Es gibt ja so Dinge, die wünscht man sich sein Leben lang, aber man hat nur sehr begrenzten Einfluss darauf. Und wenn sie dann passieren, dann ist das ein riiiiiiesen Geschenk.
Genau so ein Geschenk hat mir Soudi am Sonntag gemacht. <3
Nachdem es hier oben im Norden wieder tagelang durchgeregnet hatte, rissen am Sonntag endlich die Wolken auf und die Sonne kam raus. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie sehr mich das gefreut hat. Einigermaßen mild, einen ganzen Tag Zeit und Sonne! Ab in den Stall!
Übungsstunde und Fellpflege
Als ich ankam, lag Soudi am anderen Ende der Koppel und ich ging vorsichtig auf ihn zu. Als ich so etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, stand er auf und kam mir entgegen. Ich freute mich natürlich, dass er zu mir kam, aber ein bisschen hätte ich mir auch gewünscht, dass er liegen bleibt. Zunächst stand Fellpflege auf dem Plan. Mähne entwirren und das juckende Wechselfell bürsten – beides gaaaanz toll! Deshalb haben wir das auch ausgiebig genossen. Irgendwann hatte Monsieur aber keine Lust mehr auf Schmusen und wollte Action. Also haben wir ein bisschen rumgealbert und vor allem geübt in verschiedenen Geschwindigkeiten nebeneinander zu gehen. Das klappt schon ganz gut, obwohl gelegentlich immer mal der Kiebitz hervorkommt und ich ein bisschen auf meine Privatsphäre achten muss, wenn wir schneller werden. Aber nachdem ich darauf beharrte, dass ich ihn nicht Huckepack tragen möchte (ich mach Quatsch, so schlimm war’s natürlich nicht), lief er ganz gesittet neben mir her und passte sich meinem Tempo an ohne dass ich was hätte sagen müssen. Toll!
Anschließend haben wir nochmal Decke drauflegen und wieder abnehmen und wieder drauflegen geübt. Soudi kann das eigentlich schon prima, aber ich bin da irgendwie noch etwas ungeschickt. Deswegen übe ich das immernoch manchmal mit ihm. Deshalb hat der Drops auch trotz Sonnenschein auf den Bildern eine Decke drauf. Normalerweise hat er das nur, wenn es regnet und kalt ist, weil er dann leider ohne zu sehr abbaut. Eigentlich wollte ich ihn ja ohne Decke lassen nach all den Artikeln, die ich darüber gelesen hatte. Aber leider hält sich die Realität manchmal nicht an die Publikationen und hat ihre eigenen Pläne. Mit der Hamburger Dauernässe in Verbindung mit Kälte (die allein ziemlich egal gewesen wäre), kommt er auf jeden Fall nicht so super klar und eine Decke macht ihm das Leben leichter…
Aber egal, darum sollte es gar nicht gehen.
Soudis Geschenk
Nachdem wir also ein bisschen miteinander getobt und geübt hatten, wurde es wieder ruhiger. Ich fing an Soudi zu kraulen, er graste ein bisschen. Wir bekamen dann auch noch Besuch von ein paar Rehen auf dem Nachbarfeld, die ich mir mit den Pferden zusammen angucken ging. Natürlich kamen wir nicht wirklich dicht dran, aber wir bekamen schon einen ganz guten Blick. Die Sonne schien und es war so friedlich, da setze ich mich einfach mal auf ein trockenes Fleckchen und genoss die Sonne im Gesicht. Soudi kam natürlich gleich an, beschnupperte mich ein bisschen, ließ sich kraulen und biss mir liebevoll in den Schuh… Dann kam einer von Soudis Kumpeln aus der Herde an, musste auch ein bisschen schnuppern und ich staunte nicht schlecht, als er plötzlich neben mir in die Knie ging und sich zu mir legte. Was für ein Moment! Ich durfte ihn dann ein bisschen kraulen, er träumte vor sich hin und ich fühlte mich unheimlich geehrt. Nach ein paar Minuten kam Taajwar, der Friese mit dem Soudi von Anfang an zusammen stand, zu uns rüber und legte sich etwa 5 Meter entfernt hin. Dann kam unser kleinstes Herdenmitglied und legte sich auch dazu. Und dann legte sich auch Soudi hin. Ob ich wohl zu ihm gehen durfte? Soudi hat bisher noch nie in meiner Gegenwart gelegen, aber mal mit ihm in der Sonne zu liegen, das war immer so ein kleiner Traum von mir. Ich traute mich natürlich kaum aufzustehen, weil ich nicht die ganze Herde wieder aufscheuchen wollte. Aber alle blieben total entspannt. Ich stand also vorsichtig auf und schlenderte zu Soudi rüber. Keines der Pferde hatte ein Problem damit, dass ich mich zwischen ihnen bewegte und Soudi blieb ganz selbstverständlich liegen. Ich setze mich zu ihm, begann seinen Mähnenkamm zu kraulen und er schloss die Augen. Ich hätte platzen können vor Glück. Wir saßen bestimmt eine halbe Stunde oder länger so da, aneinandergeschmiegt und die Sonne genießend. Zwischendurch legte er sich sogar ganz flach hin und träumte ein bisschen. Aber die meiste Zeit kraulte ich ihm Hals und Schulter und er genoss meine Gesellschaft mit geschlossenen Augen und hängender Unterlippe. Als ich mich irgendwann umsah, hatte sich die ganze Herde um uns rum auch hingelegt. So einen Moment erlebt man wohl nicht oft und das war ein wunderschönes Geschenk von unseren Jungs. Erst als eine andere Einstellerin kam, um was mit ihrem Pferdchen zu machen, stand Soudi wieder auf. Ich bin ihm so dankbar, dass er mir dieses Geschenk gemacht hat und dass ich das erleben durfte. All meine Sorgen und Gedanken waren natürlich anschließend wie weggeblasen. Alles war so friedlich, so vertraut und wunderschön. Ich wäre am liebsten ewig geblieben.
Zwischendurch kurz ein Schaf retten
Aber kurz nachdem wir alle wieder aufgestanden waren, folgte ein kleiner Schreck. Ein Wanderer stand am Zaun und winkte. Als wir näherkamen, erzählte er uns, dass eines der Schafe auf der Nachbarwiese auf dem Rücken läge und wohl im Sterben liege. Natürlich lief ich sofort mit ihm hin, während die andere Einstellerin den Besitzer der Schafe anrief. Und tatsächlich, fernab von der Herde lag ein Schaf auf dem Rücken, die Beine in die Luft gestreckt und strampelte und wand sich. Im selben Moment als wir bei dem armen Ding ankamen, rief die andere Einstellerin uns zu, dass wir sie umdrehen sollten. Wir griffen also ein bisschen in die Wolle und halfen ihr dabei sich umzudrehen, woraufhin sie aufsprang und in einem Affenzahn weghüpfte. Sie war hochschwanger und da kann es wohl passieren, dass Schafe sich festlegen und dann nicht wieder hoch kommen. Wusste ich auch nicht. Aber zum Glück ging es ihr gut, ich war unendlich erleichtert.
Nass, kalt und glücklich
Nach der Aufregung musste ich natürlich nochmal zu Soudi, der mir freudig entgegen kam. Wir machten noch ein paar kleine Übungen und er konnte sich noch ein paar Leckerchen verdienen, bevor ich mich auf den Weg machte. Inzwischen war ich gut vier Stunden da gewesen, mein Hintern war nass vom „Auf der Weide Sitzen“ und die Dämmerung setzte schon ein. Und ich war so, so, so glücklich!
7 comments
Liebe Sophie,
das sind so schöne Momente. Ich liebe diese Ruhe und dieses Vertrauen in einer dösenden Pferdeherde. Parcival hatte von Anfang an gar kein Problem damit sich neben mich zu legen. Er wälzt sich auch gerne in meiner Nähe. Er hat es auch schon mal beim Spaziergang fertig gebracht sich einfach auf die Straße zu legen und sich dort zu wälzen. So schnell wie er lag konnte ich gar nicht reagieren.
An einen besonders schönen Moment kann ich mich noch gut erinnern. Das war im Sommer. Ich bin zu den Minis gekommen und es lag wirklich die gesamte Herde in der Sonne und hat sich den Bauch von selbiger wärmen lassen. Erst wollte ich einfach leise wieder gehen um die Bande nicht zu stören, da sie so friedlich da gelegen haben. Parcival hat mich dann aber gesehen, den Kopf gehoben und gebrummelt. Aufgestanden ist er aber nicht. Also bin ich in die Weide rein und zu ihm gegangen. Ich hab mich neben ihn gesetzt und er seinen Kopf in meinem Schoß gelegt. So sind wir bestimmt ne Stunde dort gesessen/gelegen. Irgendwann sind die Minis dann aufgestanden und ich war doch recht froh mich wieder bewegen zu könne. Meine Beine waren langsam eingeschlafen, aber ich wollte mich nicht bewegen um Parcival nicht zu vertreiben. Das war so schön und mir so viel wert.
Ich kann dich total verstehen, dass das für dich ein riesen Geschenk war, was Soudi dir da gemacht hat.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
Wow, das ist ja unfassbar schön. Da wäre ich an Deiner Stelle auch ewig so sitzen geblieben – trotz eingeschlafener Beine. Hach, das kann auch einfach keiner nachvollziehen, der kein Pferdemenschen ist. Soudi hat sich ja auch kurz hingelegt, da habe ich kaum gewagt zu atmen, weil ich mich so darüber gefreut habe. Sein Kopf lag zwar nicht auf mir, aber direkt vor mir und ich durfte über ihn wachen. Das ist wirklich was ganz besonderes, wenn man sowas erlebt. 😀
Aber dass Parcival sich einfach auf der Straße erstmal wälzt, das ist ja der Knaller. Der ist auch echt so ein Unikat… XD
Liebe Grüße auch an den Kleinen!
Sophie
Ach Sophie, das klingt traumhaft <3
Es ist so schön mitzulesen wie du und Soudi immer mehr zueinander findet!
Ein ähnliches Erlebnis hatte ich auch mal: Ich bin total fertig von der Arbeit zum Stall gefahren. Und weil das Pony auf der Koppel lag wollte ich sie nicht aufschrecken, sondern hab mich einfach nebendran gelegt. Es kam wie es kommen musste – ich bin tief und fest eingeschlafen :'D
Eine Stunde später bin ich wachgeworden und die komplette Herde (es waren immerhin 20 Pferde) stand um mich herum. Das war echt der Wahnsinn und ich bin völlig überzeugt, dass sie auf mich aufgepasst haben. Als ich aufgestanden bin haben sie sich nämlich wieder zerstreut 😀
Oh neeeiiiin, wie cool ist das denn? 😀 Ach, Pferde sind einfach so toll. Ich glaube dir auch sofort, dass die auf Dich aufgepasst habe . Ich glaube Pferde haben da echt ein super Gespür für und innerhalb unserer Herde sehe ich auch oft, dass einer sich hinlegt und sich dann ein anderer dazustellt und wacht. Bei uns würde ich jetzt nicht allen Pferden so vertrauen, aber ich denke Soudi würde da auch auf mich aufpassen. Das merke ich jetzt schon manchmal. Neulich hat sich erstmal ein anderes Pferd direkt zu mir gelegt, aber das fand Soudi dann doof und hat ihn vertrieben… Er hat mich da schon im Blick. 🙂
[…] Sophie hatte mit ihrem Soudi auch so einen Zaubermoment. Davon lest ihr hier auf Chevalie. […]
hello,
Ich mag wie Du schreibst. Liest sich prima und man entdeckt massig Parallelen 🙂
Alles top, bitte genauso weiterschreiben!
Besten Gruß
Nina
Liebe Nina,
Vielen Dank, das freut mich sehr! Dann mache ich weiter so, ich freu mich immer über Feedback! 🙂
Ganz liebe Grüße,
Sophie