Ich bin keine Profi-Reiterin. Ich hatte vorher noch nie ein eigenes Pferd. Und trotzdem habe ich mir ein junges Pferd gekauft. Und ich würde es wieder tun!
Natürlich ist es eigentlich viel zu früh für diesen Post, weil wir noch ganz am Anfang stehen und die Unkenrufe noch ganz viel Zeit haben sich zu bewahrheiten. Aber ich möchte trotzdem einmal ein bisschen was schreiben zu dem Thema „Junges Pferd und unerfahrene Reiterin“. Wenn man sich im Stall oder im Netz umhört, dann ist das eine Kombination, die gar nicht geht. Und die Gründe sind wirklich gut. Immerhin muss man ein junges Pferd noch ausbilden und dazu wird kein unerfahrener Reiter in der Lage sein. Ausbildungsfehler können aber die Gesundheit des Pferdes gefährden und im schlimmsten Falle ruinieren. Nichts was man auf die leichte Schulter nehmen sollte…
Junges Pferd – unerfahrener Reiter: Kann das überhaupt gut gehen?
Bei mir im Stall wurden dementsprechend etliche Köpfe geschüttelt. Ich war ja schließlich nur die Reitbeteiligung von einem Einsteller-Pferd und auch sicher nicht die beste Reiterin im Stall… Ich kann sie ja irgendwie auch verstehen. Es gibt sicher genug Fälle, in denen ein junges Pferd angeschafft wird, ohne dass sich die unerfahrenen Besitzer der Herausforderung und der Verantwortung wirklich bewusst wären. Und eine solche Kombination ist immer unheilsschwanger.
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, warum ich es trotzdem gemacht habe, auch wenn ich den Skeptikern auf ganzer Linie zustimme? Weil all diese Bedenken richtig sind. Aber wenn man sich der Gefahren bewusst ist, dann kann man sie auch verhindern.
Ich hatte da diesen Traum
Ich hatte immer diesen Traum vom eigenen Pferd. Genauer gesagt den Traum, dass ich ein Pferd großziehen, mit ihm zusammenwachsen und mein Leben mit ihm verbringen würde. Nicht mit Pferden im Allgemeinen, sondern mit diesem einen Pferd. Ich habe nie davon geträumt mehrere Pferde zu haben, sondern davon dieses eine „Lebenspferd“ zu haben. Und der Plan kann auch durchaus aufgehen: Ich bin jetzt 29 und Soudi wird nächste Woche ein Jahr alt. Soudi und ich haben einen Deal: Er wird mindestens 40 Jahre alt. Dann bin ich fast 70 und ich werde die Freude und die Ehre gehabt haben, meine besten Jahre mit diesem wunderbaren Pferd geteilt zu haben. Mit diesem Traum ist es keine Option sich nun erstmal ein erwachsenes Pferd zu kaufen und dann später noch ein Fohlen. Ich will ja nicht mehrere Pferde, sondern nur eines… Das bedeutete also, dass ich es entweder trotz mangelnder Erfahrung als Pferdebesitzer wagen musste oder auf diesen Traum würde verzichten müssen.
Das allein ist aber noch nicht der Grund, warum ich als unerfahrene Reiterin ein junges Pferd kaufte, denn das wäre ziemlich egoistisch gewesen. Die Gesundheit dieses Lebenspferdes auf’s Spiel setzen, nur um mir meinen Traum zu erfüllen? Nein, bestimmt nicht.
Man muss seine Grenzen kennen!
Der Grund war, dass mich diejenigen, die den Kopf schüttelten, nicht kennen. Sie haben Recht wenn sie sagen, dass ein unerfahrener Reiter kein Pferd ausbilden kann – zumindest nicht ohne Hilfe. Und das ist der springende Punkt. Gefährlich wird diese Kombination dann, wenn dieser unerfahrene Reiter seine Grenzen nicht kennt. Und das ist bei mir sicher nicht der Fall. Ich habe jede Menge pferdekundige und -erfahrene Menschen um micht herum, die ich jederzeit alles mögliche fragen kann. Und auch wenn ich mir in vielen nicht so gern reinreden lasse (Stef kann’s bezeugen), ist das hier anders. Ich bin weder zu stolz noch zu ignorant um zu fragen und wenn ich an meine Grenzen stoße, dann hole ich mir Hilfe. So einfach ist das.
Junges Pferd, unerfahrener Reiter – unter dieses Voraussetzungen kann es gut gehen:
Außerdem habe ich versucht die besten Voraussetzungen zu schaffen…
1. Ich habe mir einen Stall ausgesucht, bei dem ich sicher bin, dass die Stallbesitzer über wirklich fundiertes Wissen verfügen.
Das bedeutet zum Einen, dass ich meine Stallbesitzer jederzeit fragen kann, wenn ich mir unsicher bin. Und zum Anderen, dass sie mich darauf hinweisen werden, wenn ich Quatsch mache. Ja, sie mischen sich ein – und dafür bin ich dankbar. Sie haben viel mehr Ahnung als ich und das kommt Soudi zugute. Eitelkeit oder Stolz wären hier für mich fehl am Platze. Ich muss nicht beweisen, dass ich es besser weiß – weil ich es nicht besser weiß! Natürlich bedeutet das nicht, dass ich blind alles glaube was die zwei mir sagen. Genauso wenig befreit mich das von der Verpflichtung selbst ganz viel zu lernen. Aber es ist schön zu wissen, dass man auf solche Unterstützung zählen kann!
2. Ich habe einen ziemlich genauen Trainingsplan für mich selbst.
Soudi ist jung und hat noch ganz viel Zeit. Das bedeutet wiederum, dass ich – bis es ans richtige Arbeiten geht – auch noch ziemlich viel Zeit habe, um nach und nach allwissend und allkönnend zu werden. 😉 Denn ich höre ja in den nächsten Jahren nicht einfach auf zu lernen, sondern kann mich systematisch vorab auf die einzelnen Ausbildungsschritte vorbereiten.
3. Ich habe mir das passende Pferd ausgesucht!
Natürlich kann ich nicht leugnen, dass ich mich vor allem Hals über Kopf in Soudi verknallt habe. Aber mein Kopf war bei der Entscheidung nicht ausgeschaltet. Wäre meine „Liebe auf den ersten Blick“ ein nervöses Temperamentsbündel gewesen, dann hätte ich trotz Herzschmerz vom Kauf Abstand genommen. Nun habe ich aber das Glück, dass ich mich in dieses Pferd verguckt habe, das vor allem charakterlich so ziemlich meinem Ideal entspricht. Ich habe mir vorher genau Gedanken darüber gemacht, was meine Stärken und Schwächen sind und was für ein Pferd ich mir daraus resultierend zutraue. Soudi ist gelassen uns selbstbewusst. Mit ihm wird ein zu großes Selbstbewusstsein eher ein Thema werden als Nervosität oder Angstattacken. Damit kann ich umgehen. Als sehr ruhiger und besonnener Mensch wäre ich aber mit einem Nervenbündel (RBE) wahrscheinlich überfordert gewesen. Soudi und ich gleichen und ergänzen uns perfekt und er ist von Natur aus ein im Umgang sehr einfaches Pferd.
4. Mein Pferd hatte eine hervorragende Kinderstube.
Ich habe Soudis Züchter wirklich gut kennengelernt, habe sie im Umgang mit den Pferden erlebt. Ich durfte die kleine Herde beobachten, eine der Stuten und den Hengst reiten und vor allem mit den beiden Fohlen herumtüddeln. Ich durfte Soudi kraulen und putzen, bin mit ihm (und seiner Mama natürlich) spazieren gegangen und konnte einfach Zeit mit ihm verbringen. Das heißt: Ich konnte mir ein genaues Bild seiner Kinderstube machen und die war wirklich hervorragend! Auch nach dem Kauf wurde ich über Schmied- und Tierarztbesuche, neu gelernte Übungen und alles Wichtige auf dem Laufenden gehalten und – nicht unwichtig – mir war von Anfang an klar, dass ich Soudis Züchtern auch wirklich trauen kann. Man hört manchmal ja noch den Tipp, dass man unangekündigt oder viel zu früh zu einem „Besichtigungstermin“ kommen sollte, damit die Züchter nicht manipulieren können. Ganz ehrlich: Wo ich soetwas für nötig halten würde, würde ich auch kein Pferd kaufen! Aber dieses Gefühl hatte ich bei Soudis Züchtern natürlich überhaupt nicht. Und jetzt im Nachhinein kann ich wirklich sagen, dass eine intakte Kinderstube einem seinen Job wirklich unheimlich einfach macht. Mit acht Monaten konnte Soudi schon fast alles Basics und ich muss eigentlich nur noch festigen was Soudis Züchter schon behutsam vorbereitet haben. Das ist nicht wirklich schwierig, wenn man ein bisschen Pferdeverstand hat (und den habe ich, denke ich, auch als Nicht-Profi-Reiterin).
Das alles sind Dinge, die die Voraussetzungen für ein unerfahrenes Pferd-Reiter-Paar möglichst günstig machen. In Verbindung mit der obersten Maxime, nämlich seine Grenzen zu kennen und sich Hilfe zu holen, bin ich absolut sicher, dass ich Soudi gerecht werden kann. Sonst hätte ich das auch trotz aller Träumerei nicht gemacht.
So, das lag mir auf dem Herzen – und auch wenn ich mich vor niemandem rechtfertigen werde, wollte ich das doch einmal aufschreiben! 🙂
Was denkst Du über die Kombination junges Pferd – unerfahrener Reiter? Hast Du selbst eigene Erfahrungen gemacht, oder ein Beispiel aus Deinem Stall parat?
11 comments
Bei den akademischen Reitern von Bent Branderup ist es so, dass du nur in die höheren Zirkel aufgenommen wirst, wenn du dein Pferd selbst ausgebildet hast – auch die Neueinsteiger. Unerfahrenes Pferd (zumindest in der Reitweise) und unerfahrener Reiter sind dort eine gängige Kombination, und trotzdem funktioniert es. Dann kommt hinzu, dass viele Reiter nicht mit Eltern beglückt sind, die ihnen von Kindertagen an Ponys und Pferde in den passenden Größen und passendem Ausbildungsstand vor die Tür stellen. Von daher ist der Übergang Reitbeteiligung zu eigenem Pferd ein natürlicher, finde ich. Und dann, und das ist für mich am wichtigsten. Da draußen gibt es SO viele Profis, die sich Pferdeerfahrung ans Revers heften und die auch zweifellos haben. Dennoch würde ich den wenigsten mein Pferd anvertrauen wollen. Weil deren Methoden nicht meine sind. Da können sie noch so viele Schleifen im Schrank haben. Von daher: Ein Jungpferd ausbilden ist bestimmt eine Herausforderung, aber keine, die man nicht hinbekommen kann 🙂
Liebe Nadja,
ach, das ist ja interessant. Das mit Bent Branderup wusste ich noch nicht. Spannend! Und ein sehr guter Beweis dafür, dass es möglich ist, denke ich… ;D
Und diese regelrechte Missachtung, die Reitbeteiligungen in vielen Ställen entgegen gebracht wird, habe ich auch noch nie verstanden. Teilweise habe ich es so schlimm erlebt, dass mit den RBs kaum gesprochen wurde (manche Pferdebesitzer hielten es nicht einmal für nötig zu grüßen). Da gibt es dann eine regelrechte zwei Klassen Gesellschaft in den Ställen. Manchmal sogar eine drei Klassen Gesellschaft, denn die Pferdebesitzer, die Reitbeteiligungen haben (weil sie vielleicht hart arbeiten müssen, um ihr Pferd zu finanzieren), sind natürlich auch die schlechteren Pferdebesitzer… O.o Ich finde das wirklich idiotisch. Natürlich habe ich einige Dinge noch nie gemacht, aber auch auf einen langjährigen Pferdebesitzer kommen immer mal wieder neue Herausforderungen und Erlebnisse zu… Und man kennt ja nunmal auch immer Leute, die man fragen kann.
Und Dein letzter Punkt war auch ein Grund für mich, warum ich mir gewünscht habe ein Jungpferd groß zu ziehen. Klar kann es sein, dass ich Fehler mache, aber dann habe ich das wenigstens selbst verbockt und im Zweifel fällt die Korrektur sogar leichter, weil ich wenigstens weiß was schief gelaufen ist. Und bei einem ausgebildeten Pferd weiß man eben auch nie genau wie es an die Arbeit herangeführt wurde. Ich wollte kein Pferd, dass irgendwann von der Weide geholt und in drei Monaten „fertig ausgebildet“ wurde. Mein Pferd sollte von Anfang an Menschen und die Arbeit mit ihnen als etwas positives erleben. Bei Soudi kann ich sagen, dass das so ist und ich hoffe sehr, dass ich ihm diese wahnsinnig offene und positive Einstellung gegenüber uns Menschen erhalten kann. 🙂 Die Chancen stehen gut, denn wir haben ganz viel Zeit! 🙂
Liebe Sophie,
genau wie du habe ich einen Absetzer zu mir genommen, obwohl ich mit Sicherheit nicht die beste Reiterin bin und auch noch nicht so wahnsinnig viel Erfahrung in der Ausbildung von Jungpferden. Trotzdem habe ich es gewagt. Ich habe genau wie du mir vorher sehr viele Gedanken über Stall, Pferd und auch Züchter gemacht.
Es gab viele Kommentare und die wenigsten davon waren ermunternd, aber ich halte es trotzdem für die richtige Entscheidung.
Wichtig für mich ist mittlerweile auch, dass es für Parcival und mich nicht wichtig ist, ob andere das schneller hinbekommen oder besser. Wir genießen unsere gemeinsame Zeit und das was wir miteinander machen. Dabei ist es für uns beide eigentlich völlig egal wie schnell wir ans Ziel kommen, denn das Ziel ist sowieso, dass wir zusammen eine gute Zeit haben.
Und so schlecht kann es nicht klappen. Letztes Weihnachten gab es bei uns Stallintern einen kleinen Trail an dem ich mit Parcival geführt zum Spaß mitgemacht habe und wir waren tatsächlich die Besten, obwohl wir hier keinerlei Ergeiz hatten.
Ich glaube, wenn man das Ganze mit Herz und Verstand angeht, dann kann man es auch meistern. Solange man bereit ist sich immer wieder selber kritisch zu hinterfragen, denke ich kann es gut funktionieren.
Liebe Grüße
Miriam
Liebe Miriam,
Glückwunsch zum unehrgeizigen Sieg! :)Wenn sich so ein Erfolg ohne Druck einstellt, dann ist das wunderschön! Ich glaube, dass es wichtig ist sich bewusst auf die Herausforderung einzulassen, die vor einem liegt. Und mit dem Zeitaspekt hast Du auch total recht. Ja, kann sein, dass jemand mit mehr Erfahrung das alles viel schneller hinkriegen würde. Aber das ist mir ja auch total egal. Ein Grund warum ich ein Jungpferd haben wollte war ja auch, weil ich eine langsame und schonende Ausbildung für mein Pferd wollte, die seiner Persönlichkeit und Reife entspricht. Ich habe Spaß an jedem einzelnen Tag, ganz egal ob irgendwas neues klappt, oder wir altes wiederholen müssen. Ich habe Ideen, was wir vielleicht mal machen könnten und ein paar Punkte, die (für seine Gesunderhaltung) unbedingt sein müssen, aber um diese Dinge zu erreichen haben wir alle Zeit der Welt. Und ich arbeite nicht mit Soudi, um diese Dinge zu erreichen, sondern weil ich das Zusammensein und die Arbeit mit ihm genieße. Vielen Dank für eure Kommentare, es tut echt gut auch mal Zuspruch zu hören. Ich versuche die Unken zwar auszublenden, aber so ganz gelingt das ja manchmal doch nicht… 😉
Liebe Grüße,
Sophie
wow, wunderschön geschrieben. du sprichst mir aus der seele. genau das was du beschreibst ist auch bei mir der fall. ein fertiges pferd ist keine option für mich. ich mag grpß werden mit dem pferd, es von klein an begleiten und mit ihm alt werden. also einen freun für das leben finden. auch ich habe viele erfahren menschen um mich herum. eigentlich habe ich erstmal abstand von dem gedanken genommen um meine ausbildung zu beenden. doch es ist etwas doofes passiert…ich habe neugieriger weise mal wieder auf ein paar pferdeseiten mir pferde angeschaut. und obwohl ich das schon seit jahren tue ist es erst jetzt geschehen. ich habe mich verliebt…das kleine baby geht mir einfach nicht mehr aus dem kopf. ich werd noch wahnsinnig *kopfschüttel*
Auch ich kann dich sehr gut verstehen und habe ähnlich gehandelt wie du. Als nicht- Profi habe ich mir das 3jährige
Pferd gekauft, welches mich bei der Besichtigung mehrerer Pferde „erobert“ hat. Ein freundlicher, neugieriger aber völlig unerfahrener Wallach. Er war mir auf Anhieb sympathisch und passt vom Charakter prima zu mir 🙂
Inzwischen ist er 5 Jahre alt. Seit 1,5 Jahren begleitet uns 1x wöchentlich unsere Trainerin Claudia.
Regelmäßig unter dem Sattel ist der „Kleine“ seit einem halben Jahr, da er noch etwas Zeit zum wachsen brauchte.
Das finde ich nicht schlimm, da wir alle Zeit der Welt haben. Und was Claudia immer zu mir sagt: „Die Zeit, die ich ihm zu Anfang gebe, dafür bekomme ich ein vertrauensvolles, tolles Pferd geschenkt“.
Und sie hat recht! Juli gibt sich große Mühe und macht alles mit. Dieses Jahr haben wir die ersten externen Wochenend- Tageskurse besucht. Und obwohl er weg von der gesamten Herde und dem heimischen Stall war, hat er prima mitgearbeitet, genau wie die Großen! Letzte Woche haben wir unseren ersten Ausritt gewagt, es war prima! Wir reiten übrigens gebisslos (Dressur).
Momentan läuft es also sehr gut! Und Julian macht mich wahnsinnig stolz!! Aber, was Claudia auch sagt: „Bei der Ausbildung junger Pferde geht es manchmal zwei Schritte vorwärts, aber auch einen wieder zurück! Davon darfst du dich nicht entmutigen lassen!“ Und das stimmt!
Meine Meinung zur Ausbildung des eigenen Jungpferdes als unerfahrener Reiter (der bisher nur Pflegepferde/ RBs hatte) ist folgende:
Wenn man sich seiner Grenzen und seines Könnens bewusst ist und auch nicht zu stolz ist, andere Leute um Rat zu fragen, und an sich zu arbeiten, warum nicht? Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, ein Lebenstraum, den ich mir erfülle! Eine sehr spannende Reise, gemeinsam mit Julian. Trotzdem ist eine Gewissenhaftigkeit erforderlich! Wir haben uns dieses Lebewesen gekauft und sind verpflichtet, uns um das Wohlergehen zu kümmern! Und gerade weil wir nicht die erfahrensten Menschen im Umgang mit Pferden sind, sind wir verpflichtet (zum Wohl unseres Pferdes) an unseren Defiziten zu arbeiten! Ich lese sehr viel. Alles. Über Umgang mit Pferden, Bodenarbeit, reiten, Gesundheit, Pflege, Haltung, … Was ich wirklich wichtig finde (und deshalb noch mal wiederhole): „eben so“ klappt das nicht! Es ist viel Arbeit, es gibt viel zu lernen und manchmal auch umzudenken. Für Menschen, die es auf die leichte Schulter nehmen, ist es meiner Meinung nach nichts und es ist unfair dem Pferd gegenüber. Denn durch Unwissenheit kann Schaden angerichtet werden, was wir nicht wollen.
Beherzigt man dies, ist man auf einem guten Weg – so wie wir! Bevor wir mit dem Reiten anfingen, habe ich mich von vielen Menschen kritisieren lassen müssen. „Wieso so viel Bodenarbeit“, „Warum gehst Du spazieren?? REITEN sollst du auf dem Pferd“, „Meinen habe ich vierjährig das erste mal beim Turnier vorgestellt… hat Du da überhaupt schon mal drauf gesessen?“, “ … traust Dich wohl nicht“ usw. Darüber muss man stehen und sich die Zeit nehmen, die man selbst oder das Pferd braucht. Wir machen alles ganz kleinschrittig und langsam, ja und?! Es fühlt sich gut an, mein Pferd freut sich mich zu sehen und läuft mir auf der Weide immer entgegen 🙂
…Und Claudia, meine (inzwischen) Reitlehrerin ist ein Fan von uns geworden und erzählt manchmal stolz von Juli und mir, wie wir mit viel Arbeit vom Boden ein tolles Team geworden sind! Das macht alle Kritiken wieder gut 😉
Ich wünsche allen Pferdemädchen viel Spaß mit Eurem Pferd! Seid gewissenhaft bei der Sache, vergesst den Spaß nicht und ihr werdet einen tollen Freund gewinnen, der euch wachsen lässt
Hallo Nicole,
Deine Beschreibung klingt ganz, ganz toll und ich kann dem absolut nichts hinzufügen.:) Bei uns ist es ganz genau so. Soudi ist immer freundlich, neugierig und motiviert, selbst wenn er mal (noch) nicht weiß was ich eigentlich von ihm will. Ich finde es klasse, dass ihr euren Weg geht und euch auch von der (albernen) Kritik nicht entmutigen lasst. Daumen hoch! Macht weiter so, Dein Pferd ist offenbar schwer einverstanden mit eurer Art! 🙂
Ganz liebe Grüße,
Sophie
Hallo Chevalie,
ich bin gerade auf deine Beschreibung gestoßen und sie spricht mir aus dem Herzen. Ich konnte mir den Traum vom Reiten erst mit über dreißig erfüllen. Mit meinem Bastiano ging es mir wie dir. Er ist ein Fohlen von meinem jetzigen Stallbesitzer. Gesehen habe ich ihn mit 4 Monaten, da er mit seiner abgemagerten Mutter von der Koppel in den Stall musste, damit seine Mutter aufgepäppelt werden konnte. Er war Frech, neugierig und bei mir Liebe auf den ersten Blick. Nach vielen Schmuseeinheiten, Überlegungen, Für und Wider abwägen habe ich ihn 5 Monate später zum Geburtstag geschenkt bekommen. Jetzt ist er 6 Jahre alt und ein freundlicher, ruhiger und entspannter Wallach geworden.
Auch ich habe mir oft Hilfe und Rat geholt. Bastiano hat bei mir alle Zeit der Welt, da ich einen Freund und Partner haben möchte und kein „Sportgerät“. Ein Pferd muss nicht unbedingt mit 3 Jahren an Turniere teilnehmen, zumindest nicht meins. Bastiano hatte bis jetzt Zeit alles am Boden zu lernen und seit 3 Monaten kann ich ihn in Schritt und Trab frei Reiten. Ein unbeschreiblich schönes Erlebnis. Mit seiner Liebe und seinem Vertrauen bedankt er sich jeden Tag bei mir.
Da ich aber nicht an Selbstüberschätzung leide habe ich mir jetzt Hilfe gesucht und die weitere Ausbildung findet mit Reitlehrerin statt.
Wenn man sein Pferd kennt, beobachtet und auf es hört kann man auch mit wenig Erfahrung vieles Richtig machen!!!
Ich wünsche allen die auch diese Erfahrung erleben durften viel Spass mit Ihrem „Traumpferd“ und eine tolle Freundschaft.
Hallo Steffi, bitte entschuldige, dass ich jetzt erst antworte. Ich war lange inaktiv und gehe gerade all die Kommentare durch, die mir entgangen sind. Das klingt nach einer ganz wunderbaren Geschichte. Wenn man Zeit hat, seine Fähigkeiten und Grenzen einschätzen kann und auf sein Pferd hört, spricht für mich absolut nichts gegen diese Kombination. Ganz viel Freude miteinander auf eurem gemeinsamen Weg!
Liebe Sophie,
auf deinen Artikel, auch wenn er schon einige Zeit her ist, wurde ich erst jetzt aufmerksam. Ich hatte letztes Jahr eine ähnliche Situation wie du vor dem Kauf deines Soudis. Ich war nicht die perfekte Reiterin (und bin es noch nicht) und hatte eine Reitbeteiligung. Damit war ich aber nicht glücklich, weil ich nicht jeden Tag bei diesem Pferd sein durfte und daher die Beziehung nie richtig innig wurde. Als eine befreundete Züchterin meinem Freund und mir dann ihre erste gezogene PRE-Stute anbot, welche ich von Geburt an kannte und liebte, konnte ich nicht Nein sagen. Ich bekam sie mit 4,5 Jahren, bereits angeritten. Als sie im Herbst zu mir kam, machten wir aber einen ganzen Schritt zurück. Ihr fehlte Muskulatur und sie ist noch im Wachstum, außerdem ist sie ist im Kopf noch „Baby“ und hatte mit der Trennung von ihrer alten Herde sehr zu kämpfen und brauchte viel Zeit, um uns als ihre neuen Menschen zu akzeptieren (obwohl wir sie ein Jahr lang regelmäßig besucht haben).
Daher machen wir mit ihr viel Bodenarbeit (was sie kaum kennengelernt hat) und arbeiten an der Beziehung – natürlich mit Trainerin. Viele am alten Stall, wo meine RB steht, schütteln den Kopf und hätten mir ein älteres, erfahrenes Pferd gewünscht, im neuen Stall haben es viele Pferdebesitzer genauso gemacht und haben ganz tolle Beziehungen zu ihren Pferden und geben auch gern Tipps und beruhigen uns, wenn man was nicht gut läuft, weil sie ebenso erlebt haben. Und die kleine Maus macht uns sehr viel Freude.
Wir bilden uns immer weiter, beobachten sie ganz genau und stellen auch Fragen, denken um, wenn etwas mal nicht nach Plan läuft und lassen ihr die Zeit, die sie braucht – und uns auch.
Dein Artikel sprach mir daher sehr aus der Seele und macht mir auch Mut, denn Zweifel sind doch manchmal da, ob das alles so gut durchdacht war …
Liebe Grüße
Bea
Hallo Bea, wie schön, dass ihr es gewagt habt. Ich glaube es hängt immer davon ab was man will. Wenn man möglichst schnell reiten, vielleicht sogar erfolgreich auf Turnieren sein oder jederzeit bedenkenlos ins Gelände gehen können möchte, dann ist die Kombination sicherlich nicht die beste Idee. Aber wenn der Weg das Ziel ist und man die Zeit hat, dass auch mal Dinge nicht sofort klappen oder man für manches halt einfach ewig braucht, dann spricht aus meiner Sicht nichts dagegen – vorausgesetzt man schätzt seine Fähigkeiten und Grenzen realistisch ein. Ich wünsche euch ganz viel Freude auf eurem Weg!