaziergänge etc. erreichen. Bevor ich es vergesse: Kennst Du http://www.verwandert.de? Da geht es um Wandern mit Tieren und Sarah hat auch ein Mini-Shetty namens Egon. Mich hat sie auch zu Wanderplänen mit Soudi inspiriert, schau doch mal rein, wenn Du das auch vor hast! 🙂
Dass zum Wanderreitpferd auch noch viel mehr gehört (Trittsicherheit, Genügsamkeit etc.) ist mir auch bewusst. Ich hatte auch schon angefangen alles aufzuschreiben, aber dann wurde mir bewusst, dass ich ja keinen „Das ideale Wanderreitpferd“-Post schreiben wollte… ;D Damit kann man ohne Probleme einen eigenen Post machen, glaube ich. Deshalb habe ich mich auf die wenigen Schlagworte konzentriert. Natürlich sind die Berber/Araber-Berber auch trittsicher, genügsam und ausdauernd. Das bringt die Gegend und der Zweck zu dem sie ursprünglich gezüchtet wurden ganz automatisch mit sich.
Ich kann auch verstehen, dass Du keine Lust auf Wanderritte mit einem anderen Pferd hast. Ich glaube wenn man das einmal erlebt hat mit einem Pferd mit dem man so tief verbunden ist, dann ist dagegen alles andere irgendwie blass… Das ist auch der Grund, warum ich ein junges Pferd wollte, mit dem ich zusammenwachsen und das alles mal gemeinsam erleben kann. Ich glaube es gibt nichts schöneres als das. Und ich könnte ja auch so jederzeit Wanderritte machen (werde ich auch sicher mal machen), aber ich weiß jetzt schon, dass das nicht das Gleiche sein wird wie irgendwann mal mit Soudi.
Soviel wollte ich dazu eigentlich gar nicht schreiben…naja… 😉 Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen was Du meinst.
Danke für Deinen Einblick in die Entscheidung für ein Mini-Shetty. Ich habe die Shetty-Zeit leider verpasst. Als Kind hatte ich eine richtig, richtig schlimme Pferdehaar-Allergie und konnte deshalb nicht reiten. Erst mit 13 oder 14 konnte ich dann anfangen und da war die Shetty-Zeit schon vorbei. Im Nachhinein finde ich das schade: Ich konnte nie eines näher kennenlernen. Aber ich glaube, dass sie mir auch gefallen würden. Ich habe schon immer intelligente Pferde mit einem eigenen Kopf gemocht und Deine Beschreibung klingt so, als ob mir Parcival (und auch andere Vertreter seiner Rasse) ziemlich sympathisch wäre. 😉
Liebe Grüße,
Sophie
P.S.: Ich freue mich jetzt schon auf Berichte von eurem Kutschtraining! 🙂