Ich versuche mich natürlich auf den großen Tag vorzubereiten, aber da man für so einen kleinen Pferdemann noch gar nicht so viel braucht, muss ich mich vor allem mental vorbereiten. Shoppen ist ja immer einfacher, aber seine Putz-Grundausrüstung habe ich schon direkt nach seiner Ankaufuntersuchung geshoppt. Eine Abschwitzdecke habe ich von meiner Reitbeteiligung geschenkt bekommen. Er ist inzwischen viel zu groß und kräftig dafür und bevor ich für Klein-Soudi eine kaufe… Wahrscheinlich braucht er sie ohnehin nicht, ich dachte nur es kann nicht schaden eine zu haben. Ich wollte ihm auch erst eine Weidedecke kaufen, aber von dem Gedanken bin ich inzwischen wieder abgerückt. Zwar lebt er schon in Robusthaltung, aber den Offenstall ist er ja gewöhnt und daher sollte er mit Wetter eigentlich auch keine Probleme haben. Zudem ist Mitte März die kälteste Zeit ja schon vorbei und ehe er im nächsten Winter wieder eine Decke brauchen könnte, braucht er wahrscheinlich drei Nummern größer. Also kann ich auch keine Decken shoppen.
Richtige Arbeitsausrüstung braucht er natürlich eh nicht. Das Halfter mit dem er kommt darf er behalten. Ok, ich könnte noch einen Führstrick kaufen, aber Wartezeit-füllend ist das natürlich auch nicht. Also lernen.
Eine Frage, die sich natürlich stellt ist die der Eingewöhnung. Was mache ich in den ersten Tagen, sollte ich ihn da ganz in Ruhe lassen, damit er sich an die neuen Pferde und die neue Umgebung gewöhnen kann, oder sollte ich am besten die ganze Zeit um ihn rum sein, vielleicht schon was mit ihm machen? Naja, letzteres sicherlich nicht, aber ersteres irgendwie auch nicht. Ich habe dazu jetzt lange hin und her überlegt und auch versucht dazu Tipps zu finden, aber so richtig ist es mir nicht gelungen. Fest steht, dass ich die erste Zeit nichts von ihm verlangen werde. Er soll in seiner Herde sein, sich mit den anderen anfreunden und den Schock verarbeiten. Denn natürlich wird das ein Schock sein, wenn plötzlich die gewohnten Herdenmitglieder, Menschen und die gewohnte Umgebung nicht mehr da ist. Das zu verarbeiten, dazu soll er die Zeit haben ohne dass ich ihm noch zusätzlichen Stress mache. Aber sollte ich ihn deshalb ganz in Ruhe lassen und mich gar nicht blicken lassen? Das erscheint mir auch nicht richtig. Denn vielleicht kann ja auch ich ihm ein bisschen Sicherheit und Stabilität geben. Immerhin bin ich das/die Einzige was/die er vorher schonmal gesehen hat und wenn ich regelmäßig vorbeikomme und versuche ihm ein gutes Gefühl zu geben, dann ist das sicher gut. Ich habe mir jetzt in seiner ersten Woche halbtags frei genommen, so dass ich morgens arbeite und dann zu ihm fahren kann. Ich werde dann nichts mit ihm machen, außer einfach bei ihm zu sein, ihn ein bisschen zu kraulen wenn er es zulässt und ansonsten einfach da zu sein. Das fühlt sich richtig an, und ich glaube das ist es dann auch. So haben wir Zeit uns ganz entspannt kennenzulernen und auch ich bin sicherlich ein bisschen beruhigt, weil ich die ersten Tage gucken kann, ob es ihm auch gut geht. Ich freu mich schon so darauf ihn jeden Tag sehen zu können. Selbst wenn es nur aus der Ferne sein sollte. Kann ja durchaus sein, dass er erstmal ein wenig verängstigt ist und sich zurückzieht. Die Zeit und Gelegenheit soll er dann auch haben. Ich werde mich anbieten, aber nichts von ihm verlangen.
Wie ich mich kenne werde ich noch ein paar Bücher zum Thema wälzen, aber am Ende werde ich es wohl genau so machen. Das war mein erster Impuls und nachdem ich nun so lange hin und her überlegt habe, bin ich doch wieder dort angekommen. Vielleicht wird das auch eine Sache sein, die Massoud mit beibringen wird: Häufiger auf die eigene Intuition hören und sicher dabei sein. Gerade im Umgang mit Pferden habe ich nämlich festgestellt, dass zu viel Information auch äußerst verwirrend wirken kann, weil die „Schulmeinungen“ so weit auseinander klaffen.
Zur Zeit lese ich gerade ein paar Bücher von Mark Rashid. Wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich eine sehr lange Liste an Pferdegurus mit denen ich mich mal intensiver befassen möchte und Mark Rashid hat es nur so weit nach vorne geschafft, weil es seine Bücher auch als eBooks gibt. Nun bin ich aber ganz froh darüber, weil seine Bücher eben keine stringenten Anleitungen sind, sondern eher eine Sammlung von Anekdoten, die darauf hinaus laufen, dass man auf das Pferd hören, seine Handlungen aus Sicht des Pferdes betrachten und die „Schuld“ nie beim Pferd suchen soll. Vielleicht hat er recht. Vielleicht ist es ja im Grunde so einfach… Und die Anekdoten sind auf jeden Fall gut zu lesen.